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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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aber
nicht in diesem besonderen Fall. Endlich war ich mal mit den Flics einer Meinung.
Aber ich wusch meine Hände nicht in Unschuld wie sie, legte den Fall nicht zu
den Akten. Ich hatte das Gefühl, daß das Mädchen vor Schmerz ein klein wenig
übergeschnappt war. Heute vielleicht schon etwas weniger als zur Zeit des Dramas.
Aber immer noch genug, um irgendeine Dummheit zu begehen. Also mußte man ihren Wahnvorstellungen
beipflichten, um sie dann besser beeinflussen zu können. Sie war einfach zu
sympathisch, als daß ein galanter Mann wie ich nicht versuchen sollte, das
Schlimmste zu verhüten. Solange sie meinte, ich würde hinter dem „Mörder“ ihres
Geliebten herrennen, verhielt sie sich ruhig. Und mit der Zeit würde alles
wieder in Ordnung kommen, das kritische Stadium würde vorübergehen...
    „Aber ich kann Ihnen nicht die
Ergebnisse versprechen, die sie sich erhoffen. Möglicherweise hat Paul
tatsächlich Selbstmord verübt.“
    „Wenn Sie ihn gekannt hätten,
würde Sie nicht so sprechen“, sagte sie mit rührender Überzeugung. „Wir haben
uns zu sehr geliebt, als daß er daran auch nur gedacht hätte.“
    Um das wieder aus ihrem Kopf
herauszuholen, brauchte man einen ausgezeichneten Korkenzieher. Im Moment hatte
ich keinen...
    „Stimmt, ich hab ihn nicht
gekannt. Vielleicht könnten Sie mir einiges über ihn erzählen?“
    Sie legte sofort los. Lieferte
mir von dem Jungen ein derart zuckersüßes Bild, daß es mir ganz schlecht wurde.
Aufmerksam, sanft, zärtlich und sensibel... so sensibel...
    „Ja, ich glaube“, sagte sie
dann noch, „daß ein Schock, eine Erschütterung bei ihm unvorhersehbare
Reaktionen auslösen konnte. Aber wir liebten uns zu sehr ..
    „Ja... als daß er an Selbstmord
gedacht hätte. Lassen wir das jetzt mal beiseite. Haben Sie Ihren... man kann
nicht sagen Verdacht... Ihre Idee... ja, sagen wir Idee... haben Sie über Ihre
Idee mit den Flics gesprochen?“
    „Ja.“
    „Und die haben sich über Sie
lustig gemacht? Sie für verrückt erklärt?“
    „Nicht offen, aber ich bin ja
nicht blöd. Sie haben zu mir gesagt: ,Sie denken mit
dem Herzen. Wir dagegen haben die Wissenschaft auf unserer Seite’.“
    „Wörtlich?“
    „Wörtlich.“
    „Wüßte gerne den Namen des
Flics, der sich so gewählt ausdrückt. War das dieser Masoultre, von dem die
Zeitungen schreiben?“
    „Weiß ich nicht. Vielleicht.“
    „Macht nichts. Werd ihm schon
andere Flötentöne beibringen. Und der Arzt, Pauls Vater, was hält der davon?
Falls Sie auch mit ihm darüber gesprochen haben
    „Er glaubt nicht an ein Verbrechen.
Macht sich Vorwürfe, daß er sich nicht genug um seinen Sohn gekümmert hat, ihm
nicht die nötige väterliche Zuwendung gegeben hat. An ein Verbrechen glaubt er
aber nicht. Allerdings kann auch er kein Motiv für einen Selbstmord finden. Na
ja... kein richtiges.“
    „Nämlich?“
    „Er vermutet, Paul habe den Tod
seiner Mutter nicht verkraftet. Für mich ist das aber keine Erklärung. Erstens
ist seine Mutter schon mehrere Jahre tot. Dann hätte er ziemlich lange
gebraucht, um die Leere in seinem Leben zu bemerken. Er liebte sie, vergötterte
sie. Hat mir oft warmherzig von ihr erzählt. Aber er konnte mit seinem Kummer
fertigwerden. Zweitens hatte ich die Leere ausgefüllt, wenn ich das so sagen
darf. Glauben Sie mir, Monsieur: Paul hat sich nicht umgebracht. Er ist
ermordet worden.“
    Ich war nah dran zu sagen:
„Hoffentlich.“ So sehr hatte sie sich in den Gedanken verrannt. Aber ich hielt
mich zurück, aus lauter Anstand. Denn schließlich, sich selbst umbringen oder
umgebracht werden, das Ergebnis ist dasselbe. Was änderte das an dem
gegenwärtigen Zustand des jungen Mannes? Er befand sich im unterirdischen Reich
der zerfressenden Würmer.
    „Ich werd mir das mal näher
ansehen“, sagte ich laut. „Werd Sie auf dem laufenden halten. Haben Sie eine Adresse?“
    „Hôtel Jean, Rue Valette.“
    „Wohnen Sie dort, oder ist dort
nur Ihr Briefkasten, Ihr Telefon?“
    „Ich wohn da. Haben Sie
gedacht, ich lebe bei meinen Eltern?“
    Ich machte eine möglichst
nichtssagende Geste.
    „Dafür wohnen sie zu weit weg“,
sagte sie. „Auf dem Friedhof von Laplaine, einem hübschen Flecken in der Yonne.
Ich war fünfzehn, als sie gestorben sind. Ein Onkel hat sich um mich gekümmert,
damals... heut übrigens auch noch. Seit zwei Jahren versuch ich mein Glück in
Paris.“
    „Ja. Als Schauspielschülerin.
Wenn ich das richtig verstehe, dann sind Sie im Cours

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