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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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und der niedrigen Kaste, den als Vampir Geborenen und denen, die als Mensch geboren und später verwandelt wurden.
    Sobald er den Mittelgang erreichte, verschwand die tödliche Bedrohung aus seinem Blick. Denon zog einen Umschlag aus seiner Gesäßtasche und warf ihn auf meinen Schreibtisch. »Genieß deinen letzten Gehaltsscheck, Morgan«, sagte er laut, mehr zu den anderen, als zu mir. Er drehte sich um und ging davon.

    »Aber du wol test, dass ich gehe. .«, flüsterte ich, als er im Fahrstuhl verschwand. Die Türen schlossen sich und der kleine rote Pfeil nach unten leuchtete auf. Denon musste gescherzt haben. Er musste sich schließlich auch vor seinem Boss rechtfertigen. Er würde keinen Preis auf meinen Kopf aussetzen, nicht für so etwas Dummes, nur weil Ivy mit mir ging. Oder?
    »Klasse Aktion, Rachel.«
    Beim Klang der nasalen Stimme schreckte ich hoch. Ich hatte Francis ganz vergessen. Er rutschte von Joyces Schreibtisch und lehnte sich gegen meine Wand. Nachdem ich es bei Denon gesehen hatte, wirkte es bei ihm eher lächerlich. Scheinbar entspannt ließ ich mich in den Drehstuhl fal en.
    »Seit sechs Monaten warte ich darauf, dass du endlich die Schnauze vol hast und aussteigst«, sagte Francis. »Ich hätte es wissen müssen - du musstest dich nur mal so richtig besaufen.«
    Die in mir aufsteigende Wut ließ auch den letzten Rest meiner Angst verschwinden, und ich machte mich wieder ans Packen. Meine Finger waren kalt, und ich versuchte, sie warm zu reiben. In der Zwischenzeit verließ Jenks sein Versteck und huschte leise auf die obersten Äste der Pflanze.
    Francis schob schon wieder die Ärmel seines Jacketts über die El bogen hoch. Nachdem er meinen Scheck mit einem Finger weggeschnippt hatte, setzte er sich auf meinen Schreibtisch und stützte sich mit einem Fuß auf dem Boden ab. »Es hat wesentlich länger gedauert, als ich dachte«, spottete er. »Entweder bist du extrem stur oder extrem dumm. So oder so bist du extrem tot.« Er schnaubte, wobei in seiner dünnen Nase ein seltsam schabendes Geräusch entstand.
    Ich knal te meine Schreibtischschublade zu und verfehlte dabei nur knapp seine Finger. »Gibt es irgendetwas, das du mir damit sagen wil st, Francis?«
    »Ich heiße Frank«, sagte er und versuchte dabei souverän auszusehen. Es wirkte eher, als hätte er eine Erkältung.
    »Bemüh dich nicht, deine Daten auf dem Computer zu löschen. Sie gehören jetzt mir, genau wie dein Schreibtisch.«
    Ich blickte auf meinen Monitor, genauer gesagt auf den Bildschirmschoner in der Gestalt eines großen, glotzenden Frosches. Gelegentlich hatte er Fliegen gefressen, die Francis'
    Gesicht trugen. »Seit wann lassen die sturen Bürokraten da unten einen einfachen Hexer selbstständig Fäl e übernehmen?«, fragte ich in Anspielung auf seinen Dienstgrad. Francis war nicht gut genug, um als Hexe beziehungsweise Hexenmeister eingestuft zu werden. Er konnte Zaubersprüche aktivieren, hatte aber nicht das nötige Know-How, sie auch zu wirken. Ich hatte es, auch wenn ich meine Amulette normalerweise fertig kaufte. Das war einfacher und wahrscheinlich auch sicherer - für mich und die Zielperson. Und es war schließlich nicht meine Schuld, dass Hexen laut jahrtausendealter Stereotypisierung weiblich zu sein hatten, während Männer nur einfache Hexer waren und als weniger fähig galten. Al erdings hatte sich die Kategorisierung in Hexer und Hexe beziehungsweise Hexenmeister inzwischen eingespielt und wurde unabhängig vom Geschlecht verwendet.
    Scheinbar hatte er auf genau diese Frage abgezielt. »Du bist nicht die Einzige, die kochen kann, kleine Rachel. Ich habe meine Lizenz letzte Woche bekommen.« Er nahm einen Stift aus meiner Box und stel te ihn zurück in den Stiftbehälter. »Ich hätte schon längst Hexe werden können.
    Aber ich wol te mir beim Zusammenrühren der Zauber nicht die Hände schmutzig machen. Jetzt muss ich sagen, ich hätte nicht so lange damit warten sol en. Es ist einfach zu simpel.«
    Ich holte den Stift wieder aus dem Behälter und steckte ihn in meine Gesäßtasche. »Nun, das ist ja schön für dich.«
    Francis hat den Sprung zum Hexenmeister geschafft?, dachte ich. Sie müssen die Richtlinien entschärft haben.
    »Jep«, sagte Francis und begann, sich mit einem meiner Silberdolche die Fingernägel zu säubern. »Und jetzt habe ich deinen Schreibtisch, deine Aufträge und deinen Firmenwagen.«
    Ich riss ihm den Dolch aus der Hand und warf ihn zurück in den Karton. »Ich habe

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