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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Index zurück. Keine Fledermaus. Es gab im Garten keine Esche, und dafür würde ich wahrscheinlich etwas von ihrer inneren Rinde brauchen. Außerdem hatte ich keine Lust, die halbe Nacht lang zu lernen, wie man fliegt und sich dabei auch noch mithilfe von Echolot orientiert. Für Vögel galt das Gleiche, und die meisten der hier aufgelisteten Arten waren sowieso tagaktiv. Ein Fisch war Huf ach nur blöd. Aber viel eicht. .
    »Eine Maus!« Ich blätterte zur entsprechenden Seite und prüfte die Zutatenliste: Nichts Exotisches erforderlich, ich hatte sogar fast al es, was ich brauchte, schon hier in der Küche. Ganz unten auf der Seite fand ich eine handschriftliche Bemerkung. Ich kniff die Augen zusammen, um die verblichene, maskuline Schrift zu entziffern: Kann gefahrlos an jedes Nagetier angepasst werden. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Das war zu schaffen.
    »Eine Maus?«, fragte Ivy erstaunt. »Du wil st dich in eine Maus verwandeln?«
    Ich stand auf, ging zu der stählernen Arbeitsplatte hinüber und stel te das geöffnete Buch auf. »Sicher. Ich habe al es vorrätig, bis auf das Mäusehaar.« Ich warf ihr einen fragenden Blick zu: »Meinst du, ich könnte mir etwas Gewöl e von einer deiner Eulen holen? Ich muss die Milch durch Mäusehaar abseihen.«
    Ivy warf ihr langes, schwarzes Haar über die Schulter. Sie wirkte skeptisch. »Na klar. Ich hole dir welches.« Mit einem Kopfschütteln schloss sie die Internetseite, die sie gerade besucht hatte, und stand auf, wobei sie sich so ausgiebig streckte, dass ihre nackte Tail e zu sehen war. Überrascht stel te ich fest, dass sie einen roten Edelstein im Bauchnabel trug. »Ich muss sie sowieso rauslassen.«
    »Danke.« Ich konzentrierte mich wieder auf das Rezept, sammelte die Zutaten zusammen und legte sie auf der Arbeitsplatte zurecht. Als Ivy aus dem Glockenturm zurückkehrte, hatte ich schon al es fertig abgemessen. Jetzt musste ich es nur noch anrühren.
    »Es ist ganz dein«, sagte Ivy, legte das Gewöl e auf die Ablage und wusch sich danach die Hände.
    »Danke.« Ich nahm eine Gabel und zog die verfilzte Masse auseinander, um drei Haare zwischen den winzigen Knochen hervorziehen zu können. Es war ekelhaft, aber ich rief mir ins Gedächtnis, dass die Masse schließlich nicht den ganzen Verdauungskreislauf der Eule durchlaufen hatte, sondern wieder hochgewürgt worden war.
    Ich schnappte mir eine Handvol Salz und wandte mich noch einmal an Ivy: »Ich werde jetzt einen Salzkreis ziehen.
    Versuch nicht, ihn zu überschreiten, okay?« Sie starrte mich nur an und ich fügte hinzu: »Es ist ein potenziel gefährlicher Zauberspruch. Ich möchte nicht, dass etwas zufäl ig in den Topf gerät. Du kannst in der Küche bleiben, aber meide den Salzkreis.«

    Sie sah unsicher aus, nickte aber.
    Es gefiel mir, sie mal verunsichert zu sehen, und ich machte den Kreis größer als sonst. Schließlich umschloss er die ganze Arbeitsplatte in der Raummitte mit dem gesamten Zubehör. Ivy schob sich auf eine der seitlichen Arbeitsflächen und sah mir gespannt zu. Sol te ich das hier noch öfter machen, wäre es eine Überlegung wert, die Kaution aufzugeben und einfach eine Rinne in das Linoleum zu schneiden, um das Salz hineinstreuen zu können. Was hat man schließlich von einer Kaution, wenn man durch einen Kitualfehler umkommt?
    Mein Herzschlag beschleunigte sich. Es war schon eine Weile her, dass ich einen solchen Kreis gezogen hatte, und es machte mich nervös, dass Ivy mir dabei zusah. »Also gut, dann. .« Ich holte langsam Luft und leerte mein Bewusstsein, während ich die Augen schloss. Ganz langsam erschloss sich mir mein zweites Gesicht.
    Ich machte das nicht oft, da diese außerkörperlichen Erfahrungen furchtbar verwirrend waren. Ein Wind, der nicht aus dieser Realität stammte, spielte in meinem Haar. Der Geruch von versengtem Bernstein ließ mich die Nase rümpfen und im nächsten Moment schwanden die Mauern um mich herum, bis sie nur noch silberne Schatten waren.
    Ivy, noch vergänglicher als die Kirche, war verschwunden.
    Nur die Erde und die Pflanzen blieben erhalten und ihre Umrisse pulsierten im Einklang mit dem rötlichen Glühen, das nun die Luft erfül te. So ungefähr musste es hier gewesen sein, bevor die Menschen diesen Ort entdeckten.

    Als ich erkannte, dass die Grabsteine in beiden Welten existierten, weiß und dauerhaft wie der Mond, bekam ich eine Gänsehaut. Ich hielt die Augen weiter geschlossen, während ich mithilfe des zweiten Gesichts nach

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