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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Botschaft auch ankam.
    Jonathan runzelte die Stirn, holte aus und schlug mit seiner Mappe gegen den Käfig.
    Ohne auf meine Schmerzen zu achten hechtete ich nach vorne und kral te mich mit gefletschten Zähnen an das Gitter.
    Erschrocken wich er zurück. Rot vor Wut holte er erneut aus.
    »Jon«, mahnte Trent sanft. Obwohl seine Stimme kaum lauter war als ein Flüstern, erstarrte Jonathan. »Du vergisst deine Stel ung. Lass Ms. Morgan in Ruhe. Wenn du sie falsch einschätzt und sie sich wehrt, ist das deine Schuld und nicht ihre. Du hast diesen Fehler schon früher gemacht.«
    Außer mir vor Zorn ließ ich mich auf den Boden des Käfigs fal en und knurrte. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich knurren konnte, aber plötzlich war es da. Langsam lockerte sich Jonathans verkrampfte Hand. »Es ist meine Aufgabe, Sie zu beschützen.«
    »Ms. Morgan ist momentan wohl kaum in der Lage, jemandem etwas anzutun. Also hör auf damit.«
    Ich sah von Trent zu Jonathan und registrierte, wie der ältere Mann Trents Zurechtweisung widerspruchslos akzeptierte. Ganz offensichtlich hatte Trent hier das Sagen.
    Aber bedachte man Jonathans missbil igenden Blick, als Trent an seiner Bril e kaute, machte es den Eindruck, als sei das nicht immer so gewesen. Ich fragte mich unwil kürlich, ob Jonathan an Trents Erziehung beteiligt gewesen war, nachdem erst seine Mutter und dann sein Vater gestorben waren.
    »Ich bitte um Vergebung, Sa'han«, sagte Jonathan und senkte dabei tatsächlich den Kopf.
    Trent wandte sich wortlos wieder seiner Arbeit zu. Obwohl er ganz offensichtlich entlassen war, wartete Jonathan, bis Trent wieder aufblickte. »Gibt es noch etwas?«
    »Ihr 8.30 Termin ist zu früh«, antwortete Jonathan. »Sol ich Mr. Percy vorlassen?«
    »Percy«, quiekte ich, woraufhin Trent zu mir herübersah.
    Doch nicht Francis Percy!
    »Ja, ich bitte darum.«
    Na toll, dachte ich, als Jonathan in den Flur verschwand und die Tür hinter sich schloss. Francis' verhinderte Unterredung. Nervös tigerte ich im Käfig auf und ab. Meine Muskeln lockerten sich langsam, und die Bewegung tat mir trotz der Schmerzen gut. Als ich feststel te, dass Trent mich weiterhin anstarrte, blieb ich stehen. Unter seinem fragenden Blick verzog ich mich wieder in die Hütte, irgendwie beschämt.

    Als ich meinen Schwanz um mich legte, um damit meine Nase zu wärmen, beobachtete Trent mich immer noch. »Sie dürfen es Jon nicht übel nehmen«, sagte er gelassen. »Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst - und das sol te er auch.
    Wenn Sie ihn zu weit treiben, wird er Sie töten. Lassen Sie uns hoffen, dass ich Ihnen nicht dieselbe Lektion erteilen muss wie ihm.«
    Ich zeigte ihm die Zähne. Von ihm musste ich mir nun wirklich keine väterlichen Ratschläge anhören.
    Eine weinerliche Stimme lenkte unser beider Aufmerksamkeit auf den Flur. Francis. Ich hatte ihm erzählt, dass ich mich in einen Nerz verwandeln konnte. Wenn er eins und eins zusammenzählte, war ich so gut wie tot. Sogar noch toter, als ich sowieso schon war. Er durfte mich also auf keinen Fal sehen. Offensichtlich war Trent derselben Meinung.
    »Hmm, ja«, sagte er und stand hastig auf, um eine seiner Topfblumen so zu positionieren, dass sie meinen Käfig verdeckte. Es war eine Blattfahne, die es mir ermöglichte, zwischen den Blättern hindurchzusehen, ohne selbst gesehen zu werden. Als es an der Tür klopfte, rief Trent:
    »Kommen Sie herein.«
    »Nein, also wirklich«, sagte Francis, als Jonathan ihn fast in den Raum stieß. Aus meinem Versteck heraus beobachtete ich, wie Francis schwer schluckte, als er Trents Blick begegnete. »Äh, hal o, Mr. Kalamack«, stammelte er und blieb unbeholfen stehen. Er sah noch ungepflegter aus als sonst: Einer seiner Schnürsenkel hatte sich gelöst und lugte unter der Hose hervor, und sein Stoppelbart war von einigermaßen erträglich zu einfach nur hässlich angewachsen. Sein schwarzes Haar klebte an seinem Kopf und unter seinen schielenden Augen waren dunkle Ringe.
    Wahrscheinlich war Francis gar nicht im Bett gewesen, da der Termin nach Trents Belieben vereinbart worden war und nicht nach dem der LS.
    Trent machte es sich wortlos hinter dem Schreibtisch bequem. Er wirkte wie ein Raubtier, das neben einem Wasserloch in Wartestel ung geht.
    Francis sah unsicher auf Jonathan. Dann hörte man das knisternde Geräusch von Polyester, als er die Ärmel seines Jacketts erst hoch- und dann wieder runterzog. Schließlich rutschte er auf die äußerste Kante eines Stuhls, wobei

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