Banalverkehr - Roman
fragt Papa und zieht sich den weinroten Morgenmantel vor dem Bauch zu. Von wegen , der Weihnachtsmann ist tot .
»Ich brauche mal ein paar Tage für mich alleine«, sage ich, während ich Muschis Katzenkorb in der Diele abstelle. Ich bin zu Hause. Ein guter Ort.
Kapitel 12 – ◀ ◀
Edo ruft nicht an und schreibt auch keine SMS . Und das, obwohl ich nun schon seit zwei Tagen weg bin. Arschloch.
»Jetzt sag doch endlich, was los war«, drängt Mama, doch ich bleibe stumm. Die ganze Sache ist mir peinlich, so peinlich, dass ich allein schon beim Gedanken daran, wie ich mich anscheinend ein Jahr lang, ein (!) Jahr (!) lang (!), permanent zum Idioten gemacht habe, rot anlaufe. Deswegen trage ich, seitdem ich hier bin, grundsätzlich eine extra Schicht foundation auf. Wirkt wunderbar absorbierend, und dass ich mich schäme, merke ich nur noch, weil meine Ohren heiß werden. Vielleicht sollte ich sie ab morgen mitschminken.
»Soll ich dir Milchreis kochen?«, versucht Mama es noch mal anders, und natürlich kriegt sie mich so. Zumindest kriegt sie ein Nicken. Und während sie am Holzofenherd steht und einheizt, erinnere ich mich wieder an früher. An die Sonntage und an das beste Gulasch der Welt. An die Akne-Quelle und das aufregende Leben, das die Barbies an meiner Stelle geführt haben.
»Edo liebt mich leider gar nicht«, sage ich nach einer Weile in einem möglichst gleichgültigen Tonfall. Ich will jetzt nicht ausflippen. Nicht vor Mama. Ich muss mich zusammenreißen.
Sie wirbelt herum, mit einem Holzlöffel in der Hand, und reißt die Augen auf. »Was?«
»Er hat es mir gesagt. Wir waren nur zusammen, weil ich ein Kind von ihm kriege.« Mama fängt an, am Holzlöffel herumzukauen. Ich schätze, das macht sie unbewusst, weil es sie drängt, etwas zu sagen, aber sie weiß nicht, was.
»Du musst den Reis in den Topf schütten«, bemerke ich. Mama schüttelt den Kopf, dreht sich dann wieder zum Herd um und gibt den Reis in den Topf.
»Es tut mir leid, Mama«, sage ich zu ihrem Rücken, denn ich glaube, es muss sehr wehtun, zu hören, dass das eigene Kind scheinbar nicht liebenswert genug ist.
»Nein, mir tut es leid, Püppchen. Ich hätte mir etwas Anderes für dich gewünscht. Aber wenn er doch eigentlich gar keine Familie mit dir will, warum hat er das nicht einfach von Anfang an gesagt?«
»Weil er ein Wichser ist!«, bricht es doch noch aus mir raus und ich haue dabei so fest mit der Faust auf den Tisch, dass Mama vor Schreck den Kochlöffel fallen lässt. »Dieser …« Warum fallen einem in wichtigen Momenten eigentlich nie gute Schimpfwörter ein? »Dieser, also, dieser Wichser!«
Mama fängt ein bisschen an zu weinen. Ich tue ihr leid. Das macht mich irgendwie noch wütender. Edo ist schuld daran, dass meine Mutter mich bemitleiden muss. Ich hoffe bloß, sie fragt sich nicht auch noch, was sie bei der ganzen Sache falsch gemacht haben könnte. Mütter fragen sich ja immer, was sie falsch gemacht haben.
»Und nun?«, fragt Papa, als wir am Tisch sitzen und essen.
»Weiß! Ich! Noch! Nicht!«, schnippt es aus mir heraus. Im Normalfall würden ein paar Tage reichen, um mir die Wunden zu lecken. Ein paar Tage, ein bisschen Alkohol und die vermutlich nächste fixe Idee, um mich abzulenken. Aber ich bin schwanger, und da kann man ja irgendwie nur bedingt zurückspulen und von vorne beginnen. Scheiße. Mein Gehirn stänkert irgendwas von »selber schuld«, und ich nehme mir vor, ihm aus Rache ein paar seiner Zellen totzusaufen, sobald ich nicht mehr schwanger bin.
Am dritten Tag, die Sendung ist ja eigentlich längst vorbei und läuft höchstens noch als Wiederholung in meinem Kopf, drückt Edo völlig unerwartet den Buzzer und will f) einloggen. F) wie, fuck, bitte geh nicht, ich liebe dich! Das heißt, er steht vor der Tür meiner Eltern und will mich nach Hause holen. Er sagt, es sei alles ein Irrtum gewesen, also war es vielleicht doch eher g) wie, gar nicht so gemeint .
»Wie sollte ich dich denn nicht lieben, nach allem, was wir durchgemacht haben?«, fragt er, und irgendwie hätte ich jetzt total gerne, dass er auf die Knie geht. Aber er bleibt stehen, ist ja auch okay, immerhin hat er wenigstens so etwas wie »ich liebe dich« gesagt, und es klang eigentlich ganz glaubwürdig. Trotzdem: So leicht kriegt er mich natürlich nicht. Ich bin immer noch wütend und will mich gebührend feiern lassen.
»Puppe, ich meine, wie soll es denn nun weitergehen?«
A) oder b)? So eine Situation haben wir
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