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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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»Kein Salz, ich hab gefragt.«
    Mit einem kaum hörbaren Schnauben landete Matalina auf meinem großen Zeh, der aus dem Wasser ragte. Um das Gleichgewicht zu halten, schlug sie mit den Flügeln, und vertrieb so den Schaum um sich herum. Mit einer grazilen Bewegung raffte sie ihre Röcke und beugte sich vorsichtig vornüber, um einen Finger ins Wasser zu tauchen. Von der Stel e, an der ihr Finger das Wasser berührt hatte, breiteten sich kleine Ringe aus. Matalina roch an dem Tropfen.
    »Eisenkraut«, stel te sie fest, »mein Jenks hatte recht.
    Außerdem Blutkraut und Gelbwurzel.« Sie sah mich an.
    »Das benutzt man normalerweise, um etwas Stärkeres zu überdecken. Was versucht sie zu verstecken?«
    Ich schaute an die Decke. Solange es die Schmerzen linderte, war mir das ziemlich egal.

    Als eine der Dielen im Flur knarrte, erstarrte ich. »Nick?«
    Ich stel te frustriert fest, dass mein Handtuch außer Reichweite lag. »Ich bin noch in der Wanne, komm nicht rein!«
    Er blieb vor der Tür stehen.
    »Äh, hi, Rachel. Ich wol te nur mal, naja, nach dir sehen.« Es entstand eine kleine Pause. »Ich - äh - muss mit dir sprechen.«
    Reflexartig sah ich auf mein Handgelenk, und das ungute Gefühl in der Magengegend kehrte zurück. Es blutete immer noch, obwohl ein fast drei Zentimeter dicker Verband die Wunde bedeckte. Auf dem schwarzen Keramikuntergrund sah das dünne Rinnsal aus wie eine Maserung in einem Stein.
    Viel eicht hatte Ivy aus diesem Grund eine schwarze Badewanne - auf Schwarz war Blut nicht so leicht zu erkennen wie auf Weiß.
    »Rachel?«, rief Nick in die Stil e hinein.
    »Ich bin okay«, erwiderte ich laut. »Gib mir eine Minute, um aus der Wanne zu kommen, okay? Ich muss auch mit dir reden - kleiner Zauberer«, schloss ich schnippisch. Ich hörte, wie er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. »Ich bin kein Zauberer«, widersprach er leise. Er zögerte. »Hast du Hunger? Sol ich dir etwas zu essen machen?«, fragte er schließlich schuldbewusst.
    »Ja, danke«, entgegnete ich. Ich wol te vor al em, dass er endlich von der Tür verschwand, hatte aber tatsächlich einen Riesenhunger. Wahrscheinlich lag das an dem riesigen Cookie, den Ivy mir aufgezwungen hatte, bevor sie gegangen war. Er war ungefähr so appetitanregend gewesen wie eine Reiswaffei, und erst nachdem ich ihn hinuntergewürgt hatte, ließ Ivy sich dazu herab, mir mitzuteilen, dass er meinen Stoffwechsel anregen würde, besonders die Blutproduktion. Auf jeden Fal hatte er wie eine Mischung aus Mandeln, Bananen und Schuhleder geschmeckt.
    Nick entfernte sich schlurfend, und ich streckte meinen Fuß nach dem Warmwasserhahn aus. Inzwischen gab es bestimmt wieder heißes Wasser.
    »Wärmen Sie es nicht wieder an, Liebes«, warnte Matalina. »Ivy hat gesagt, Sie sol ten raus, wenn es abgekühlt ist.«
    Wut flammte in mir auf. Ich wusste, was Ivy gesagt hatte.
    Aber ich verkniff mir einen Kommentar.
    Behutsam richtete ich mich auf und zog mich auf den Rand der Wanne. Am Rand meines Blickfeldes tauchten wieder schwarze Flecken auf, und ich hül te mich eilig in ein flauschiges, pinkes Badetuch, für den Fal , dass ich wieder ohnmächtig wurde. Als sich meine Sicht normalisiert hatte, zog ich den Stöpsel und stieg vorsichtig aus der Wanne.
    Während geräuschvol das Wasser ablief, wischte ich über den beschlagenen Spiegel und lehnte mich gegen das Waschbecken, um mein Gesicht zu inspizieren.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ ich die Schultern hängen.
    Matalina setzte sich auf meine Schulter und sah mich traurig an. Ich sah aus, als wäre ich von einem Lkw gefal en. Eine Seite meines Gesichts war durch einen violetten Bluterguss entstel t, der sich bis zu meinem Auge erstreckte. Keasleys Verband war abgefal en, und nun konnte man eine tiefe Schnittwunde erkennen, die paral el zu meiner Augenbraue verlief und das ganze Gesicht schief wirken ließ. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, woher dieser Schnitt kam. Vorsichtig lehnte ich mich weiter vor, und das Opfer im Spiegel äffte mich nach. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und zog die nassen Haarsträhnen von meinem Hals. Mir entfuhr ein Laut der Resignation. Der Dämon hatte keine sauberen Löcher hinterlassen, sondern vielmehr eine Reihe von Rissen, die ineinander liefen wie ein Fluss und seine Nebenläufe. Matalinas winzige Stiche sahen aus wie die Streben eines Eisenbahngleises und zogen sich bis zu meinem Schlüsselbein hinunter. Die Erinnerung an den Dämon ließ mich

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