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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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Stunde.«
    Kunigunde verfiel in eine Art Schockstarre. Informationsfetzen wirbelten durch ihr Gehirn wie Kugeln in der Lostrommel, bevor sie an ihren Platz fallen: Rita Gerstner auf einem Rachefeldzug gegen den Verräter Hans Kromm – ein Toter mit einem Zettel »Lebenslanges Leid dem Verräter« – Hans Kromm im Gefängnis – sein Sohn hier bei der Polizei …
    Die ganze Unruhe der letzten Stunden bündelte sich in ihr zu Energie. Jetzt wusste sie, was sie tun musste.
    Sie ging zum Tresen und forderte mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete: »Bitte bestellen Sie mir sofort ein Taxi.«
    Dann nahm sie ihre Tasche und verließ mit einem knappen Nicken den Raum.
    Während sie draußen auf dem Gehsteig auf das Taxi wartete, vergewisserte sie sich in ihren Aufzeichnungen noch einmal, dass sie die Adresse auch richtig im Kopf hatte. Genau.
    Â»Sieboldstraße 25«, wies sie den Taxifahrer an. »So schnell wie möglich.«
    Benno war äußerst beunruhigt vom Gefängnis zum Gericht zurückgeradelt. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und versuchte mit Hilfe von Notizen, Ordnung in den Wirrwarr von Daten und Assoziationen zu bringen, die in den letzten Stunden über ihn hereingebrochen waren.
    Hans Kromm hatte also seinen Freund Franz Novak an die Stasi verraten, und der war dann zum Tod verurteilt worden. Damit war Kromm auf weitere Nachfragen hin zögerlich herausgerückt.
    Für diesen Verrat hasste Rita Gerstner ihn. Auch wenn Benno unklar war, was sie mit dieser Sache zu tun hatte, so wollte sie jedenfalls dem »elenden Verräter« Schmerz zufügen.
    Auf der anderen Seite hatten sie einen Toten mit einem Zettel »Lebenslanges Leid dem Verräter« in Händen. Diese beiden Puzzlesteine mussten doch einfach zusammenpassen.
    Logischerweise konnte also nur Rita Gerstner die Täterin oder zumindest die Auftraggeberin dieses Mordes sein. Aber warum Martin Kostner? Den hatte Kromm nach eigener Aussage ja kaum gekannt, ja nicht einmal gemocht. Gab es da irgendeine unbekannte Beziehung? Er überlegte sich verschiedene Szenarien und entschied dann, dass er dazu wohl am besten Frau Baumann-Kromm fragen würde. Er notierte sich ihre Adresse.
    Aber was war mit dem verschwundenen Charly Baumann? Hatte den auch Rita Gerstner auf dem Gewissen? Das Ganze ergab einfach kein stimmiges Bild. Er musste als Erstes unbedingt mit Werner sprechen. Er rief in der Polizeiinspektion an und erfuhr, dass Kriminalhauptkommissar Sinz gerade Charly Baumann verhörte.
    Â»Ihr habt Charly Baumann festgenommen? Und warum weiß ich davon nichts?«
    Â»Wir haben versucht, Sie zu verständigen, Herr Staatsanwalt, aber Sie waren nicht zu erreichen.«
    Benno langte automatisch in seine Jackentasche und holte sein Handy heraus. Es war stumm gestellt. Er hatte während der Unterredung mit Hans Kromm nicht gestört werden wollen.
    Er räusperte sich: Ȁh ja, ich hatte einen Termin im Gefängnis.« Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Schreiben Sie bitte Folgendes auf: ›Habe eine neue wichtige Spur im Mordfall M . K . Ich fahre jetzt zu Frau Baumann-Kromm wegen weiterer Informationen. Komme anschließend in der Inspektion bei dir vorbei.‹ Lassen Sie Herrn Sinz diese Nachricht bitte so schnell wie möglich zukommen.«
    Er schloss sein Zimmer ab, unterschrieb um elf Uhr fünfunddreißig im Geschäftszimmer den Antrag für einen Dienstwagen und fuhr in die Sieboldstraße 25.
    Â»Ich brauche einen Kaffee«, knurrte Werner. »Was will uns dieser Baumann eigentlich noch zumuten – schimmernde Geister, die schießen, geheime Unterlagen über Väter, Stasi-Netzwerke –, und du … und Sie ermuntern ihn auch noch dauernd, uns diesen Unfug zu erzählen!«
    Er ging zu der Kaffeemaschine, die freundlicherweise im Vernehmungsnebenzimmer für die Beobachter langwieriger Befragungen aufgebaut war.
    Claudia Jung ging lächelnd auf Werners Versprecher ein: »Wie wäre es, wenn wir ›Du‹ zueinander sagen würden? Wäre doch einfacher.«
    Werner versteckte seine Befriedigung hinter einem Räuspern. Ȁh ja, das würde die Arbeit zweifellos erleichtern.«
    Claudia Jung hielt ihm nicht die Wangen zum Küssen hin; sie nickte.
    Â»Fein. Vielleicht können wir heute Abend ein Bier darauf trinken. Aber zurück zu unserem Fall. Da hat jemand

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