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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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kurzzeitige Fröhlichkeit schwand, als ich meine Lorbeerpflanze in den Karton mit den restlichen Sachen stel te. Ich hatte Kopfschmerzen und wol te jetzt nur noch nach Hause gehen und mich aufs Ohr hauen. Mit einem letzten Blick auf meinen Schreibtisch nahm ich meine Pantoffeln und warf sie in die Kiste.
    Joyces Bücher legte ich auf ihren Stuhl, zusammen mit einer kurzen Nachricht, dass ich sie später anrufen würde.
    Du wil st meinen Computer?, dachte ich und öffnete eine Datei. Drei Klicks später hatte ich es unmöglich gemacht, den Bildschirmschoner zu ändern, ohne dabei das gesamte System lahmzulegen.
    »Ich gehe nach Hause, Jenks«, flüsterte ich und blickte .uif die Uhr an der Wand. Es war halb vier. Ich war erst seit einer halben Stunde im Büro. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
    Als ich meinen Blick noch einmal durch den Raum wandern ließ, sah ich nur scheinbar hoch konzentriert arbeitende Leute. Es war, als würde ich gar nicht existieren.
    »Wer braucht die schon«, murmelte ich, nahm meine Jacke von der Stuhl ehne und griff nach meinem Scheck.
    »Hey!« Ich schrie kurz auf, als Jenks mich ins Ohr kniff.
    Verdammt, Jenks. Hör auf damit!«
    »Der Scheck«, brül te er. »Verdammt noch mal, Frau. Er hat den Scheck verflucht!«
    Ich erstarrte. Dann ließ ich meine Jacke in den Karton fal en und beugte mich über den unschuldig aussehenden Umschlag. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief ein und versuchte herauszufinden, ob er nach Rotholz roch. Dann versuchte ich, tief in meinem Rachen den Geruch von Schwefel zu erahnen, der von schwarzer Magie ausging. »Ich rieche nichts.«
    Jenks lachte auf. »Ich schon. Es muss der Scheck sein, das ist das Einzige, was Denon dir gegeben hat. Und sieh ihn dir an, Rachel. Er ist schwarz.«
    Leichte Übelkeit machte sich in mir breit. Denon konnte das doch nicht wirklich ernst gemeint haben.
    Ich sah mich Hilfe suchend um, aber niemand zeigte irgendeine Reaktion. Beunruhigt nahm ich die Vase aus dem Mül und ließ ein wenig von Mr. Fishs Wasser hineinlaufen.
    Ich gab etwas Salz in die Vase, schmeckte das Wasser mit dem Finger ab und gab noch etwas mehr hinein. Als der Salzgehalt in etwa dem des Ozeans entsprach, kippte ich das Gemisch über den Scheck. Wenn er verhext worden war, würde das Salz den Fluch brechen. Es bildete sich gelber Rauch über dem Umschlag.
    »Treffer«, flüsterte ich, plötzlich ängstlich geworden. »Pass auf deine Nase auf, Jenks.« Ich ging unter meinem Schreibtisch in Deckung.
    Mit einem abrupt einsetzenden Zischen löste sich der Fluch auf. Schwefliger Rauch stieg auf und wurde von den Ventilatoren im Raum verteilt. Angewiderte Schreie wurden laut und es kam fast zu einer Massenpanik, als al e zu den Türen stürmten. Obwohl ich darauf vorbereitet war, wurde ich fast von dem Gestank nach faulen Eiern überwältigt, der in meiner Nase brannte. Das war ein wirklich übler Zauber gewesen, der offenbar direkt auf mich gerichtet war, da sowohl Denon als auch Francis den Umschlag berührt hatten, ohne ihn auszulösen. Der war bestimmt nicht bil ig gewesen.
    Erschüttert kroch ich unter meinem Schreibtisch hervor und sah mich um - der Raum war wie leer gefegt.
    »Ist es vorbei?«, hustete ich. Mein Ohrring wackelte, als Jenks nickte. »Danke, Jenks.«
    Gegen die erneute Übelkeit ankämpfend warf ich meinen tropfenden Scheck in den Karton und ging mit unsicheren Schritten an den leeren Büros vorbei. Anscheinend war es Denon ernst mit seiner Morddrohung. Na super.
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    »Rachel.« Der irritierende leise Singsang hob sich deutlich von den Kupplungsgeräuschen und dem gurgelnden Dieselmotor des Busses ab, in dem ich saß. Jenks' Stimme war schlimmer als das Quietschen von Kreide auf einer Tafel und ich musste eine Menge Selbstbeherrschung aufbringen, um ihn mir nicht zu schnappen. Aber ich würde ihn nie kriegen, der kleine Trottel war einfach zu schnel .
    »Ich schlafe nicht«, erwiderte ich, bevor er von vorne anfangen konnte. »Ich entspanne nur meine Augen.«
    »Wenn du deine Augen weiterhin so entspannst, werden wir die Haltestel e verpassen - Zuckerschnecke.« Der Spitzname, den mir der Taxifahrer letzte Nacht gegeben hatte, machte ihm einen Mordsspaß.
    »Nenn mich nicht so.« Der Bus bog um eine Ecke und ich hielt die Kiste fest, die auf meinem Schoß hin- und herwackelte. »Nur noch zwei Blocks«, sagte ich und biss die Zähne zusammen. Ich hatte die Übelkeit besiegt, aber die Kopfschmerzen waren geblieben. An den Geräuschen der

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