Band 1 - Blutspur
beide mit einer Variation der Lebenszeichenamulette der Attentäter ausgerüstet, die wir unter der Kleidung verborgen hatten. Sie waren Teil meines Notfal planes: Sol te mir etwas zustoßen, würde ich den Zauber brechen, sodass Ivys Amulett rot aufleuchtete. Sie hatte auf etwas Derartigem bestanden - sowie auf einigen anderen Dingen, die ich für total überflüssig hielt.
Ich schwang mich hinter Ivy auf das Motorrad, mit nicht mehr ausgerüstet als dem Sicherheitsamulett, einer Phiole Salzwasser, um es zu neutralisieren, einem Nerztrank und natürlich Jenks. Die restlichen Sachen hatte Nick. Bevor wir uns auf den Weg durch die Hol ows und über die Brücke in die Innenstadt von Cincinnati machten, versteckte ich mein Haar unter dem Helm und klappte das getönte Visier herunter. Ich spürte die warme Nachmittagssonne auf den Schultern und wünschte mir, wir wären einfach nur zwei Motorradbräute auf dem Weg zum Freitagnachmittags-Shopping.
Tatsächlich war unser Ziel ein Parkhaus, wo wir Nick und Ivys Freundin Carmen treffen würden. Sie würde meinen Platz auf dem Sozius einnehmen, damit der Eindruck entstand, Ivy und ich machten eine kleine Tour aufs Land. Ich hielt das für etwas übertrieben, aber da es Ivy beruhigte, spielte ich mit.
Von dem Parkhaus aus würde ich mich mit Nicks Hilfe auf den Weg zu Kalamack machen und mich in die Gärten einschleichen. Dafür sol te sich Nick als Gärtner verkleiden und die Käfer vernichten, die Jenks am vergangenen Samstag auf Trents preisgekrönten Rosenbüschen ausgesetzt hatte. Hatte ich einmal die Mauern überwunden, würde der Rest ein Kinderspiel sein. Das redete ich mir zumindest ein.
Als wir an der Kirche aufgebrochen waren, war ich noch ruhig und gefasst gewesen, doch je tiefer wir in die Stadt kamen, desto nervöser wurde ich. Immer wieder ging ich den Plan durch, rief mir seine Lücken ins Gedächtnis und die Möglichkeiten, was al es schiefgehen konnte. Von der Sicherheit unseres Küchentischs aus schienen unsere Überlegungen narrensicher zu sein, aber ich war dazu nun einmal fast völ ig von Nick und Ivy abhängig. Ich vertraute ihnen, aber ganz wohl fühlte ich mich nicht dabei.
»Entspann dich«, sagte Ivy laut, als wir von der viel befahrenen Straße abbogen und in das Parkhaus am Fountain Square fuhren. »Es wird funktionieren. Mach einfach einen Schritt nach dem anderen. Du bist ein guter Runner, Rachel.«
Mein Herz setzte kurz aus, doch ich nickte. So ganz hatte sie die Besorgnis in ihrer Stimme nicht unterdrücken können.
In der Parkgarage war es kühl. Ivy umging die Schranke, um den Parkschein zu vermeiden, da sie plante, das Gebäude zu durchqueren, als nähme sie eine Abkürzung. Als ich den weißen, mit Bildern von Rasenflächen und Hundewelpen dekorierten Transporter erkannte, nahm ich den Helm ab. Ich hatte Ivy nicht gefragt, wo sie den Wagen einer Gartenfirma aufgetan hatte, und ich hatte es auch nicht vor.
Als sich das Motorrad dem Transporter näherte, öffnete sich die Hecktür und ein dürrer Vamp, der wie ich gekleidet war, sprang heraus. Ohne dass Ivy das Tempo verringerte, nahmen wir einen fliegenden Wechsel vor, bei dem ich dein Vamp meinen Helm in die Hand drückte. Während ich stolpernd auf dem Asphalt landete, beobachtete ich, wie Caemen ihr blondes Haar unter den Helm stopfte und sich dann an Ivy festhielt. Sah ich wirklich so aus? Ich war doch nicht so mager. »Wir sehen uns heute Abend, al es klar?«, rief Ivy noch über die Schulter, als sie beschleunigte.
»Komm rein«, kam Nicks gedämpfte Stimme aus dem Wagen. Ich sah noch einmal auf Ivy und Carmen, dann sprang ich in den Laderaum und zog, nachdem auch Jenks hereingeflitzt war, die Tür zu.
»Heilige Scheiße!«, rief Jenks und schnel te in den Vorderraum. »Was ist denn mit dir passiert?«
Nick drehte sich im Fahrersitz um. Seine Haut war mit Make-up abgedunkelt, wodurch seine Zähne noch weißer strahlten. »Schalentiere«, antwortete er und griff sich an die geschwol enen Wangen. Er war mit seiner magielosen Tarnung sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hatte sein Haar blauschwarz getönt. Mit dem dunklen Teint und dem angeschwol enen Gesicht war er überhaupt nicht wiederzuerkennen. Es war eine großartige Tarnung, die von keinem Erkennungszauber entdeckt werden konnte.
»Hi, Ray-Ray.« Er strahlte mich an. »Wie geht's dir?«
»Großartig«, log ich. Ich hätte ihn in diese Sache nicht mit reinziehen sol en, aber Trents Leute kannten Ivy und er
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