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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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habt mich dazu gezwungen!«, schrie ich. Als sich das Netz verdichtete, ließ der Wind aus dem Jenseits mein Haar aufflattern. Mit zusammengebissenen Zähnen spähte ich durch die blaue Nebelwand und erkannte auf der anderen Seite den muskelbepackten Kerl. Er hielt das Netz in Position und schleuderte gleichzeitig Kraftlinienzauber auf die hoffnungslos unterlegenen FIB-Beamten, die inzwischen ins Gebäude gestürmt waren. Auch das war mir egal. Zwei von den dreien waren mit mir hier drin, und die konnten mir nicht entkommen.
    Ich war wütend und frustriert. Ich hatte es satt, mich in einer Kirche zu verstecken, hatte es satt, vor Splat Bal s in Deckung zu gehen, hatte es satt, meine Post in Salzwasser zu tunken, und hatte es vor al em satt, Angst zu haben. Und meinetwegen lag Francis auf dem schmutzigen, kalten Boden eines Busbahnhofs. Selbst ein Ekel wie er hatte so etwas nicht verdient.
    Während ich weiter auf den kleinen Mann zuhumpelte, griff ich in meine Tasche und wühlte blind darin herum, bis ich einen Schlafzauber ertastete. Rasend vor Wut hängte ich ihn mir um meinen blutenden Hals. Die Lippen des Mannes bewegten sich schnel er, und er begann wieder Symbole in die Luft zu zeichnen. Wenn es ein wirklich fieser Zauber war, hatte ich vier Sekunden. Fünf, wenn er stark genug war, um mich zu töten.
    Von reiner Wil enskraft getragen schleppte ich mich vorwärts. Die Augen des Hexenmeisters weiteten sich, als er das Dämonenmal an meinem Handgelenk sah. »Niemand macht mich zur Mörderin!« Ich holte aus und versetzte ihm einen Schlag ans Kinn, der uns beide ins Stolpern brachte.
    Ich schüttelte meine schmerzende Hand und kauerte mich abwartend zusammen. Der Mann taumelte zurück und war so darauf konzentriert, das Gleichgewicht zu halten, dass der Energiestrom plötzlich nachließ. Fuchsteufelswild biss ich die Zähne zusammen und holte erneut aus. Mit einem körperlichen Angriff hatte er nicht gerechnet - die wenigsten Kraftlinienhexen tun das -, und er hob zögerlich einen Arm, um den Schlag abzublocken. Ich schnappte mir seine Finger und bog sie nach hinten um, bis mindestes drei davon gebrochen waren. Sein Schmerzensschrei wurde durch den Aufschrei der Frau am anderen Ende der Lobby ergänzt. Sie stürzte jetzt auf uns zu. Ohne seine Hand loszulassen, schwang ich meinen Fuß hoch und riss ihn nach vorne, sodass er mit vol er Wucht dagegenknal te. Ihm traten die Augen aus den Höhlen und er fiel in sich zusammen, wobei er sich den Magen hielt. Sein tränenverschleierter Blick blieb an jemandem hängen, der offenbar hinter mir stand. Noch immer außerstande Luft zu holen, stürzte er zu Boden und blieb rechts von mir liegen. Schnel ließ ich mich fal en und rol te mich nach links ab. Ich hörte einen lauten Knal und mir wurde das Haar aus dem Gesicht geweht. Genau in dem Moment, als ich den Kopf vom Boden hob, verteilte sich die grüne Jenseitsessenz über die Wand und in den Flur. Ich drehte mich um. Die schmächtige Frau kam auf mich zu, und die Lippen in ihrem angespannten Gesicht formten unablässig Worte. In ihrer Hand wuchs eine rote Jenseitskugel, die Spuren der grünen Aura der Hexe aufwies, als diese sie nach ihrem Wil en formte.
    »Du wil st ein Stück von mir?«, schrie ich vom Boden aus.
    »Bist du sicher?« Stolpernd stand ich auf und stützte mich mit einer Hand an der Wand ab.
    Der Mann hinter mir sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Das fremdartige Wort drang in meinen Kopf ein, und ich versuchte irritiert, einen Sinn darin zu finden. Ich riss verstört die Augen auf, als es in meinem Gehirn explodierte.
    Schreiend fiel ich auf die Knie und umklammerte meinen Schädel. »Nein!« Ich riss wie wild an meinen Haaren. »Nein, verschwinde!« Schwarz verkrustete, blutige Striemen. Sich windende Maden. Der bittere Geschmack verwesenden Fleisches.
    Die Erinnerung brach aus meinem Unterbewusstsein hervor. Keuchend schaute ich hoch. Ich war ausgebrannt, von mir war nichts mehr übrig. Mein Herz schlug so heftig, dass es gegen meine Lungen drückte, und am Rand meines Sichtfeldes tanzten wieder schwarze Flecken. Meine Haut kribbelte, als gehöre sie nicht zu mir. Was zur Höl e war das?
    Der Mann und die Frau standen nebeneinander und sie hielt seinen El bogen, während er sich über seine gebrochene Hand beugte. Sie waren wütend, siegesbewusst und. . befriedigt. Er konnte seine Hand nicht mehr benutzen, aber es war klar, dass er sie nicht brauchen würde, um mich zu töten. Al es, was er tun

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