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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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versteckt.
    Kunigunde erkannte sie dennoch sofort und reagierte entschlossen. Sie drängte Frau Kromm in den Flur und warf die Wohnungstür hinter sich zu.
    Keine Kette, verdammt.
    Â»Da draußen steht eine Frau, die Sie wahrscheinlich erschießen will!«, rief sie verzweifelt und schob Frau Kromm vor sich her.
    Aber die wehrte sich und schrie Kunigunde an: »Sind Sie denn völlig verrückt geworden? Was wollen Sie denn nur von mir?«
    Sie stapfte in die der Eingangstür gegenüberliegende Küche, legte wütend den Klopfer neben die Fleischscheiben, die sie gerade bearbeitet hatte, und fauchte: »Ich rufe jetzt die Polizei!«
    Â»Gern«, seufzte Kunigunde. »Von dort komme ich gerade. Aber die werden nicht rechtzeitig hier sein. Bitte, so hören Sie mir doch …«
    Plötzlich erstarrten beide Frauen in der Bewegung und horchten. Es war deutlich zu hören, dass sich jemand mit etwas Metallenem an der Wohnungstür zu schaffen machte.
    Jetzt sprang Kunigundes Angst auf Frau Kromm über. Sie packte Kunigunde am Arm und zog sie in das hinter der Küche liegende Zimmer, im selben Augenblick, als sich die Wohnungstür langsam öffnete.
    Â»Hier kann man absperren«, keuchte sie und drehte den Schlüssel zweimal um.
    Es war ein kleiner Raum mit Bett und Schreibtisch, vielleicht früher einmal die Waschküche. Gemeinsam schoben sie das Bett vor die Tür und schauten sich dann ratlos an. Was nun? Das Zimmer hatte nur ein kleines Fenster.
    Da passt Frau Kromm niemals durch, dachte Kunigunde. Dafür ist sie zu dick. Sie schaute an sich hinunter. Dafür sind wir beide zu dick. Aus diesem Fenster können wir höchstens um Hilfe rufen!
    In diesem Moment krachte der erste Schuss durch die Tür.
    Benno fand schräg gegenüber der Hausnummer Sieboldstraße 25 einen Parkplatz. Er umrundete den Möbelwagen und wunderte sich, dass sowohl die Haustür wie die Wohnungstür der Kromms weit offen standen.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Die folgende Szene erlebte er später in der Erinnerung wie in einem Film wieder und wieder, in Zeitlupe, in lauter einzelnen Bildern: Er betrat den Flur – er sah durch die offene Küchentür den Mann mit der Pistole – er hörte Hilferufe – der Schuss fiel – er rannte in die Küche, ergriff den Fleischklopfer und schlug ihn dem Mann mit aller Kraft auf den Hinterkopf – der Mann fiel um.
    Dann suchte Benno verzweifelt in der Küche nach irgendetwas, womit er den Mann fesseln könnte. Er schnappte sich gerade ein Küchentuch, als er ein schabendes Geräusch hörte und herumfuhr.
    Und wieder verlangsamte sich seine Wahrnehmung bis zur Erstarrung: Der Mann war wieder aufgewacht. Und er war gar kein Mann – unter der Mütze, die sich verschoben hatte, quollen die langen blonden Haare hervor, die den Schlag mit dem Fleischklopfer abgemildert hatten.
    Die Frau kroch auf die Küchentür zu, wohin die Pistole bei ihrem Fall geschliddert war.
    Sie ergriff sie und richtete sich auf.
    Und sie zielte auf Benno.
    Werner und Claudia Jung hatten keine fünf Minuten von der Polizeiinspektion bis in die Sieboldstraße gebraucht.
    Â»Wie praktisch ist so eine Stadt der kurzen Wege«, meinte Claudia Jung und schlug die Autotür zu.
    Der Knall übertönte beinahe ein anderes Geräusch, das wie ein Schuss klang, aber die Hilferufe waren deutlich zu hören. Die beiden Kommissare rannten durch die offene Haustür und zogen ihre Waffen.
    Vor der Wohnung der Kromms verständigten sie sich durch ein Nicken und pressten sich schussbereit rechts und links neben der Tür an die Wand. Dann spähte Werner vorsichtig um die Ecke.
    Er sah etwa fünf Schritte von sich entfernt eine blonde Frau in einem langen Mantel und ihr gegenüber, jenseits des Küchentischs, Benno mit schreckgeweiteten Augen.
    In diesem Moment schoss die Frau.
    Benno stöhnte und fiel zu Boden. An der Wand hinter ihm suchten sich Blutstropfen eine Spur. Mit einem Wutschrei sprang Werner auf die Blonde zu, umklammerte sie von hinten und schlug ihr die Pistole aus der Hand. Claudia Jung rannte um den Küchentisch herum und kniete neben Benno nieder. Er war erschreckend blass und blutete stark, aber er war bei Bewusstsein.
    Â»Oh Gott sei Dank, Sie leben«, stammelte Claudia Jung. »Es ist nur der Oberarm.«
    Sie nahm Benno das Küchentuch aus der Hand und versuchte,

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