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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Zigarette zu drehen.
    „Sagt mir tatsächlich herzlich
wenig. Jedenfalls im Augenblick.“
    „Inspektor Masoultre wird sich
bestimmt dran erinnern. Er leitete die Ermittlungen. Sein Name stand damals in
den Zeitungen. Kennen Sie ihn?“
    „Er gehört zu den Leuten von
Kommissar Sylvert. Ein prima Kerl.“
    Inzwischen hatte er seine
Zigarette angezündet. Der Rauch verfing sich unter dem Lampenschirm wie in
einem Kamin.
    „Und worum ging es da?“
    „Leverrier, ein Medizinstudent,
ist gewaltsam zu einem Ihrer Kunden geworden. Vor einem Monat.“
    „Warten Sie... so langsam
dämmert’s... Ich hab’s! Quai Saint-Bernard, hm? In einem Auto?“
    „Genau.“
    „Und Masoultre leitete die
Ermittlungen?“
    „Ja.“
    „Und?“
    „Ich würd mich mit dem
Inspektor gern mal über diese Ermittlungen unterhalten. Hab mir gedacht, Sie
könnten mich mit ihm bekanntmachen.“
    „Und warum? Gefallen Ihnen die
Ermittlungen nicht?“
    „Meiner Klientin gefallen sie
nicht.“
    „Ach, Ihrer Klientin?“
    „Ja. Sie sagt, der Junge habe
sich nicht umgebracht, sondern sei ermordet worden.“
    Der Kommissar lachte.
    „Sieh mal einer an! Will die
uns vielleicht erzählen, wie wir arbeiten sollen? Uns im allgemeinen und Masoultre im besonderen? Bei Masoultre fällt sie auf die Schnauze. Von
einigen kleinen Eigenarten abgesehen, hat er unseren Beruf im Blut — ein
scharfer Spürhund. Achtet auf alles. Sag dem kleinen Liebling, er soll sich zum
Teufel scheren.“
    „Ich möchte doch nicht wegen
Polizistenbeleidigung drankommen.“
    „Ich meinte ja auch Ihre
Klientin. Das haben Sie sehr gut kapiert.“
    „Ja. Aber Ihrem Rat folge ich
trotzdem nicht. Das wäre nicht nett.“
    „Ach ja? Vielleicht wollen Sie
den Fall wieder aufrollen und dann selbst die Ermittlungen leiten?“
    „Hätte nichts dagegen.“
    „Scheiße! Soll das heißen, es lohnt
sich? Wollen Sie uns damit wirklich auf den Wecker gehen? Denn natürlich teilen
Sie die Meinung Ihrer Klientin?“
    „Hab ich ihr weisgemacht.
Nachdem ich die Zeitungsberichte darüber gelesen habe, bin ich persönlich davon
überzeugt, daß Paul Leverrier sich umgebracht hat. Aber ich möchte sicher sein.
Deswegen würde ich liebend gerne fünf Minuten mit Inspektor Masoultre sprechen
dürfen. Hab nicht die Absicht, ihm reinzupfuschen. Möchte nur mehr darüber
wissen, aus dem Munde eines... Experten. Mehr als in den Zeitungen darüber
stand und mir meine Klientin erzählt hat. Lohnte sich meiner Meinung nach
nicht, mit ihr weiter darüber zu reden.“
    „Ach, verdammt nochmal! Sie
haben so eine Art, sich Vertrauen zu verdienen und es auch zu bekommen, also
wirklich! Einerseits ist mir das ganz lieb, wohlgemerkt, aber trotzdem...“
    „Meine Klientin war die
Geliebte des Toten. Der Schmerz verwirrt sie. Sie hat im Moment nicht alle
beisammen. Was kostet’s mich schon, ihr beizupflichten, bis sie wieder zur
Besinnung kommt?“
    „Oh, das kostet Sie sicher
nicht viel. Im Gegenteil, wird Ihnen noch was einbringen, Herr Ritter. Ich nehm
doch an, sie zahlt gut... oder wird noch zahlen...“
    Er zwinkerte mir vielsagend zu.
    „In der einen oder anderen
Währung.“
    So sind diese Flics. Sogar die angenehmeren
können sich einfach nicht vorstellen, daß man aus purer Selbstlosigkeit
handelt. Ist ja auch ganz klar: in ihrem Beruf sehen sie nur die schlechten
Seiten der Medaille, die widerliche, gemeine Fratze des Lebens. Den ganzen Tag
lang — und noch die Nacht dazu — lernen sie an zarten Gefühlen nichts als
brutale Gewalt kennen. Sie eilen von einem Verbrechen zum andern, von der in
Scheiben geschnittenen Frau über den Mann, dem das Hirn raushängt, zu dem
durchlöcherten Schwulen. Sie waten durch den Schlamm der Straßen, atmen den
Gestank der Stundenhotels, sehen die schmierigen Wände. Und wenn sie zufällig
mal in ein ordentliches Haus gerufen werden, dann liegt todsicher eine Leiche
in irgendeinem Zimmer rum. Ein Hotelzimmer, auch in einem Luxushotel, auch ohne
viel Blut, aber mit einer noch warmen Leiche geschmückt, das unterscheidet sich
nicht sehr von einer dreckigen Absteige. Kein Wunder, daß eine solche ungesunde
Ernährungsweise Spuren hinterläßt. Natürlich, sie könnten den Beruf wechseln...
    „Mein Lieber“, sagte ich, „das
ist mein Bier.“
    „Dann trinken Sie gefälligst
nicht unser Bier aus, das wir bezahlt haben. Na ja, ich will mal nicht so sein.
Werde versuchen, diesen Masoultre aufzutreiben und ihn hierher zu bitten.
Möchte wissen, warum ich

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