Band 1 - Blutspur
zierliche Frau, ebenfal s in Schwarz, versperrte den Hauptausgang. Sie hatte lässig eine Hand in die Hüfte gestützt und grinste breit. Der Dritte im Bunde war ein muskulöser Mann von der Größe eines VW-Käfer, der sich am Schalter postiert hatte. Anscheinend war die Hexenkonferenz an der Küste beendet. Großartig.
31
Francis schnappte nach Luft, als er endlich verstand. »Lass los!«, kreischte er panisch, »Rachel, lass los. Sie werden dich töten!«
Er schlug blindlings um sich, doch ich kral te meine Finger nur noch tiefer in ihn und stöhnte schmerzerfül t, als durch seine Befreiungsversuche meine Nähte aufplatzten. Blut begann zu fließen, und ich suchte hektisch nach einem Amulett, während ich aus den Augenwinkeln beobachtete, wie der kleine Mann die Lippen bewegte und sich die Kugel in seiner Hand von jenseitigem Rot zu Blau verfärbte.
Verflucht. Er beschwor seinen Zauber.
»Ich habe keine Zeit für diesen Mist«, murmelte ich wütend, während ich versuchte, Francis mit meinem ganzen Gewicht am Boden zu halten.
Die Umstehenden hatten sich in Bewegung gesetzt und strömten entweder in die Flure oder - ohne dass die Frau sie behel igt hätte - auf den Parkplatz hinaus. Wenn Hexen sich duel ierten, überlebten nur die Schnel en. Ich zog geräuschvol die Luft durch die Nase ein, als die Lippen des Mannes zur Ruhe kamen.
Dann holte er aus und warf die Kugel. Keuchend riss ich Francis hoch und ging hinter ihm in Deckung. »Nein!« Mit angstverzerrtem Gesicht starrte er auf den sich nähernden Zauber.
Die Wucht des Aufpral s schleuderte uns zu Boden und ließ uns in die Stuhlreihen rutschen. Francis' El bogen pral te gegen meinen verletzten Arm und ich grunzte gequält. Sein Schrei endete in einem verstörenden Gurgeln.
Als ich ihn von mir stieß, stiegen die Schmerzen in meiner Schulter ins Unermessliche. Er sackte besinnungslos zusammen. Ich rutschte zurück und starrte auf seinen reglosen Körper, der mit einem pulsierenden, blauen Film überzogen war. Ein Teil davon war auf meinem Ärmel gelandet, und ich bekam eine Gänsehaut, als der blaue Jenseitsnebel davon abglitt und sich mit der Hauptmasse vereinigte. Francis zuckte noch ein paarmal in seinem blauen Kokon, dann erschlaffte er.
Nach Luft ringend sah ich hoch. Die drei Attentäter hatten einen lateinischen Singsang begonnen und schrieben mit ihren Händen unsichtbare Zeichen in die Luft. Die Eleganz und Zielstrebigkeit ihrer Bewegungen wirkte fast schon obszön.
»Rachel!« Jenks' schril e Stimme kam zwischen den Stühlen hervor. »Sie knüpfen ein Netz, du musst hier raus!«
Raus?, dachte ich benommen. Mein Blick kehrte zu Francis zurück. Der blaue Nebel war verschwunden und hatte einen leblosen Körper mit unnatürlich verdrehten Gliedmaßen zurückgelassen. Mich packte das Grauen. Ich hatte dafür gesorgt, dass Francis einen Schuss abfing, der mir gegolten hatte. Aber es war ein Unfal gewesen, ich hatte ihn nicht töten wol en.
Mein Magen rebel ierte und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Doch dann verdrängte ich meine Angst und konzentrierte mich stattdessen auf die Wut, die mir die Kraft gab, auf die Füße zu kommen. Entschlossen griff ich nach einem der orangefarbenen Stühle und zog mich daran hoch. Sie hatten mich dazu gezwungen, Francis als Schutzschild zu benutzen. O Gott. Er ist meinetwegen gestorben.
»Warum habt ihr mich zu so etwas gezwungen?« Ich wandte mich an den kleinen Mann und machte einen Schritt auf ihn zu. Die Luft um mich herum begann zu kribbeln. Es war nicht wirklich so, dass ich etwas Falsches getan hatte -
ich war am Leben -, aber ich hatte es nicht tun wol en.
»Warum habt ihr mich zu so etwas gezwungen?«, wiederholte ich etwas lauter. Trotz meiner steigenden Wut nahm ich wahr, wie die Luft wie tausend Nadeln in meine Haut stach - das Netz schloss sich um mich. Doch in diesem Moment kümmerte mich das nicht. Ich sammelte im Vorbeigehen meine Tasche auf und trat ein unbenutztes Amulett zur Seite.
Der Kraftlinienhexenmeister riss die Augen auf, als ich weiter auf ihn zuschritt. Sein Gesicht wurde noch entschlossener und er begann lauter zu singen. Die Stimmen der beiden anderen wisperten wie ein heißer Wind in der Luft. Im Zentrum des Netzes konnte ich mich ohne Anstrengung bewegen, doch je näher ich dem Rand kam, desto mühsamer wurde es. Wir standen nun unter einer blau gefärbten Kuppel. Dahinter sah ich Edden und Nick, die verzweifelt versuchten, zu mir vorzudringen.
»Ihr
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