Band 1 - Blutspur
aus dem Fenster sah und die schwarzen, lichtabweisenden Jalousien zählte. Die Stil e des Viertels schien in den Bus einzudringen, sogar die wenigen Fahrgäste waren verstummt. Irgendetwas an den Holiows strahlte einfach etwas Heimeliges aus.
Der Bus hielt und ich zuckte nervös zusammen, als der Typ hinter mir beim Aufstehen gegen meine Schulter stieß. Mit schnel en Schritten eilte er die Treppe hinunter und in die Sonne hinaus. Dann teilte mir der Fahrer mit, dass ich beim nächsten Halt aussteigen musste, und ich stand auf, während er den Bus in eine Seitenstraße lenkte, um mich quasi bis vor die Tür zu bringen. Mit dem Karton im Arm verließ ich den Bus und trat in den Halbschatten hinaus. Der Bus verschwand hinter einer Ecke, mit ihm das Motoren-Geräusch und die letzten Spuren menschlicher Lebensart.
In der einsetzenden Stil e waren Vögel zu hören, irgendwo in der Nähe schrien Kinder und ein Hund bel te. Bunte Kreiderunen zierten den maroden Gehweg und eine vergessene Puppe mit aufgemalten Fangzähnen lächelte mich ausdruckslos an. Auf der anderen Seite der Straße lag eine kleine Kirche, deren Turmspitze sich über den Baumwipfeln erhob.
Ich drehte mich um und betrachtete das Objekt, das Ivy für uns gemietet hatte: ein einstöckiges Haus, das gut als Büro genutzt werden konnte. Das Dach schien neu zu sein, aber der Mörtel am Schornstein bröckelte schon ab. Der Rasen im Vorgarten musste gemäht werden, dafür gab es aber sogar eine Garage, durch deren offenes Tor man einen rostigen Rasenmäher sehen konnte.
Es wird schon gehen, dachte ich und öffnete das Tor zu dem von Maschendrahtzaun umgebenen Vorgarten. Ein alter schwarzer Mann saß auf der Veranda und schaukelte sich in den Abend hinein. Der Vermieter? Ex trug eine dunkle Bril e gegen die späte Nachmittagssonne und ich fragte mich, ob er ein Vampir war. Sein gelocktes Haar wurde um die Schläfen schon grau, und obwohl er glatt rasiert war, sah er schlampig aus. An seinen Schuhen und auf den Knien seiner Jeans waren Schlammspuren zu erkennen. Er sah verbraucht und müde aus - ausrangiert, wie ein unerwünschter Ackergaul, der aber noch ein weiteres Jahr mitspielen wil .
Der Mann stel te ein großes Glas auf dem Geländer ab, als ich auf ihn zukam. »Ich kaufe nichts«, sagte er, während er die Sonnenbril e abnahm und in seine Hemdtasche steckte.
Zögernd sah ich von der untersten Stufe zu ihm hoch.
»Wie bitte?«
Er räusperte sich. »Was auch immer du verkaufst - ich wil es nicht. Ich habe genügend Kerzen für Flüche, Süßigkeiten und Magazine. Und ich habe nicht das Geld für eine neue Außenverkleidung, Wasserreiniger oder ein Solarium.«
»Ich verkaufe nichts, ich bin Ihr neuer Mieter.«
Er richtete sich in seinem Stuhl auf und sah so irgendwie noch ungepflegter aus. »Mieter? Oh, du meinst gegenüber.«
Verwirrt schob ich die Kiste auf die andere Hüfte. »Das hier ist doch 1597 Oakstaff, oder nicht?«
Er lachte in sich hinein. »Das ist über die Straße.«
»Entschuldigen Sie die Störung.« Ich drehte mich um, um zu gehen.
»Jepp«, sagte der Mann, und ich wartete, um nicht unhöflich zu sein.
»In dieser Straße verlaufen die Hausnummern andersherum, die ungeraden Nummern sind auf der falschen Straßenseite.« Er lächelte und die Falten um seine Augen vertieften sich. »Sie haben nicht einmal nachgefragt, als sie die Nummern vergeben haben.« Er streckte die Hand aus.
»Ich bin Keasley.«
Nachbarn, dachte ich genervt, als ich die Treppe hochstieg.
Am besten immer freundlich sein. »Rachel Morgan.«
Er strahlte und klopfte mir väterlich auf die Schulter. Die Kraft seines Händedrucks überraschte mich, wie auch der Geruch nach Rotholz, der von ihm ausging. Er war ein Hexenmeister oder zumindest ein Hexer. Seine Vertraulichkeit gefiel mir nicht besonders und so trat ich einen Schritt zurück, als er mich losließ. Auf der Veranda war es kühler und ich fühlte mich ziemlich groß unter der niedrigen Decke.
»Bist du mit dem Vamp befreundet?« Er deutete mit dem Kopf auf die andere Straßenseite.
»Ivy? Ja.«
Er nickte langsam, so als ob das wichtig wäre. »Seid ihr zusammen ausgestiegen?«
Ich blinzelte. »Diese Neuigkeiten verbreiten sich schnel .«
Er lachte »Yup. Das tun sie wohl.«
»Haben Sie keine Angst davor, dass mich hier auf der Veranda ein Fluch trifft und ich Sie mitnehme?«
»Nein.« Er lehnte sich im Schaukelstuhl zurück und griff nach dem Glas. »Ich hab dir das hier abgenommen.« Er
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