Band 1 - Blutspur
warten müssen. Ich glaube, ich habe das ganze Heißwasser verbraucht«, stammelte er.
»Prima«, flüsterte ich, »das sol test du ja auch.« Es kam einigermaßen unbekümmert heraus, aber innerlich kochte ich vor Wut.
Keasley räusperte sich erneut. »Deswegen die Töpfe mit Wasser.«
Ivys Gesicht verfinsterte sich. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«, grummelte sie, als sie den Raum verließ.
»Ich werde mich darum kümmern.«
»Pass auf, dass das Wasser nicht zu heiß ist«, rief Keasley ihr hinterher.
»Ich weiß, wie man einen schwerwiegenden Blutverlust behandelt«, gab sie angriffslustig zurück.
»Das tust du ganz sicher, Fräulein.« Er richtete sich auf und presste einen erschrockenen Nick gegen die Wand. »Und jetzt wirst du Ms. Morgan erzählen, was sie bezüglich ihres Handgelenks erwartet«, befahl er und nahm seine Tüte wieder an sich. Nick war augenscheinlich überrascht über den kleinen, harmlos aussehenden Hexenmeister, aber er nickte gehorsam.
Jenks kam zu mir geflogen. »Was ist mit deinem Handgelenk, Rachel?«
»Nichts.«
»Was ist mit deinem Handgelenk, Zuckerschnecke?«
»Nichts!« Mühsam wedelte ich ihn fort.
»Jenks?«, rief Ivy laut, um das Geräusch des fließenden Wassers zu übertönen, »kannst du mir bitte den schwarzen Beutel bringen, der auf meiner Kommode liegt? Ich möchte etwas davon in Rachels Badewasser tun.«
»Den, der nach Eisenkraut stinkt?«, rief er zurück, blieb aber noch immer vor meinem Gesicht in der Luft stehen.
»Du warst an meinen Sachen!«
Jenks grinste verlegen. »Beeil dich«, fügte Ivy hinzu. »Je eher Rachel in der Wanne ist, desto schnel er können wir von hier verschwinden. Immerhin müssen wir noch ihren Fal zu Ende bringen, sobald sie versorgt ist.«
Trents Ladung fiel mir wieder ein. Ich schaute auf die Uhr und seufzte. Es war noch immer genügend Zeit, um zum FIB
zu gehen und ihn festzunageln. Aber ich würde nicht daran teilnehmen können - in keiner Form oder Gestalt.
Großartig.
28
Badeschaum, dachte ich, sol te als medizinische Leistung für das Wohlbefinden vermarktet werden. Ich seufzte und richtete mich ein wenig auf, damit mein Hals nicht unter Wasser geriet. Durch das warme Wasser und die Amulette hatten sich die Schmerzen von den Blutergüssen auf ein dumpfes Pochen reduziert. Sogar mein Handgelenk, das ich sorgsam auf den Badewannenrand gelegt hatte, damit es trocken blieb, fühlte sich gut an. Durch die Wand konnte ich hören, wie Nick mit seiner Mutter telefonierte und ihr erzählte, dass er während der letzten drei Monate sehr viel Stress in der Arbeit gehabt habe und wie leid es ihm tue, dass er sich nicht schon früher gemeldet hatte. Ansonsten war es vol kommen stil in der Kirche, seit Jenks und Ivy gegangen waren. »Um meinen Job zu erledigen«, flüsterte ich vor mich hin, wodurch meine kurzzeitige Zufriedenheit schwand und ich wieder trübselig wurde.
»Was haben Sie gesagt, Ms. Rachel?«, piepste Matalina.
Die Pixie thronte auf einem Handtuchregal und stickte Hornstrauch-Blüten auf einen filigran gewebten Schal für ihre älteste Tochter. Ihr leichtes weißes Seidenkleid unterstrich ihr engelsgleiches Aussehen. Seit ich in der Wanne lag, passte sie auf, dass ich nicht ohnmächtig wurde und ertrank.
»Nichts.« Schwerfäl ig hob ich meinen verletzten Arm und schob einen Schaumberg auf meine Brust. Das Wasser wurde langsam kalt, und mein Magen knurrte. Ivys Badezimmer hatte eine fast schon unheimliche Ähnlichkeit mit dem meiner Mutter, mit kleinen muschelförmigen Seifen, Spitzenvorhängen vor dem Buntglasfenster und einer Vase mit Veilchen auf der Kommode. Ich war erstaunt, dass ein Vampir auf solche Sachen Wert legte. Die Badewanne war schwarz und bildete einen hübschen Kontrast zu den in Pastel tönen gehaltenen Wänden, die zum Teil mit einer Ro-senknospentapete bedeckt waren.
Matalina legte ihre Stickerei zur Seite, verließ ihren Sitzplatz und schwebte über dem schwarzen Porzel an. »Ist das in Ordnung, wenn Ihre Amulette nass werden?«
Ich blickte auf die Schmerzamulette an meinem Hals und dachte, dass ich aussah wie eine besoffene Nutte beim Mardi Gras.
»Kein Problem«, seufzte ich. »Seifenwasser beeinträchtigt den Zauber nicht so sehr wie Salzwasser.«
»Ms. Tamwood wol te mir nicht sagen, was sie in das Badewasser getan hat«, meinte Matalina förmlich. »Viel eicht ist da doch Salz drin?«
Ivy hatte es mir auch nicht verraten, und in Wahrheit wol te ich es auch nicht wissen.
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