Balthazar: Roman (German Edition)
holen, was du mitnehmen willst. Und ich wette, wir schaffen es bis zum Sonnenaufgang zum Reardon-Wasserfall. Da gibt es Campingplätze und kleine Hütten. Das reicht für den Anfang.«
Balthazar sah sie erstaunt an. »Du willst, dass wir beide dorthin reiten ?«
»Tja, also, ich werde Eb auf keinen Fall hier zurücklassen.« Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Die Vampire mochten ihr ihr Zuhause nehmen, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie ihnen ihr Pferd überließe. »Es gibt genügend Orte, die wir mit zwei Pferden erreichen können. Du müsstest dich natürlich mit Peppermint zufriedengeben. Wir könnten uns irgendwann auch ein Wohnmobil mieten, das uns dorthin bringt, wo wir hinwollen. Nach Westen vielleicht. Irgendwohin, wo wir viel freien Himmel haben und sich keiner zu sehr für uns interessiert, nur um am Ende anderen Leuten von uns zu erzählen, die besser nicht wissen sollten, wo wir stecken.«
»Das ist gut gedacht, aber …« Seine Stimme brach ab, und sie wusste, was ihm auf der Seele lag. Während dieser ganzen Zeit hatte er geglaubt, dass ihre Beziehung irgendwann zu Ende sein würde; er hatte sie irgendwo in Sicherheit bringen wollen, aber in Balthazars Vorstellung war »Sicherheit« gleichbedeutend mit »weit weg von ihm«.
Was Unsinn war, und es wurde höchste Zeit, ihm das klarzumachen.
»Hör mir zu!« Skye schloss ihre Hände um seine Mantelaufschläge und zog ihn näher zu sich heran. Balthazars Gesicht war nun nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. »Du musst gar nicht erst davon anfangen, dass ich ein »normales« Leben führen soll. Nach dem, was geschehen ist, kann ich nicht wieder zur Normalität zurückkehren. Nie wieder. Ich werde immer diese Kräfte haben. Ich werde immer auf der Flucht vor Vampiren sein.« Es sei denn, sie würde sich eines Tages selber in eine von ihnen verwandeln, aber darüber wollte sie im Augenblick nicht nachdenken.
»Wenn du mich jetzt verlässt, dann rettest du mich vor gar nichts. Verstehst du das? Wenn du mich allein lässt, dann deshalb, weil du das möchtest. Wenn du bei mir bleibst, dann, weil du nicht anders kannst.« Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie hinzufügte: »Ich hoffe, du kannst nicht anders.«
Balthazars einzige Antwort bestand darin, sie näher an sich heranzuziehen und sie so lange und innig zu küssen wie noch nie. Als sie ihren Mund unter seinen Lippen öffnete, ließ Skye zu, dass sie sich ihm mit all ihren Sinnen hingab. Sie lehnte sich gegen seine breite Brust und stellte sich vor, dass nichts in der Welt ihnen noch etwas anhaben könnte.
Vielleicht stimmte das sogar, solange sie zusammenblieben.
Als sich ihre Lippen wieder trennten, flüsterte Balthazar mit rauer Stimme: »Ich brauche dich. Ich liebe dich. Ich hätte dich nur verlassen, weil ich geglaubt habe, das wäre das Beste für dich. Weil ich dich so sehr liebe, nicht weil ich dich zu wenig liebe. Verstehst du das?«
Skye nickte. Sie hatte es tief in sich drin immer gewusst. »Und du willst bei mir bleiben?« Der Weg, den sie gemeinsam mit ihm beschreiten wollte, würde für ihn nicht einfacher als für sie sein: immer auf der Flucht, immer in Gefahr, und die Jäger aus seiner Vergangenheit immer auf den Fersen. »Wir werden nicht viel vom Leben haben.«
»Siehst du es denn nicht? Nach vierhundert Jahren werde ich ins Leben zurückkehren.« Balthazar legte Skye die Hand auf die Wange. »Mit dir fühle ich mich wieder lebendig. Nur das zählt.«
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