Band 1 - Blutspur
knurrte, fragte ich schuldbewusst:
»Nick, sol ich dir ein Sandwich oder so was machen?«
Er sah mich dankbar an. »Wenn es keine Umstände macht.«
Ich stand auf und schlurfte in meinen flauschigen pinken Hausschuhen zum Kühlschrank. »Ach was, ich wol te mir sowieso gerade etwas zu Essen machen.«
Ivy hatte inzwischen die sauberen Gläser weggeräumt und begann nun, das Spülbecken zu scheuern, was ihr einen bösen Blick von mir einbrachte. Die Spüle musste überhaupt nicht geputzt werden, Ivy war einfach nur neugierig. Ich öffnete den Kühlschrank und begutachtete lustlos die Pappschachteln von vier verschiedenen Restaurants. Das war also Ivys Vorstel ung von einem Lebensmitteleinkauf.
Nachdem ich ein wenig herumgestöbert hatte, fand ich immerhin eine Lyonerwurst und einen etwas angegammel-ten Salatkopf. Als mein Blick auf die Tomate auf dem Fenstersims fiel, biss ich mir verlegen auf die Lippe und hoffte, dass Nick sie noch nicht entdeckt hatte. Die meisten Menschen würden eine Tomate noch nicht mal mit Handschuhen anfassen, und ich wol te ihn nicht verschrecken. Ich versuchte, sie unauffäl ig hinter dem Toaster zu verstecken.
»Na, essen wir immer noch weiter?«, murmelte Ivy. »Einen Moment im Mund. .«
»Ich hab ganz einfach Hunger«, zischte ich. »Und heute Nacht werde ich jede Menge Kraft brauchen.« Ich steckte noch einmal meinen Kopf in den Kühlschrank, um nach der Mayonnaise zu suchen. »Ich könnte übrigens eure Hilfe gebrauchen, fal s ihr Zeit habt.«
»Hilfe wobei?«, fragte Jenks. »Dich ins Bett zu stecken?«
Ich drehte mich um und schloss, da ich die Hände vol hatte, mit dem El bogen die Kühlschranktür. »Um Trent zu kitnappen. Und wir haben dafür nur noch bis Mitternacht Zeit.«
Jenks schien in der Luft zu stolpern. »Was?«, fragte er entgeistert.
Erschöpft sah ich zu Ivy hinüber. Ehrlich gesagt hatte ich es ihr extra erst erzählt, als Nick da war, weil ich hoffte, so eine große Szene vermeiden zu können.
»Heute Nacht?« Ivy stemmte eine Hand in die lederbekleidete Hüfte und starrte mich an. »Du wil st, dass wir den Fal heute Nacht klarmachen?« Sie warf einen vielsagenden Blick auf Nick, dann schmiss sie den Putzlappen in die Spüle und trocknete sich mit dem Geschirrtuch die Hände ab.
»Rachel, können wir uns mal kurz unter vier Augen unterhalten?«
Ich runzelte die Stirn über die Implikation, dass Nick nicht vertrauenswürdig sein könnte.
Schließlich seufzte ich und ließ die Sandwichzutaten auf die Arbeitsplatte fal en. »Entschuldige mich«, sagte ich zu Nick und zog eine Grimasse.
Genervt folgte ich Ivy auf den Flur, blieb aber abrupt stehen, als ich sie auf halbem Weg zu unseren Zimmern entdeckte. Trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie verärgert sie aussah. Und gefährlich. Ihr Weihrauchgeruch war stärker als sonst, und für einen Moment nahm er mir den Atem.
»Also, was?«, fragte ich schließlich.
»Ich halte es für keine gute Idee, Nick in dein kleines Problem einzuweihen.«
»Er war während der letzten drei Monate eine Ratte«, konterte ich. »Wie im Himmel sol te er da bitteschön ein I. S.-
Attentäter sein? Der arme Mann hat noch nicht mal was zum Anziehen, und du machst dir Sorgen darüber, dass er mich umbringen könnte?«
»Nein.« Ivy kam immer näher, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand. »Aber je weniger er über dich weiß, desto sicherer seid ihr beide.»
»Oh.« Sie stand viel zu nah bei mir. Sie hatte ihr Gespür für den persönlichen Wohlfühlbereich anderer verloren. Das war kein gutes Zeichen.
»Und womit wil st du Trent eigentlich belasten?«, fragte sie angriffslustig. »Dass er dich als Nerz in einem Käfig gehalten hat? Dass er dich zu den Kämpfen in die Stadt gebracht hat?
Wenn du mit so etwas bei der I. S. angekrochen kommst, bist du tot!«
Während sie sprach, veränderte sich ihre Stimme, bis sie zu einem sinnlichen Schnurren geworden war. Ich musste hier weg. »Nach drei Tagen bei Trent habe ich mehr in der Hand.«
Aus der Küche kam Nicks Stimme. »Die I. S.? Haben die dich in die Rattenarena gesteckt, Rachel? Du bist doch keine schwarze Hexe, oder?«
Ivy kam wieder zu sich, und ihre Pupil en zogen sich zusammen. Sichtlich irritiert zog sie sich zurück. »Sorry«, sagte sie leise und kehrte noch immer verärgert in die Küche zurück. Erleichtert folgte ich ihr und sah, dass Jenks inzwischen auf Nicks Schulter thronte. Hatte Nick so ein gutes Gehör oder hatte Jenks ihm al es
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