Band 1 - Blutspur
und beobachtete Francis, der den Frauen im Flur widerwärtige Avancen machte.
»Mr. Percy ist inzwischen mehr eine Belastung als ein Gewinn für uns«, stel te Trent müde fest.
»Ja, Sa'han«, stimmte Jonathan zu. »Ich rate Ihnen dringend, ihn von der Gehaltsliste zu entfernen.«
Ich schluckte. Francis verdiente es nicht, zu sterben, nur weil er dämlich war.
Trent massierte sich die Stirn. Schließlich antwortete er:
»Nein, ich werde ihn behalten, bis ich einen passenden Ersatz gefunden habe. Und eventuel habe ich mit Mr. Percy noch etwas anderes vor.«
»Wie Sie wünschen, Sa'han«, sagte Jonathan und schloss behutsam die Tür hinter sich.
20
»Hier, Angel«, lockte Sara Jane und schob eine Karotte durch die Gitterstäbe meines Käfigs. Ich reckte mich, um sie zu nehmen, bevor die Sekretärin sie fal en lassen konnte.
Espenspäne verbesserten den Geschmack nicht gerade.
»Danke«, fiepte ich. Ich wusste, dass sie mich nicht verstehen konnte, musste aber dennoch etwas sagen. Die Frau lächelte und steckte vorsichtig ihre Finger in den Käfig.
Da ich davon ausging, dass ihr das gefal en würde, berührte ich sie mit meinen Tasthaaren.
»Sara Jane?«, fragte Trent vom Schreibtisch her und die kleine Frau drehte sich schuldbewusst zu ihm um. »Ich habe Sie eingestel t, damit Sie mein Büro leiten, und nicht als Zoowärter.«
»Entschuldigen Sie, Sir. Ich wol te nur die Gelegenheit nutzen, um meine irrationale Angst vor Ungeziefer loszuwerden.« Sie strich ihren knielangen Baumwol rock glatt. Er war zwar nicht so schick oder geschäftsmäßig wie der Anzug, den sie beim Einstel ungsgespräch getragen hatte, aber immerhin neu. Eben genau das, was ein Mädchen vom L.and erwartungsgemäß am ersten Arbeitstag trug.
Völ ig ausgehungert kaute ich an der Karotte herum, die von Sara Janes Mittagessen übrig geblieben war. Ich war halb verhungert, da ich mich weigerte, das fade Trocken-lutter zu essen. Was ist los, Trent?, dachte ich. Eifersüchtig?
Trent rückte seine Bril e gerade und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Papierkram. »Wenn Sie damit fertig sind, Ihre irrationalen Ängste zu bekämpfen, möchte ich, dass Sie runtergehen in die Bibliothek.«
»Ja, Sir.«
»Der Bibliothekar hat einiges an Material für mich zusammengestel t. Ich möchte aber, dass Sie es noch einmal durchgehen. Bringen Sie nur das mit, was Ihnen wirklich relevant erscheint.«
»Sir?«
Trent legte seinen Stift zur Seite. »Es handelt sich um Informationen bezüglich der Zuckerrübenindustrie.« Er lächelte sie an, sein Gesicht vol aufrichtiger Wärme. Ich fragte mich, ob er sich diese Miene hatte patentieren lassen.
»Es könnte sein, dass ich auf diesem Gebiet aktiv werde.
Deswegen muss ich mich ausreichend einarbeiten, um eine ausgewogene Entscheidung fäl en zu können.«
Sara Jane strahlte und strich sich das lange Haar hinters Ohr. Anscheinend ahnte sie, dass Trent die Farm ihrer Familie kaufen wol te. Du bist gar nicht so dumm, Frau, dachte ich düster. Und jetzt denk mal einen Schritt weiter. Trent wird deine Familie besitzen. Dann gehörst du ihm - mit Haut und Haaren.
Sie drehte sich wieder zu meinem Käfig um und warf ein letztes Stück Sel erie hinein. Ihr Lächeln verschwand und machte einem sorgenvol en Ausdruck Platz. Es hätte niedlich gewirkt auf ihrem kindlichen Gesicht, wäre da nicht die greifbare Gefahr für ihre Familie gewesen. Sie schien etwas einwenden zu wol en, überlegte es sich dann aber anders.
»Ja, Sir. Ich werde Ihnen das gewünschte Material sofort zusammenstel en.«
Sara Jane schloss die Tür hinter sich, und ihre Schritte verklangen im Korridor. Trent warf einen misstrauischen Blick auf die Tür, als er nach seiner Teetasse griff: Earl Grey - kein Zucker, keine Milch. Sol te er dem gleichen Muster folgen wie gestern, kamen jetzt Telefongespräche und Papierkram bis sieben. Dann gingen die letzten Angestel ten nach Hause.
Wahrscheinlich war es einfacher, in seinem Büro il egale Drogentransporte zu organisieren, wenn niemand da war, der einem dabei über die Schulter schauen konnte.
Trent war an diesem Nachmittag mit frisch gekämmten Haaren und dem Geruch von Frischluft aus seiner dreistündigen Mittagspause zurückgekehrt. Er wirkte frisch und ausgeruht. Ich vermutete fast, dass er in seinem Privatbüro ein kleines Nickerchen gemacht hatte.
Warum nicht?, dachte ich und streckte mich in der Hängematte aus, die in meiner Zel e hing. Er war reich genug, um seine Arbeitszeiten
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