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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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nur um ein Tier handeln könnte, starb, als sich auf dem Gartenpfad kaum hörbare Schritte näherten. Ein großer Schatten bewegte sich gelassen vom Pfad auf die Veranda. Er nahm al e drei Stufen auf einmal, als freue er sich auf seine Ankunft, und summte ein Lied, das ich nicht erkannte. Der Rhythmus seiner Schritte jagte mir einen Schauer über den Rücken. Als ich schließlich Trents Stimme erkannte, wurden mir die Knie weich. Mist. Ich versuchte, mich noch tiefer in den Schatten des Schreibtischs zu drücken.
    Er betrat den Raum und drehte mir den Rücken zu, um etwas in einem Wandschrank zu suchen. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, der zwischen mir und der Veranda stand, und zog ein Paar hohe Reitstiefel an. Es war jetzt totenstil im Zimmer. In dem einfal enden Mondlicht schien das weiße Hemd unter seinem eng geschnittenen Jackett zu leuchten.
    Durch das fahle Licht war es schwer zu erkennen, aber mir kam es so vor, als sei seine englische Reitgarnitur grün statt rot. Trent züchtet Pferde und reitet sie dann nachts?
    Mit einem lauten Stampfen versenkte er seine Fersen in den Stiefeln. Meine Atmung beschleunigte sich. Als er aufstand schien er wesentlich größer geworden zu sein, als es die wenigen Zentimeter der Stiefelabsätze möglich machten. Da sich gerade eine Wolke vor den Mond schob, hätte ich fast nicht gesehen, wie er sich bückte und unter den Stuhl griff, auf dem er zuvor gesessen hatte.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er eine Pistole hervor und richtete sie auf mich. Mir blieb die Luft weg.
    »Ich kann dich hören«, sagte er gelassen, und seine Stimme wirkte so beruhigend wie plätscherndes Wasser.
    »Komm da raus, sofort.«
    Meine Fingerspitzen begannen zu kribbeln und ich schob mich noch weiter hinter den Schreibtisch. Eigentlich war es unmöglich, dass er meine Anwesenheit bemerkt hatte, aber er blickte direkt in meine Richtung. Seine Beine waren leicht gespreizt, und selbst sein Schatten sah umwerfend aus.
    »Nehmen Sie erst die Pistole runter«, flüsterte ich.
    »Ms. Morgan?« Er war tatsächlich überrascht. Wen hatte er wohl erwartet? »Warum sol te ich?«, fragte er dann, und trotz der subtilen Drohung blieb seine Stimme weich.
    »Mein Partner hat direkt über Ihrem Kopf einen Zauber positioniert«, bluffte ich.
    Der Schatten bewegte sich, als er hochblickte.
    »Licht, 48 Prozent«, befahl er barsch. Der Raum erhel te sich, aber nicht so stark, dass meine Nachtsicht beeinträchtigt wurde. Trotz meiner Puddingknie stand ich auf und lehnte mich in dem Versuch, so auszusehen, als hätte ich das al es geplant, gegen den Schreibtisch. Um die Wirkung meines eng anliegenden Bodysuits zu betonen, kreuzte ich die Beine. Trent behielt die Pistole fest in der Hand und musterte mich aufmerksam. In seinem grünen Reiteroutfit sah er widerwärtig kultiviert und souverän aus. Ich zwang mich, nicht auf die Waffe zu starren, aber ich spürte das vertraute Ziehen in der Magengegend. »Ihre Pistole?« Ich sah vielsagend an die Decke, wo Jenks wartete.
    »Runter damit, Kalamack!«, schrie dieser von der Lichtleiste aus und schlug aggressiv mit den Flügeln.
    Trents Haltung entspannte sich ein wenig und entsprach nun meiner eigenen, scheinbar lässigen Pose. Mit präzisen Bewegungen nahm er die Kugeln aus der Pistole und warf mir die Waffe vor die Füße. Ich rührte sie nicht an, merkte aber, dass ich sofort freier atmete. Mit einem dumpfen Klappern landeten die Kugeln in der Tasche seines Reitjacketts. In dem hel eren Licht konnte ich nun auch die bereits abheilenden Spuren des Dämonenangriffs erkennen: einer seiner Wangenknochen war mit einem gelblichen Bluterguss verziert, aus einem Ärmel ragte der Ansatz eines blauen Gipsverbands hervor, und über sein Kinn zog sich ein langer Kratzer. Ich ertappte mich bei der Feststel ung, dass er trotz dieser Verletzungen verdammt gut aussah. Außerdem wirkte er viel zu selbstbewusst für jemanden, der davon ausgehen musste, dass ein tödlicher Zauber über ihm schwebte.
    »Ein Wort von mir, und Quen ist in drei Minuten hier.«
    »Und wie lange brauchen Sie wohl, um zu sterben?«
    Er biss wütend die Zähne zusammen, was ihn jünger erscheinen ließ. »Sind Sie deshalb gekommen?«
    »Dann wären Sie schon längst tot.«
    Trent nickte zustimmend. Er blieb kerzengerade auf der anderen Seite des Raumes stehen und sah nur kurz auf den geöffneten Aktenkoffer. »Welche CD haben Sie?«
    Weiterhin Selbstsicherheit vortäuschend strich ich mir eine Haarsträhne

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