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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Währung angegeben war.
    »Warte, Rachel.« Ivy hatte das Fenster heruntergekurbelt und ich hörte wieder laute Musik. Stings »A Thousand Years«. Da könnte man glatt wieder einsteigen.
    Mit einem Ruck öffnete ich die Tür des Cafes und verzog das Gesicht, als ein fröhlicher Glockenton erklang. »Kaffee.
    Schwarz. Und einen Kindersitz«, rief ich dem Kleinen hinter der Theke zu. Mit meinem Leprechaun im Schlepptau verzog ich mich in eine dunkle Ecke. Der Kleine an der Bar war das Ebenbild eines braven Jungen, mit seiner rot-weiß gestreiften Schürze und dem perfekten Haar. Wahrscheinlich ein Student. Ich hätte auch zur Universität gehen können statt auf's Col ege. Zumindest für ein oder zwei Semester. Die hätten mich genommen, kein Problem.
    Immerhin war die Bank weich und bequem und es gab sogar eine richtige Tischdecke. Nicht einmal klebriger Boden.
    Ein definitives Plus für den Laden. Der Kleine bedachte mich mit einem herablassenden Blick, woraufhin ich meine Stiefel auszog und mich im Schneidersitz niederließ, um ihn zu nerven. Ich war immer noch wie eine Nutte gekleidet.
    Wahrscheinlich überlegte er gerade, ob er die I. S. oder doch besser das FIB, also das für Menschen zuständige Pendant zur LS., rufen sol te. Das wäre ein echter Brül er.
    Meine Entlassungspapiere aus der I. S. zappelten nervös auf der anderen Seite des Tisches herum. »Kann ich eine Latte haben?«, winselte sie.
    »Nein«.
    Die Tür bimmelte und ich sah Ivy hereinkommen, ihre Eule auf dem Arm, deren Kral en sich in einen dicken Armreif bohrten. Jenks thronte auf ihrer Schulter, so weit wie möglich von der Eule entfernt. Ich erstarrte und konzentrierte mich auf das Bild über dem Tisch, das als Früchte verkleidete Babys zeigte. Es sol te wohl niedlich wirken, doch mich machte es nur hungrig.
    »Ich muss mit dir reden, Rachel.«
    Das war offenbar zu viel für den Kleinen. »Entschuldigen Sie, Madam«, sagte er freundlich. »Hier sind Tiere nicht erlaubt. Die Eule muss draußen bleiben.«
    Madam?, dachte ich und biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen.
    Ivy warf ihm einen Blick zu, der ihn erblassen ließ. Wie ferngesteuert bewegte er sich plötzlich auf sie zu, wobei er stolperte und fast fiel, ohne es zu bemerken. Sie zog ihn in ihren Bann. Das war nicht gut!
    Dann wandte sich Ivy mir zu. Die Luft rauschte aus meinen Lungen, als ich gegen meine Lehne gedrückt wurde. Mit dem Blick eines Raubtieres hielt sie mich auf der Plastikbank fest.
    Der warme Braunton war aus ihren Augen verschwunden, sie waren tiefschwarz. Ein wilder, animalischer Hunger regte sich in mir. Meine Finger verkrampften sich.
    Ihre kontrol ierte Anspannung war berauschend, ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Das hier war keine höfliche Frage, wie sie der tote Vampir im Blood and Brew gestel t hatte. Das hier war reine Wut und Dominanz. Gott sei Dank richtete sich diese Wut nicht gegen mich, sondern gegen den Jungen hinter der Theke.
    Und tatsächlich - sobald sie meinen Gesichtsausdruck sah, ließ die Wut nach und verschwand schließlich aus ihrem Blick. Ihre Pupil en zogen sich zusammen und ihre Augen nahmen wieder ihren üblichen Braunton an. Innerhalb kürzester Zeit war die fürchterliche Macht von ihr gewichen und in den Tiefen der Höl e verschwunden, aus denen sie gekommen war. Es musste die Höl e sein. Diese rohe Gewalt konnte nicht von einem Zauber kommen. Meine Wut kehrte zurück - wenn man wütend ist, hat man keine Angst.
    Das letzte Mal hatte Ivy mich vor einigen Jahren in ihren Bann gezogen. Wir hatten einen Streit darüber, wie wir am besten einen Vampir aus der unteren Kaste festnageln sol ten, der unter Verdacht stand, mithilfe eines Karten-Rol enspiels minderjährige Mädchen zu verführen.
    Letztendlich legte ich sie mit einem Schlafzauber lahm, pinselte mit rotem Nagel ack das Wort »Idiot« auf ihre Fingernägel, fesselte sie an einen Stuhl und hob dann den Zauber auf. Seitdem war sie die ideale Freundin, wenn auch manchmal etwas reserviert. Sie wusste es wohl zu schätzen, dass ich niemandem davon erzählt hatte.
    Der Kleine räusperte sich. »Sie. . können hier nicht bleiben, wenn Sie nichts bestel en, ahm. ., Madam?« Es war ein schwacher Protest, aber immerhin.
    Mutig. Musste wohl ein Inderlander sein.
    »Orangensaft«, sagte Ivy, die jetzt vor mir stand. »Ohne Fruchtfleisch.«
    Überrascht schaute ich zu ihr hoch. »Orangensaft?« Dann runzelte ich die Stirn. »Schau«, sagte ich, während ich meine

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