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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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diamantförmigen Öffnungen rein- und rausflog, griff ich mit meinen Fingern durch das Gitter und nahm die Ausstrahlung der uralten Wälzer in mich auf. Natürlich war es nur meine Einbildung, aber ich hatte das Gefühl, als könnte ich die Magie riechen; als strömte sie von den Regalen herüber und waberte unsichtbar um meine Beine. Die Aura uralter Macht, die von diesem Raum ausging, verhielt sich zu der Stimmung in den Bibliotheksräumen wie eine belgische Praline zu einem Negerkuss. Berauschend, reichhaltig und ach so ungesund.
    »So, wo ist nun der Schlüssel?« Ich wusste, dass die massiven Riegel des alten, mechanischen Schlosses zu schwer waren für Jenks. Manchmal sind es eben doch die alten Sicherheitsmaßnahmen, die am besten funktionieren.
    Nick tastete unter einem nicht verschlossenen Regalbrett herum, wobei er sich offenbar an ein vergangenes Ärgernis erinnerte. Plötzlich hielt er inne. »Wer ist jetzt nicht alt genug für den Sicherheitsbereich?«, murmelte er, als er einen Schlüssel hervorzog, an dem ein Stück Klebeband befestigt war. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er den schweren, wie einen Dietrich geformten Schlüssel, bevor er damit das Gitter öffnete.
    Als die Tür ein durchdringendes Quietschen von sich gab, setzte mein Herz kurz aus, beruhigte sich aber schnel wieder. Nick steckte mit einer nachdrücklichen Bewegung den Schlüssel in seine Tasche. »Nach dir«, sagte er, als er die Leuchtröhren im hinteren Teil des Raumes einschaltete.
    Ich zögerte. »Gibt es noch einen anderen Weg nach draußen?«, erkundigte ich mich, und als er den Kopf schüttelte, drehte ich mich zu Jenks um. »Du bleibst hier und haltst mir. .« Ich biss mir auf die Lippe. »Würdest du mir bitte den Rücken frei halten, Jenks?«, fragte ich unsicher, und mein Magen rebel ierte. Der Pixie musste das leichte Zittern in meiner Stimme gehört haben, denn er vergaß seine Aufgedrehtheit und landete in meiner geöffneten Hand. Er nickte ernst. Das Licht brach sich in den Glitzersteinen auf seinem schwarzen Seidenhemd und verstärkte so das Leuchten seiner Flügel.
    »Natürlich, Rachel«, sagte er feierlich. »Hier wird nichts durchkommen, ohne dass du es erfährst. Versprochen.«
    Ich versuchte tief Luft zu holen, um mich zu beruhigen.
    Nicks Augen spiegelten Verwirrung wider. Jeder in der LS.
    wusste, wie mein Vater ums Leben gekommen war. Und ich rechnete es Jenks hoch an, dass er mein Verhalten nicht kommentierte, sondern mir einfach nur zu verstehen gab, dass er für mich da war.
    »Okay«, sagte ich, als ich das Erkennungsamulett abnahm und es an eine Stel e hängte, wo Jenks es im Auge behalten konnte. Dann ging ich an Nick vorbei in den Raum und versuchte den Schauer zu ignorieren, der über meine Haut kroch. Egal, ob sie sich mit schwarzer oder weißer Magie beschäftigten - es waren nur Bücher. Die Macht lag in ihrer Nutzung.
    Die Tür fiel quietschend zu. Nick schob sich an mir vorbei und gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Ich nahm das Tarnamulett ab und steckte es in meine Tasche, dann löste ich meinen Haarknoten und schüttelte meinen Kopf, um die Haare aufzulockern. Sofort fühlte ich mich um ein halbes Jahrhundert verjüngt. Ein wenig beruhigt folgte ich Nick und versuchte im Vorbeigehen, einige der Buchtitel zu entziffern.
    Schließlich erreichten wir einen großen Raum, der aufgrund der Bücherregale an al en Seiten von außen nicht einsehbar war. Hier befanden sich ein gewöhnlicher Bürotisch und drei nicht zueinander passende Drehstühle, die ganz offensichtlich sogar für die Praktikantentische zu schäbig waren.
    Nick ging zielstrebig auf eine Vitrine zu, die sich am anderen Ende des Raums befand. »Hier, Rachel«, sagte er und öffnete einladend die Glastüren. »Sieh nach, ob es das ist, was du suchst.« Er drehte sich um und strich sich das schwarze Haar aus den Augen. Er wirkte auf einmal unheimlich konzentriert. Irgendwie lauernd.
    »Danke, das ist großartig. Ich bin dir wirklich dankbar«, sagte ich vorsichtig, warf aber dann entschlossen meine Tasche auf den Tisch und stel te mich neben ihn. Meine Befürchtungen von vorhin meldeten sich wieder zu Wort, aber ich ignorierte sie. Wenn die Sprüche zu widerlich waren, musste ich sie ja nicht benutzen.
    Vorsichtig zog ich das Buch raus, welches am ältesten aussah. Der Einband am Buchrücken hatte sich gelöst, und ich brauchte beide Hände, um den unhandlichen Wälzer aus dem Regal zu wuchten. Ich legte ihn auf den Tisch und zog

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