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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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verschwommenen Lichtpunkt, der von der Decke aus direkt auf mich zukam.
    Mit einem Keuchen duckte ich mich, während Nick nach meinem Arm griff. Ich kam auf den Marmorplatten ins Rutschen und verlor das Gleichgewicht. Mit einem Schrei ging ich zu Boden. Noch bevor ich meine Arme und Beine wieder zusammensuchen konnte, erkannte ich Jenks, der hysterisch lachend vor meinem Gesicht schwebte.
    »Verdammt noch mal!«, schrie ich. »Kannst du nicht aufpassen?«
    Sofort war es totenstil um mich herum, und ich spürte, wie sich die Blicke der Umstehenden auf mich richteten.
    Jenks versteckte sich in meinen Haaren, ohne sich das fröhliche Lachen zu verkneifen. Nick beugte sich zu mir herunter und nahm meinen El bogen.
    »Entschuldige, Großmama«, sagte er betont laut und warf einen belämmerten Blick in die Runde. »Großmama hört nicht mehr so gut«, flüsterte er verschwörerisch, »die alte Fledermaus.« Mit einem ernsten Gesichtsausdruck, aber spöttisch funkelnden Augen, wandte er sich wieder mir zu.
    »Wir sind jetzt in der Bibliothek«, schrie er. »Da musst du stil sein.«
    Inzwischen hatte mein Gesicht die Farbe eines Stoppschildes angenommen, aber ich beherrschte mich und murmelte nur vor mich hin, während er mir aufhalf. Die Umstehenden tuschelten noch ein wenig, dann kehrten sie an ihre Plätze zurück.
    Ein nervöser, pickeliger Jugendlicher kam angerannt, zweifel os besorgt wegen einer möglichen Klage. Er machte übertrieben viel Aufhebens um die Sache und führte uns zu einem der Büros im hinteren Teil des Gebäudes, wobei er unaufhörlich über rutschige Böden, zu viel Bohnerwachs und den unzuverlässigen Hausmeister schwadronierte.
    Ich hing an Nicks Arm, klagte über vermeintliche Hüftschmerzen und spielte die alte Dame vol aus. Der aufgeregte Junge brachte uns in einen gesicherten Teil der Bibliothek, wo er mir in einen Sessel half und einen Drehstuhl unter die Füße schob. Er stockte kurz, als er das Silbermesser an meinem Knöchel entdeckte. Schnel hauchte ich eine Forderung nach Wasser, und er verschwand, um mir welches zu besorgen. Vor lauter Aufregung brauchte er drei Anläufe, um durch die elektronisch gesicherte Tür zu kommen. Nachdem sie hinter ihm zugefal en war, breitete sich Stil e aus. Grinsend sah ich zu Nick hoch. Es war viel eicht nicht so, wie wir es geplant hatten, aber wir waren drin.
    Jenks kam aus seinem Versteck. »Das lief so geschmiert wie ein vol gerotzter Türknauf«, meinte er und inspizierte die Überwachungskameras.
    »Ha«, rief er, »nur Attrappen.«
    Nick nahm meine Hand und zog mich auf die Füße. »Ich wol te dich eigentlich durch den Pausenraum der Angestel ten reinbringen, aber so geht es auch.« Ich schaute ihn fragend an, und er deutete in Richtung einer grauen Feuertür. »Zum Kel er geht's da entlang.«
    Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich das Schloss sah. »Jenks?«
    »Bin schon dabei.« Eifrig begann er, daran herumzudoktern. Nach exakt drei Sekunden sprang die Verriegelung auf.
    »Also los. .«, murmelte Nick, als er den Knauf drehte. Die Tür gewährte Zugang zu einem dunklen Treppenhaus. Nick schaltete das Licht an und lauschte aufmerksam. Kein Alarm.«
    Ich zog ein Erkennungsamulett aus der Tasche und beschwor es. Es lag warm und grün in meiner Hand. »Auch keine lautlosen Alarmanlagen«, flüsterte ich und hängte es mir um den Hals.
    »Das Ganze hier ist doch Kinderkram«, beschwerte sich Jenks.
    Wir begannen den Abstieg. In dem engen Treppenhaus war die Luft kalt und frei von dem beruhigenden Bücherge-ruch, der oben herrschte. Im Abstand von jeweils sechs Metern tauchten nackte Glühbirnen auf, deren kränklich gelbes Licht den Dreck zwischen den Stufen sichtbar machte.
    An den Wänden zogen sich ungefähr auf der Höhe meiner Hand breite Schmutzstreifen entlang, die mich angewidert das Gesicht verziehen ließen. Das Treppengeländer sah nicht viel besser aus.
    Wir erreichten einen dunklen Korridor, in dem unsere Schritte laut hal ten. Nick warf mir einen fragenden Blick zu, und ich kontrol ierte das Amulett. »Al es in Ordnung«, versicherte ich flüsternd, woraufhin er das Licht anmachte.
    Wir befanden uns in einem breiten, aber niedrigen Gang mit unverputzten Wänden. Vom Boden bis zur Decke verliefen Drahtgitter, hinter denen Bücherregale zu erkennen waren.
    Jenks schwebte vor uns her, während ich Nick zu einer verschlossenen Gittertür folgte. Hier also war das Archiv für antike Bücher. Während Jenks durch die

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