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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Little League, die im Park in der Nähe meines Apartments trainierte, erkannte ich, dass wir nur noch zwei Blocks entfernt waren. Nach Sonnenuntergang würde es noch ein zweites Training für die Nachtwandler geben.

    Mit einem hohen Summen flog Jenks von meinem Ohrring aus in die Kiste. »Heilige Mutter von Tink. Die zahlen dir nur so wenig?«
    Das riss mich endgültig aus meinem Halbschlaf. »Geh aus meinem Zeug raus!« Ich schnappte mir den noch immer feuchten Scheck und stopfte ihn in meine Jackentasche, während Jenks höhnisch grinste. Wütend tat ich so, als würde ich eine Fliege zwischen den Fingern zerquetschen.
    Das verstand er wohl, denn er bewegte seinen in Seide gekleideten Hintern aus meiner Reichweite und ließ sich auf der Sitzlehne vor mir nieder.
    »Hast du nicht irgendwas anderes zu tun?«, fragte ich ihn.
    »Viel eicht deiner Familie beim Umzug helfen?«
    Jenks lachte lauthals. »Ihnen beim Umzug helfen? Ich bin doch nicht bescheuert. Außerdem sol te ich wohl lieber deine Wohnung ausschnüffeln und überprüfen, ob al es in Ordnung ist. Nicht, dass du dich in die Luft sprengst, wenn du versuchst aufs Klo zu gehen.« Er lachte ausgelassen und einige Leute drehten sich zu mir um. Ich konnte nur entschuldigend mit den Achseln zucken - so sind Pixies nun einmal.
    »Danke«, sagte ich ärgerlich. Einen Pixie als Bodyguard.
    Denon würde sich totlachen. Klar war ich Jenks etwas schuldig, weil er den Zauber auf meinem Scheck gefunden hatte, aber die I. S. hatte inzwischen wohl kaum Zeit gehabt, etwas anderes auszuhecken. Wenn Denon das al es wirklich ernst nahm, hatte ich also bestimmt ein paar Tage Zeit. Die Sache mit dem Scheck war wohl eher ein »Lass dich auf dem Weg nach draußen nicht erwischen«-Ding.
    Ich stand schon, als der Bus hielt, mühte mich die Stufen hinab und fand mich im Sonnenlicht des späten Nachmittags wieder.
    »Nett hier«, sagte Jenks sarkastisch, während ich darauf wartete, dass sich der Verkehr beruhigte, damit ich die Straße überqueren konnte. Ich musste ihm zustimmen. Ich wohnte in einer Gegend von Cincinnati, die vor zwanzig Jahren zu den besseren Vierteln der Stadt gehört hatte. Mein Apartmenthaus war ein vierstöckiger Backsteinbau, ursprünglich für reiche Studenten gebaut. Al erdings waren die letzten Abschlusspartys schon einige Jahre her und das war nun von dem Ganzen übrig geblieben.
    Die im Vorbau befestigten schwarzen Briefkästen waren verbeult und hässlich, einige von ihnen waren offensichtlich aufgebrochen worden. Ich bekam meine Post immer von der Vermieterin und hatte den Verdacht, dass sie zu denen gehörte, die die Kästen aufbrachen, um in al er Ruhe die Post ihrer Mieter durchstöbern zu können. Ein dünner Rasenstreifen führte zu den ungepflegten Sträuchern, die an beiden Seiten der großen Treppe standen. Letztes Jahr hatte ich Schafgarbe-Samen gesät, den ich in einer Werbesendung der Spell Weekly gefunden hatte. Aber Mr. Dinky, der Chihuahua der Vermieterin, hatte ihn, zusammen mit gut der Hälfte des Vorgartens, wieder ausgegraben. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld der Fairies.
    »Und ich dachte, bei mir wäre es übel«, flüsterte Jenks, als ich die Stufe mit dem getrockneten Unrat übersprang.

    Meine Schlüssel klirrten, als ich die Tür öffnete und dabei gekonnt die Kiste balancierte. Eine leise Stimme in meinem Kopf hatte mir seit Jahren dasselbe gesagt. Als ich in das Foyer kam, attackierte mich der Geruch von altem Frit-tierfett. Ich rümpfte die Nase. Der grüne Kunstteppich auf der Treppe war verschlissen und ausgefranst.
    Mrs. Baker hatte schon wieder die Glühbirne im Flur herausgedreht, aber die Sonne, die durch das kleine Fenster am Treppenabsatz schien und die Rosentapete beleuchtete, reichte aus, um sich zurechtzufinden.
    »Hey«, sagte Jenks, während ich schon auf dem Weg nach oben war. »Dieser Fleck an der Decke hat die Form einer Pizza.«
    Ich schaute hoch. Er hatte recht. Komisch, das war mir nie aufgefal en.
    »Und diese Macke in der Wand?«, fragte er, nachdem wir den ersten Stock erreicht hatten. »Sie hat genau die richtige Größe, um einen Kopf. . Mann, wenn diese Wände sprechen könnten. .«
    Gegen meinen Wil en musste ich lächeln. Was würde er erst zu meinem Apartment sagen? Auf dem Boden des Wohnzimmers gab es diese Kuhle, wo irgendjemand mal ein Feuer gemacht hatte.
    Als ich auf den zweiten Treppenabsatz einbog, verging mir das Lächeln. Meine ganzen Sachen standen im Flur.
    »Was zur Höl e. .?«,

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