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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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ihm damit den Arm abzubinden, um die Blutung zu stoppen. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche und telefonierte Notarzt und Verstärkung herbei.
    Währenddessen hatte Werner der blonden Frau Handschellen angelegt.
    Â»Ich nehme Sie hiermit wegen Mordversuchs an Staatsanwalt Berg fest«, zischte er zornig und zerrte sie grob mit sich, auf der Suche nach etwas, woran er sie anschließen könnte. Schließlich rief er: »Claudia, halt doch mal die Lady hier in Schach.«
    Claudia Jung nahm ihre Pistole vom Boden auf und richtete sie auf die Frau, die sie mit einem verächtlichen Lächeln musterte. Werner ging eilig um den Tisch herum und zog dabei seine Jacke aus, die er Benno unter den Kopf schob, nachdem er ihn vorsichtig auf die Seite gedreht hatte.
    Â»Was machst du denn für Sachen, alter Gauner?«, fragte er, bemüht, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen.
    Â»Ich?«, stöhnte Benno und fiel in Ohnmacht.
    Â»Wo bleibt denn bloß der verdammte Notarzt?«, schrie Werner und presste seine Hand auf Bennos Wunde, die immer noch heftig blutete.
    Aus dem Nebenzimmer war ein Poltern und Scharren zu hören, dann öffnete sich die Tür. Tante Kunigundes Kopf erschien in der Öffnung. Sie schaute sich vorsichtig um. Im nächsten Augenblick stürzte sie heraus und sank neben Benno auf die Knie.
    Â»Du lieber Himmel, Benno!«, keuchte sie mit einem Schluchzen.
    Â»Er lebt«, beruhigte Werner sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Â»Noch«, fauchte Kunigunde und rief Frau Kromm gebieterisch zu: »Ich brauche Küchenhandtücher, saubere!«
    Frau Kromm watschelte ins Nebenzimmer und kam mit einem Stapel Handtücher zurück. Kunigunde faltete eines zu einem kompakten Viereck und presste es auf Bennos Wunde.
    Â»Festhalten!«, befahl sie Werner.
    Das nächste Handtuch legte sie zu einer breiten Binde zusammen und band damit die Kompresse fest, so gut es ging.
    Â»Wo bleibt denn bloß …?«, begann Werner erneut.
    Doch gerade da hörten sie das Martinshorn.

37
    Der Notarzt hatte ein betroffenes Gesicht gemacht.
    Â»Das sieht nicht gut aus«, hatte er genuschelt. »Da scheint eine Arterie getroffen zu sein. Er hat bedenklich viel Blut verloren. Und einen Schock hat er auch.«
    Werner war beständig im Weg herumgestanden, weil er seinen Freund nicht aus den Augen lassen wollte, und war schließlich im Krankenwagen mit ins Klinikum gefahren. Er hatte Claudia Jung gebeten, die Erstvernehmung von Rita Gerstner durchzuführen.
    Jetzt, zwei Stunden später, war er zurück in der Polizeidienststelle, mit roten Ohren und fahrigen Händen, aber deutlich beruhigt.
    Â»Herr Berg ist über den Berg«, witzelte er erleichtert. »Es wird noch etwas dauern, bis er wieder auf dem Damm ist, aber das Schlimmste scheint überstanden. Sie haben ihm die Kugel rausoperiert; es ist alles gut verlaufen, er ist jetzt im Aufwachraum, und in ein paar Stunden kann ich ihn wieder besuchen … oder wir zusammen, wenn du mitwillst.«
    Â»Ja, gern. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Dieses Bild, wie er da totenblass und blutend am Boden lag …« Claudia Jung schüttelte sich. »Das wird mich noch lang verfolgen.«
    Sie saßen im Raum neben dem Vernehmungszimmer. Werner hatte sich ein spätes Mittagessen aus der Kantine kommen lassen, Hähnchen mit Kartoffelbrei und Wirsing. Bevor er anfing zu essen, schrieb er etwas auf einen Zettel.
    Â»Claudia, könntest du die Frau Meyer bitten, immer mal wieder diese Nummer anzurufen? Das ist das Handy von Frau Dr.   Tal, Bennos Freundin. Ich hab es schon mehrfach versucht, aber sie hat sich nicht gemeldet. Sie soll mich anrufen, wenn man sie erreicht, damit ich ihr das mit Benno schonend beibringen kann.«
    So ein Unglück hat vielleicht auch eine gute Seite, dachte er, während Claudia Jung den Raum verließ. Das kann Hanna doch nicht ungerührt lassen; das muss die beiden doch wieder zusammenbringen.
    Er war gerade dabei, die letzten Stückchen von seinem Hühnerbein zu zausen, als Claudia Jung zurückkam. Sie ging zur Kaffeemaschine und versuchte, sie auf »Espresso« umzustellen.
    Â»Würdest du mir auch einen machen?«, fragte Werner geistesabwesend.
    Er überlegte, wie schon viele Male während der vergangenen Stunden, wie er hätte verhindern können, dass Benno angeschossen wurde.
    Â»Aber gewiss doch, Herr Erster

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