Band 1 - Blutspur
strahlenden Lächeln.
Ich unterdrückte ein Schaudern. Sie sah aus wie ein Mensch; wie eine reiche, begehrenswerte Frau. Mir wurde plötzlich klar, dass dies ein Jagddress war.
Ivy sah meinen entsetzten Blick und wurde unnatürlich ruhig. Ihre Pupil en weiteten sich, und mein Puls begann zu rasen. Das schreckliche Schwarz ergriff Besitz von ihr, als ihre Instinkte geweckt wurden. Die Küche verschwand aus meinem Bewusstsein. Obwohl sie sich auf der anderen Seile des Raums befand, schien Ivy plötzlich unmittelbar vor mir zu stehen. Ich fühlte, wie mir abwechselnd heiß und kalt wurde. Sie zog mich mitten am Nachmittag in ihren Rann.
»Rachel. .«, flüsterte sie dunkel, »du brauchst keine Angst zu haben.«
Ich atmete schnel und flach. Angstlich zwang ich mich dazu, mich abzuwenden, sodass ich fast mit dem Rücken zu ihr stand. Verdammt, verdammt, verdammt! Das war nicht meine Schuld, ich hatte nichts getan! Sie war so normal gewesen. . und dann das? Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Ivy, die bewegungslos dastand und um ihre Selbstbeherrschung kämpfte. Wenn sie sich bewegte, würde ich aus dem Fenster springen. Aber sie bewegte sich nicht.
Langsam normalisierten sich meine Atmung und mein Puls, und ihre Anspannung ließ nach. Mit jedem meiner kontrol ierten Atemzüge zogen sich ihre Pupil en ein Stückchen weiter zusammen. Schließlich strich ich mir das Haar aus dem Gesicht und gab vor, mir die Hände zu waschen, und sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl fal en. Angst war ein Aphrodisiakum für ihren Hunger, und ich hatte sie, ohne dass es mir bewusst gewesen wäre, damit gefüttert.
»Ich hätte das hier nicht noch einmal anziehen dürfen«, sagte sie bedrückt. »Ich werde im Garten warten, während du deinen Zauber aktivierst.« Ich nickte und sie schwebte zur Tür, deutlich bemüht, sich mit normaler Geschwindigkeit zu bewegen. Trotzdem bemerkte ich erst, dass sie aufgestanden war, als sie schon fast den Flur erreicht hatte.
»Und Rachel«, sagte sie sanft, als sie auf der Türschwel e stehen blieb. »Sol te ich jemals rückfäl ig werden, bist du die Erste, die es erfährt.«
18
»Ich glaube nicht, dass ich den Gestank aus diesem Sack jemals aus meiner Nase kriege.« Jenks atmete dramatisch die kühle Nachtluft ein.
»Handtasche«, versuchte ich zu korrigieren, aber es wurde nur ein nichtssagendes Quieken. Ich hatte sofort erkannt, wonach es in der Handtasche von Ivys Mutter roch, und bei dem Gedanken, dass ich darin einen Großteil des Tages verbracht hatte, wurde mir ganz anders.
»Hast du so was schon mal gerochen?«, fuhr Jenks unbekümmert fort. »
»Jenks - halt die Klappe!« Quiek, quiek, zwitscher. Ich wol te nicht unbedingt wissen, was ein Vampir bei der Jagd so bei sich trug. Krampfhaft versuchte ich, Tafel 6.1 aus meinem Kopf zu verbannen.
»Nein«, meinte er gedehnt, »es war eher moschusartig, metal isch - oh.«
Glücklicherweise war die Nachtluft frisch und angenehm,
.letzt, um kurz vor zehn, lag der intensive Duft feuchter Vegetation über Trents öffentlichen Gartenanlagen und hinter den Bäumen konnte man die schmale, silberne Mondsichel ausmachen. Jenks und ich hatten uns in einem Gebüsch hinter einer Steinbank versteckt. Ivy war schon lange weg.
Sie hatte es geschafft, die Handtasche unter der Bank zu verstecken, indem sie eine Ohnmacht vortäuschte. Nachdem sie ihre Benommenheit einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel zugeschrieben hatte, war ungefähr die Hälfte der anwesenden Männer zum nächsten Kiosk gerannt, um ihr Süßigkeiten zu besorgen. Ich hatte fast unsere Tarnung ruiniert, da Jenks' anhaltende Parodie des Geschehens mich immer wieder zum Lachen reizte. Ivy war schließlich mit einer Entourage aus besorgten Männern verschwunden. Ich wusste nicht, ob ich die Leichtigkeit, mit der sie die Männer rumkriegte, besorgniserregend oder amüsant finden sol te.
»Das al es hier fühlt sich so falsch an wie Onkel Vamp auf einer Sweet Sixteen Party«, meinte Jenks, als er sich aus dem Schatten löste und den Weg betrat. »Ich habe den ganzen Nachmittag keinen einzigen Vogel gehört. Auch keine Fairies oder Pixies.« Er spähte unter seinem Hut hervor auf das vor ihm aufragende Dickicht.
»Lass uns gehen«, quiekte ich und schaute den verlassenen Weg entlang. Al es war grau in grau und ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt.
»Ich denke nicht, dass es hier überhaupt Fairies oder Pixies gibt«, fuhr Jenks fort. »Und ein Garten von dieser Größe könnte vier
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