Band 1 - Blutspur
eingeflüstert? Wohl eher Letzteres. Nicks Erwähnung schwarzer Magie hatte mich verunsichert. Er hatte dabei völ ig entspannt geklungen, als sei das eine selbstverständliche Option.
»Nö«, verkündete Jenks gerade selbstzufrieden, »Rachels Hexenkünste sind weißer als ihr Al erwertester. Sie hat bei der I. S. gekündigt und hat Ivy mitgenommen. Und da Ivy sein bester Runner war, hat ihr Boss Denon auf Rachels Kopf eine Prämie ausgesetzt.«
»Du warst ein I.S.-Runner? Okay, das habe ich kapiert.
Aber wie bist du denn nun bei den Rattenkämpfen gelandet?«
Immer noch nervös schaute ich zu Ivy rüber, die wieder eifrig die Spüle schrubbte. Sie zuckte nur mit den Schultern.
So viel zu dem Thema, dass wir den Rattenjungen darüber im Dunkeln lassen sol ten. Ich ging zur Arbeitsplatte und zog sechs Scheiben Brot aus der Tüte. »Mr. Kalamack hat mich in seinem Büro erwischt, als ich auf der Suche nach Beweismitteln war, um ihn wegen Biodrogenhandel dranzu-kriegen. Und er hielt es für unterhaltsamer, mich zu den Kämpfen zu bringen, als mich den Behörden zu übergeben.«
»Kalamack?«, fragte Nick verblüfft. »Du meinst Trent Kalamack, den Abgeordneten? Der hat was mit Biodrogen zu tun?« Nicks Morgenmantel teilte sich, und ich hoffte, er würde sich noch ein kleines bisschen weiter zu mir drehen.
Selbstherrlich schmiss ich je zwei Scheiben Wurst auf drei von den Brotscheiben. »Jepp. Und während meiner Gefangenschaft habe ich herausgefunden, dass er nicht nur damit dealt.« Ich machte eine dramatische Pause, bevor ich verkündete: »Er stel t sie auch her.«
Ivy fuhr herum und starrte mich an, den Putzlumpen noch in der Hand. In der plötzlichen Stil e waren die Nachbarskinder zu hören, die gerade Fangen spielten. Ivys Reaktion war Balsam für meinen lädierten Stolz. Seelenruhig zupfte ich an dem Salatkopf herum, bis die ersten grünen Blätter zum Vorschein kamen.
Nick war leichenblass geworden, und ich konnte es ihm nicht verübeln. Aus den bekannten Gründen hatten die Menschen panische Angst vor jeder Form der genetischen Manipulation. Und wenn Trent Kalamack da die Finger im Spiel hatte, war das mehr als besorgniserregend - besonders, da nicht klar war, auf welcher Seite der Menschen/Inderlander-Front er sich befand.
»Nicht Mr. Kalamack«, sagte er verstört. »Ich habe ihn gewählt, beide Male. Bist du dir auch wirklich sicher?«
Auch in Ivys Augen sah ich Besorgnis. »Er ist ein Biotechniker?«
»Er finanziert welche«, erklärte ich. Und tötet sie. Und lässt sie dann in seinem Boden verrotten. »Er wil heute Nacht eine Ladung in den Südwesten verschieben. Wenn wir das verhindern und ihn festnageln können, könnte ich mich damit endlich von meinem Vertrag befreien. Jenks, du hast doch noch die Seite aus seinem Terminkalender?«
Der Pixie nickte. »Ich hab sie in meinem Baumstumpf versteckt.«
Zunächst wol te ich protestieren, entschied aber dann, dass es gar kein schlechtes Versteck war. Also strich ich wortlos die Mayonnaise auf das Brot und machte die Sandwiches fertig.
Nick hob den Kopf. Sein schmales Gesicht war bleich und angespannt. »Genmanipulation. Trent Kalamack hat ein Biolabor? Der Abgeordnete?«
»Das Beste kommt erst noch«, sagte ich. »Francis ist Trents Kontaktmann bei der LS.«
Jenks stieß einen Schrei aus und flog das Pendant zu einem Freudensprung. »Francis? Bist du sicher, dass du nicht einen Schlag auf den Kopf bekommen hast, Rachel?«
»So sicher, wie ich in den letzten drei Tagen Karotten gefressen habe. Ich habe ihn gesehen. Erinnert ihr euch an die Brimstoneladungen, die Francis hochgenommen hat? Die Beförderung? Das Auto?«
Ich ließ die Fragen unbeantwortet, um Jenks und Ivy die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
»Dieser Hundsfott!«, rief Jenks. »Die Brimstonelieferungen sind Ablenkungsmanöver!«
»Jepp.« Ich schnitt die Sandwiches durch. Zufrieden legte ich sie auf die bereitstehenden Tel er: eins für mich und zwei für Nick; er war viel zu dünn. »Trent hält die I. S. und das FIB
mit Brimstone auf Trab, während das wirklich lukrative Zeug auf der anderen Seite der Stadt verschoben wird.«
Ivy war in Gedanken versunken und wusch sich jetzt bereits zum zweiten Mal das Scheuerpulver von den Händen.
»Francis ist für so etwas nicht gerissen genug«, sagte sie, als sie wieder einmal ihre Finger abtrocknete und das Geschirrtuch zur Seite legte.
Ich wurde ernst. »Nein, das ist er nicht. Er wird nur
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