Band 1 - Blutspur
Natürliche, unanfechtbare Dominanz.
Diese Verwandlung faszinierte mich. Trents Ausstrahlung war mit der Aura eines Vampirs nicht zu vergleichen.
Sie war wie dunkle Schokolade - stark, bitter und schmierig, mit einem unangenehmen Nachgeschmack.
Vampire nutzten Angst, um sich Respekt zu verschaffen -
Trent verlangte ihn einfach. Und soweit ich sehen konnte, war ihm noch nie der Gedanke gekommen, dass er ihm verweigert werden könnte.
»Sie hat Sie benutzt, um an mich ranzukommen«, flüsterte er und starrte Francis in die Augen. »Das ist unentschuldbar.«
Francis hing in seinem Stuhl, das Gesicht verzerrt und die Augen weit aufgerissen. »Es. . es tut mir leid«, stotterte er.
»Das wird nie wieder passieren.«
Mit der Faszination des Schreckens beobachtete ich, wie Trent tief Luft holte. Vom Aquarium kam ein platschendes Geräusch, als der gelbe Fisch an die Oberfläche sprang.
Meine Nackenhaare stel ten sich auf und mein Puls raste.
Etwas ging von Trent aus, so substanzlos und ungreifbar wie ein Hauch von Ozon. Sein Gesicht wurde leer und wirkte auf einmal vol kommen alterslos. Nebel umgab ihn, und ich fragte mich entsetzt, ob er Energie aus dem Jenseits zog. Um das zu können, hätte er eine Hexe oder ein Mensch sein müssen. Und ich war mir sicher, dass er keins von bei-dem war.
Ich riss mich von Trents Anblick los und konzentrierte mich stattdessen auf Jonathan. Er stand noch immer hinter Francis und beobachtete Trent mit einer Mischung aus Überraschung und Besorgnis. Sogar er hatte nicht mit einem solchen Ausbruch gerechnet. Ängstlich hob er seine Hand, als wol e er protestieren.
Es schien, als reagiere Trent darauf, denn seine Augen zuckten kurz und er atmete langsam aus. Der Fisch versteckte sich hinter den Koral en. Mit einem unangenehmen Kribbeln glättete sich mein Fel . Jonathans Finger zitterten und er bal te sie zu Fäusten. Trents Blick war noch immer auf Francis gerichtet. »Da bin ich mir ganz sicher.«
Seine Stimme war rau, aber trotzdem hypnotisierend.
Zitternd kauerte ich mich zusammen, wo ich gerade stand.
Was zur Höl e war hier nur geschehen, oder besser, beinahe geschehen?
»Was gedenken Sie jetzt zu tun?«, fragte Trent.
»Sir?« Francis' Stimme war brüchig.
»Das habe ich mir gedacht.« Trents Finger zitterten vor unterdrückter Wut. »Nichts werden Sie tun. Die LS.
beobachtet Sie im Moment viel zu genau. Damit verlieren Sie al erdings an Nutzen.«
»Mr. Kalamack! Warten Sie! Sie haben recht, die I. S.
beobachtet mich, aber dadurch kann ich sie doch ablenken, sie von den Docks fernhalten. Wenn ich noch eine Brimstoneladung auffliegen lasse, bin ich für die wieder sauber und kann sie zur gleichen Zeit in die Irre führen.« Francis rutschte wieder vor bis zur Stuhlkante. »Und Sie können dann Ihre. . Waren transportieren«, schloss er schwach.
Waren?, dachte ich. Warum sagte er nicht einfach Biodrogen? Meine Schnurrhaare zuckten. Francis lenkte die LS. mit ein bisschen Brimstone ab, während Trent in der Zwischenzeit das profitable Zeug verschob. Wie lange ging das schon so? Arbeitete Francis etwa schon seit Jahren für Ihn?
»Mr. Kalamack?«, flüsterte er.
Trent legte die Fingerspitzen zusammen, als sei er tief in Gedanken versunken. Hinter ihm runzelte Jonathan die Stirn, seine Besorgnis war fast verschwunden.
»Sagen Sie mir nur, wann«, bettelte Francis und lehnte sich noch weiter vor. Trent brauchte Francis nur anzusehen, und schon rutschte er wieder zurück. »Ich vergebe keine Chancen, Percy, ich nehme Gelegenheiten wahr.« Er zog den Terminkalender zu sich heran und blätterte einige Tage weiter. »Ich habe eine Ladung für Freitag, in den Südwesten.
Letzter Flug nach L.A. vor Mitternacht. Sie finden die übliche Menge in einem Schließfach am zentralen Busbahnhof. Und diesmal darf es keinerlei Verbindung zu mir geben. Mein Name ist in letzter Zeit schon viel zu oft in den Zeitungen aufgetaucht.« Francis sprang erleichtert auf. Er bewegte sich auf Trent zu, als wol te er seine Hand schütteln, überlegte es sich nach einem Blick auf Jonathan aber anders. »Vielen Dank, Mr. Kalamack«, plapperte er. »Sie werden es nicht bereuen.«
»Das kann ich mir auch nicht vorstel en.« Trent blickte erst zu Jonathan, dann auf die Tür.
»Einen schönen Nachmittag noch«, sagte er abschließend.
»Ja, Sir, den wünsche ich Ihnen auch.«
Ich hatte das Gefühl, ich müsste mich übergeben, als Francis aus dem Zimmer stürzte. Jonathan blieb im Türrahmen stehen
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