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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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weiter, bis ein bekannter Geruch mich alarmiert anhalten ließ: Earl Grey Tee.
    Ich stand bewegungslos im Schatten einer Waldlilie und suchte nach weiteren menschlichen Gerüchen. Bis auf das Geräusch der nachtaktiven Insekten war al es stil . »Da drüben«, hauchte Jenks, »steht eine Tasse auf einer Bank.« Er rutschte von mir runter und verschmolz mit den Schatten.
    Mit zuckenden Schnurrhaaren schob ich mich weiter vor, wobei ich auf jedes Geräusch achtete. Der Hain war menschenleer. Mit einer geschmeidigen Bewegung lief ich an der Bank hinauf. In der Tasse befand sich ein kleiner Rest Tee, und ihr Rand war mit Tau bedeckt. Dass sie hier einfach so herumstand, war genauso aufschlussreich wie die Veränderung der Vegetation: Wir hatten die öffentlichen Grünanlagen verlassen und befanden uns nun in Trents Hinterhof.
    Jenks thronte stirnrunzelnd auf dem Griff der Tasse.
    »Nichts!«, beschwerte er sich. »Ich kann überhaupt nichts riechen. Ich muss ins Haus rein.«
    Ich sprang von der Bank und landete gekonnt. Der Gestank von Wohnstätten kam von links, also folgten wir dem schmutzigen Weg, der durch den Farn führte. Schon bald wurde der Geruch nach Möbeln, Teppichen und Elektronik intensiver, und so war es keine Überraschung, als ich schließlich eine überdachte Terrasse entdeckte. Ich schaute hoch und entdeckte ein Spalier, an dem Weinranken emporkrochen. Ihr Duft kämpfte gegen den Gestank der Menschen an.
    »Rachel, warte!«, rief Jenks und zog mich am Ohr, als ich auf eines der bemoosten Bretter treten wol te. Etwas berührte meine Tasthaare, und ich schreckte zurück. Ich versuchte, es mit den Tatzen wegzureiben, aber es war zu klebrig. Es blieb an meinen Pfoten hängen, und versehentlich verklebte ich mir Ohren und Augen. Verängstigt setzte ich mich auf die Hinterpfoten. Ich saß fest!
    »Nicht dran reiben, Rachel«, sagte Jenks warnend. »Halt stil .«
    Aber ich konnte doch nichts sehen! Ich versuchte zu schreien, aber auch meine Schnauze war verklebt. Der Geruch von Äther glitt durch meinen Hals. Ich begann panisch um mich zu schlagen und hörte ein zorniges Summen. Ich bekam kaum Luft. Verflucht noch mal, was war das für ein Zeug?
    »Verdammt, Morgan«, zischte Jenks, »hör auf, mich zu schlagen. Ich wil dich doch nur von dem Mist befreien.«
    Ich bezwang meine Instinkte und presste mich an den Boden. Eine meiner Tatzen klebte an den Schnurrhaaren, und fast hätte ich mich im Dreck gewälzt, um den Schmerz zu lindern.
    »Okay.« Ich spürte den Lufthauch von Jenks' Flügeln. »Ich werde jetzt dein Auge berühren.«
    Meine Tatzen zuckten, als er das Zeug von meinem Augenlid abzog. Er arbeitete sanft und geschickt, aber trotzdem kam es mir so vor, als risse er mir das Lid gleich mit ab. Doch dann hatte er es geschafft, und ich konnte endlich wieder sehen. Mit einem Auge beobachtete ich, wie Jenks mit seinen Händen einen kleinen Bal formte. Er verlor glühenden Pixiestaub. »Besser?«
    »Scheiße, ja«, quiekte ich. Es kam noch undeutlicher raus als sonst, da meine Schnauze immer noch zusammenklebte.
    Jenks warf den Bal weg. Es war das klebrige Zeug, durch eine Staubschicht unbrauchbar gemacht. »Wenn du stil hältst, habe ich dich schnel er von dem Rest befreit, als Ivy jemanden in ihren Bann ziehen kann.« Er griff in mein Fel und verwandelte das Zeug in kleine Bäl e. »Sorry«, sagte er, als er schmerzhaft an meinem Ohr zerrte, »aber ich habe dich gewarnt.«
    »Was?«, zirpte ich, und diesmal schien er mich zu verstehen. »Ich habe dich vor diesem Scheiß hier gewarnt.«
    Eine Grimasse schneidend, zog er erneut und riss mir dabei ein Büschel Haare aus. »Genau so bin ich gestern gefangen worden.« Jenks war richtig sauer. »Trent hat in der Lobby kurz über Menschenhöhe Haftseide anbringen lassen. Das Zeug ist verdammt teuer. Erstaunlich, dass er es auch noch woanders benutzt.« Jenks flitzte auf meine andere Seite. »Es ist ein Abwehrmittel gegen Pixies und Fairies. Man kann es loswerden, aber das dauert. Ich wette, das ganze Grünzeug ist damit überzogen. Darum gibt es auch nichts Geflügeltes hier.«
    Zum Zeichen, dass ich verstanden hatte, zuckte ich mit dem Schwanz. Natürlich hatte ich schon von Haftseide gehört, aber nie getlacht, dass ich einmal reinrennen würde.
    Für jeden, der größer war als ein Kind, fühlte sie sich an wie normale Spinnweben. Endlich war Jenks fertig, und ich fasste mir an die Nase, um zu prüfen, ob sie noch ihre alte l;orm hatte. Der Pixie nahm seinen

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