Band 1 - Blutspur
Jenks sarkastisch. »Bist du dir sicher, dass du nicht noch mal deine Frisur kontrol ieren musst?«
»Hau ab, Jenks«, sagte ich und ignorierte Nicks ausgestreckte Hand. »Ich kann al eine aussteigen«, fügte ich an ihn gewandt hinzu.
Jenks sprang von Nick auf mich über und setzte sich auf meine Schulter. »Du siehst aus wie eine alte Frau, also benimm dich auch so«, rügte der Pixie.
»Sie ist eine alte Frau.« Edden verhinderte im letzten Moment, dass ich der Länge nach hinfiel, als meine Vampirstiefel das Pflaster berührten. »Sie erinnert mich an meine Mutter.« Er verzog das Gesicht und wedelte mit seiner Hand vor der Nase herum. »Sie riecht sogar wie meine Mutter.«
»Jetzt haltet al e mal die Klappe«, schimpfte ich. Ich musste eine kurze Pause machen, da mir schwindelig wurde. Die stechenden Schmerzen vom Aufpral meiner Füße auf dem Boden waren über die Wirbelsäule direkt in meinen Kopf geschossen und hatten es sich dort gemütlich gemacht. Da ich mich der Erschöpfung nicht ergeben wol te, ließ ich Edden stehen und humpelte zielstrebig auf die Türen zu. Die beiden Männer folgten drei Schritte hinter mir. Ich fühlte mich in meiner Schlabberjeans und der karierten Bluse wie ein Penner, und die Altersil usion war auch nicht gerade hilfreich für mein Selbstbewusstsein. Als ich die Tür endlich erreicht hatte, war ich nicht in der Lage, sie zu öffnen.
»Macht mir viel eicht mal jemand die Tür auf?« Mein frustriertes Gezeter veranlasste Jenks zu ausgelassenem Gelächter.
Schließlich nahm Nick meinen Arm, und Edden zog die Tür auf. Ein Schwal überhitzter Luft kam uns entgegen. »Hier«, sagte Nick. »Stütz dich auf mich, dann siehst du eher wie eine alte Dame aus.«
Mit den Schmerzen kam ich klar. Es war die Erschöpfung, die meinen Stolz besiegte und mich zwang, mich an Nicks Arm festzuhalten. Ich schlurfte hinein, und die Spannung ließ meinen Puls schnel er schlagen, als ich die lange Reihe von Schaltern nach Francis absuchte.
»Da ist er«, flüsterte ich.
Versteckt hinter einem künstlichen Baum sprach Francis mit einer jungen Frau, die eine städtische Uniform trug. Der Percy-Charme zeigte die übliche Wirkung: Sie war verärgert.
Die drei Kisten lagen neben Francis auf dem Tresen. In diesen Kisten lag die Entscheidung über meine weitere Lebensspanne.
Nick zog sanft an meinem gesunden El bogen. »Setzen wir uns da drüben hin, Mutter.«
»Wenn du mich noch einmal so nennst, werde ich dir die Möglichkeit zur Familienplanung nehmen«, drohte ich.
»Mutter«, sagte Jenks hämisch und fächelte mir kühle Luft in den Nacken.
»Genug jetzt«, sagte Edden leise. In seine Stimme hatte sich Härte eingeschlichen, und er ließ Francis nicht aus den Augen. »Ihr setzt euch jetzt al e drei dort hinten hin und wartet. Keiner bewegt sich, es sei denn, Percy versucht das Gebäude zu verlassen. Ich werde mich erst mal darum kümmern, dass diese Kisten nicht in den Bus kommen.« Den Blick immer noch auf Francis gerichtet, berührte er unauffäl ig die Waffe unter seiner Jacke und ging entspannt auf den Schalter zu. Noch bevor er ihn erreicht hatte, schenkte Edden dem Schalterbeamten ein strahlendes Lächeln.
Sitzen und warten? Das sol te zu schaffen sein.
Ich gab Nicks sanftem Druck nach und begab mich zu den aufgereihten Stühlen, die genauso orange waren wie die beim FIB und ebenso bequem aussahen. Nick half mir in einen von ihnen und setzte sich dann neben mich. Er machte es sich gemütlich und gab vor, ein Nickerchen zu machen, sah aber unter den gesenkten Lidern hervor unaufhörlich auf Francis. Ich blieb steif sitzen und umklammerte die Tasche auf meinem Schoß, wie ich es bei alten Damen gesehen hatte. Nun wusste ich auch, warum sie das taten. Durch die al gegenwärtigen Schmerzen hatte ich das Gefühl auseinanderzufal en, sol te ich mich entspannen.
Der unvermittelte Schrei eines Kindes ließ mich scharf Luft holen. Meine Augen wanderten von Francis, der eifrig damit beschäftigt war, sich zum Idioten zu machen, zu den anderen Kunden. Da war eine ausgelaugte Mutter mit drei Kleinkindern, eins davon noch ein Baby, die sich mit dem Beamten über die Gültigkeit eines Gutscheins stritt. Einige Geschäftsleute waren völ ig in ihren Job versunken und gingen wichtigtuerisch auf und ab, als sei dieses Umfeld ein böser Traum, der nichts mit ihrer Lebensrealität zu tun hatte.
Daneben stand ein eng umschlungenes junges Paar, das wahrscheinlich auf der Flucht vor den Eltern
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