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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dich sowieso mal was fragen.«
    Sie nickte und schubste ihre beiden Gefangenen vor sich her. Die Menge wich zurück, denn das al gegenwärtige Schwarz schien das Licht aufzusaugen. Der tote Vampir hatte sich etwas zurückgezogen und nickte mir anerkennend zu, als ob er mir zu meiner Festnahme gratulieren wol te. Aus einem trügerischen Impuls heraus nickte ich zurück.
    »Gut gemacht, Rachel«, träl erte Jenks und ich lächelte. Es war schon lange her, dass ich das einmal gehört hatte.
    »Danke«, erwiderte ich. Er thronte wieder auf meinem Ohrring, wie ich im Spiegel hinter der Bar erkennen konnte.
    Ich schob das Glas zur Seite und griff gerade nach meiner Tasche, als mir der Barmann ein Zeichen gab, dass das Ganze aufs Haus ginge, woraufhin ich ihm ein dankbares Lächeln schenkte. Mir wurde warm ums Herz, als ich vom Hocker rutschte und den Leprechaun hochzog, der taumelnd auf die Füße kam. Vor meinem inneren Auge erschien eine Tür, auf der in goldenen Buchstaben mein Name stand. Das war der Inbegriff von Freiheit.
    »Nein! Warte!«, rief der Leprechaun, als ich mir meine Tasche schnappte und ihren Arsch in Richtung Tür zog.
    »Wünsche! Drei Wünsche. Wie wär's? Du lässt mich gehen und dafür werden dir drei Wünsche erfül t.«

    Ich stieß sie in den warmen Regen hinaus. Ivy hatte schon ein Taxi gefunden und ihre Gefangenen im Kofferraum verschwinden lassen, sodass mehr Platz für uns blieb. Von einem Verdächtigen Wünsche anzunehmen war ein sicherer Weg, um sich am anderen Ende des Besenstiels wiederzufinden. Al erdings nur, wenn man erwischt wurde.
    »Wünsche?«, fragte ich und half dem Leprechaun auf den Rücksitz. »Darüber können wir reden.«
    2
    »Was hast du gesagt?«
    Ich drehte mich in meinem Sitz um und schaute nach hinten zu Ivy. Sie gestikulierte hilflos auf dem Rücksitz.
    Schlechte Scheibenwischer und gute Musik kämpften darum, sich zu übertönen. Das Ganze ergab einen bizarren Mix aus aufheulenden Gitarren und quietschendem Plastik. »Rebel Yel « ertönte aus den Lautsprechern. Da konnte ich nicht mithalten. Jenks' Bil y-Idol-Imitation war auch nicht gerade hilfreich, obwohl sie zugegebenermaßen gut mit der hawai anischen Tänzerin auf dem Armaturenbrett harmonierte. »Kann ich das leiser machen?«, fragte ich den Fahrer.
    »Nicht fassen an«, schrie er mit einem seltsamen Akzent.
    Viel eicht aus den Wäldern Europas? Sein leichter Moschusgeruch verriet, dass es sich bei ihm um einen Tiermenschen handelte. Ich wol te nach dem Lautstärkeregler greifen, woraufhin er eine Hand vom Lenkrad nahm und nach mir schlug.
    Das Taxi rutschte aus der Spur. Seine Amulette, dem Aussehen nach al e längst verfal en, rutschten über das Armaturenbrett und landeten in meinem Schoß und auf dem Boden. Der Knoblauchkranz, der am Rückspiegel baumelte, traf mich direkt ins Auge.
    Ich musste würgen, als sich der Gestank des Knoblauchs mit dem Geruch des Duftbaums am Spiegel vermischte.
    »Böses Mädchen«, beschuldigte er mich, während er den Wagen so heftig wieder auf Kurs brachte, dass ich auf ihn pral te.
    »Wenn ich braves Mädchen«, fauchte ich, während ich auf meinen Sitz zurückrutschte, »lässt du mich leise machen Musik«?
    Er grinste. Ihm fehlte ein Zahn. Wenn es nach mir ginge, würde ihm bald noch einer fehlen. »Ja«, sagte er.
    »Warte, sie gerade sagen etwas.« Statt der Musik war nun ein Sprecher zu hören, der nicht nur unheimlich schnel , sondern vor al em unheimlich laut redete.
    »Großer Gott«, murmelte ich und stel te es leiser. Der Regler war mit einer schmierigen Dreckschicht überzogen.
    Ich starrte auf meine Finger und rieb sie an den Amuletten auf meinem Schoß ab, die sowieso zu nichts mehr zu gebrauchen waren. Der Fahrer hatte sie wohl zu oft benutzt und sie durch das Salz ruiniert. Ich warf ihm einen gequälten Blick zu und stopfte sie in den angeschlagenen Dosenhalter.
    Dann drehte ich mich wieder zu Ivy um, die es sich auf ihrem Sitz bequem gemacht hatte. Mit einer Hand hielt sie ihre Eule fest, um zu verhindern, dass diese aus dem Fenster fiel, die andere Hand ruhte hinter ihrem Kopf. Vorbeifahrende Autos und die sporadisch funktionierende Straßenbeleuchtung erhel ten hin und wieder ihre dunkle Silhouette.
    Einen Augenblick lang betrachtete sie mich regungslos, dann sah sie wieder durch das Fenster in die Nacht hinaus. Ich spürte die uralte Tragödie, die sie umgab, und meine Haut begann zu kribbeln. Sie versuchte nicht, mich in ihren Bann zu ziehen - es war

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