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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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richteten sich normalerweise auf ein bestimmtes Ziel. Aber man weiß ja nie. Für mein bil iges Zeug würde niemand seinen Hals riskieren. »Danke, Jenks.« Er hatte mir nun schon zweimal den Arsch gerettet. Das beunruhigte mich irgendwie und weckte mein Schuldbewusstsein.
    »Hey, dafür sind doch Partner da.« Das war zwar wenig hilfreich, aber sein Enthusiasmus munterte mich ein wenig auf. Lächelnd stel te ich die Kiste ab und wartete.
    5
    Im Bus war es ruhig, da der Hauptverkehr zu dieser Tageszeit aus den Hol ows kam. Kurz nachdem wir den Fluss in südlicher Richtung überquert hatten, war Jenks durch das Fenster abgehauen. Seiner Meinung nach würde mir die I. S.
    in einem Bus vol er Zeugen nichts antun. Ich war mir da zwar nicht so sicher, aber ich wol te ihn auch nicht bitten, bei mir zu bleiben.
    Ich hatte dem Fahrer die Adresse genannt und er hatte sich bereit erklärt, mir Bescheid zu sagen, wenn wir da waren.
    Er war ein Mensch und ziemlich knochig. Trotz der Vanil ewaffeln, die er sich wie Geleebonbons in den Mund stopfte, hing seine verwaschene blaue Uniform wie ein Sack an ihm herunter.
    Die meisten Fahrer von Cincinnatis öffentlichen Verkehrmitteln kamen mit den Inderlandern gut klar, aber nicht al e. Die Menschen reagierten sehr unterschiedlich auf uns. Einige fürchteten uns, andere nicht. Einige wol ten so sein wie wir, andere wol ten uns umbringen. Einige wenige wohnten wegen der günstigeren Steuerklasse in den Hol ows, aber die meisten lehnten das ab.
    Kurz nach dem Wandel gab es eine unerwartete Abwanderung in die Innenstadt. Fast jeder Mensch, der es sich leisten konnte, zog dorthin. Die Psychologen hatten es als das »Nest-Syndrom« bezeichnet. Im Nachhinein war dieses landesweite Phänomen verständlich. Die Inderlander hingegen waren ganz wild darauf, sich die Anwesen in den Außenbezirken zu schnappen. Sie wurden von der Aussicht angelockt, ein wenig mehr Land ihr Eigen nennen zu können, vor al em bei den drastisch fal enden Grundstückspreisen.
    Erst seit Kurzem kam es zu einem gewissen Ausgleich der Bevölkerungsschichten. Gut situierte Inderlander zogen wieder zurück in die Stadt und die weniger gut gestel ten, aber besser informierten Menschen entschieden sich dafür, lieber in einem netten Inderlander-Viertel zu leben als in einem vermül ten Menschendistrikt. Mal abgesehen von einem kleinen Bereich in der Nähe der Universität war es aber immer noch so, dass die Menschen in Cincinnati lebten und die Inderlander am anderen Flussufer in den Hol ows.
    Uns war es egal, dass die meisten Menschen unsere Stadtteile mieden wie die Ghettos vor dem Wandel.
    Die Hol ows sind zu einer Bastion des Inderlander-Lebens geworden - an der Oberfläche angenehm und zwanglos, die latenten Probleme sorgfältig verborgen. Die meisten Menschen sind erstaunt darüber, wie normal die Hol ows erscheinen, obwohl es ganz logisch ist, wenn man darüber nachdenkt. Unsere Geschichte war die der Menschheit. Wir sind '66 nicht einfach vom Himmel gefal en, wir sind auch über El is Island emigriert. Wir haben im Bürgerkrieg gekämpft, im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg
    -einige von uns sogar in al en dreien. Wir haben unter der großen Depression gelitten und wie jeder andere auch darauf gewartet, herauszufinden, wer JR erschossen hat.
    Aber einige gefährliche Unterschiede blieben bestehen, und jeder Inderlander über fünfzig hat den Anfang seines oder ihres Lebens damit verbracht, diese Unterschiede zu verschleiern. Eine Angewohnheit, die bis heute fortgeführt wurde.
    Die Häuser waren bescheiden und weiß, gelb oder manchmal auch pink angestrichen. Es gab keine Spukhäuser, außer dem Loveland Castle im Oktober, wenn es zu einem der unheimlichsten Orte auf beiden Seiten des Flusses wurde. Es gab hier Schaukeln, Swimming Pools, Fahrräder auf dem Rasen und Autos in den Einfahrten. Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Blumen in Form schützender Symbole arrangiert oder die Fenster im Erdgeschoss oft zugemauert waren. Die wilde, gefährliche Realität zeigte sich nur in den Tiefen der Stadt, wo die Leute zusammenkamen und ihre Gefühle mit ihnen durchgingen: in den Freizeitparks, den Tanzclubs, den Bars und den Kirchen. Aber nie bei uns zu Hause.

    Hier war es ruhig - sogar nachts, wenn die Bewohner normalerweise wach waren. Es war immer diese Ruhe, die ein Mensch zuerst bemerkte, die ihn nervös machte und seine Instinkte aktivierte.
    Ich entspannte mich ein wenig, während ich

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