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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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der nächsten Kraftlinie suchte. »Heilige Scheiße«, murmelte ich überrascht, als ich den rot glühenden Energiestrom entdeckte, der sich durch den Friedhof zog. »Wusstest du, dass zwischen den Gräbern im Garten eine Kraftlinie verläuft?«
    »Ja.« Ivys leise Stimme schien aus dem Nichts zu kommen.
    Vorsichtig streckte ich meine geistigen Fühler aus und berührte den Strom. Ich erzitterte, als die Kraft in mich eindrang und brutal durch meinen Körper schoss, bis sich die Energie ausgeglichen hatte. Die Universität stand auf einer Kraftlinie, die so mächtig war, dass sie fast überal in Cincinnati angezapft werden konnte. Die meisten Städte wurden auf mindestens einem dieser Energieströme errichtet, Manhattan hatte sogar drei von nicht unbeachtlicher Größe.
    Die stärkste Kraftlinie an der Ostküste verlief aber durch eine Farm in der Nähe von Woodstock. Zufal ? Wohl kaum.
    Die Kraftlinie in unserem Garten war klein, aber sie war so nah und so selten benutzt worden, dass ich daraus mehr Energie ziehen konnte, als es mir je bei der großen an der Universität gelungen war. Obwohl mich keine reale Brise streifte, fröstelte ich durch den Wind, der aus dem Jenseits herüberwehte.
    Die Berührung einer Kraftlinie war immer ein Rausch, wenn auch ein gefährlicher, den ich nicht sonderlich mochte. Die Kraft durchströmte mich wie Wasser und schien sich in mir aufzustauen; ich konnte meine Augen nicht länger geschlossen halten und riss sie auf.
    Die surreale, rote Vision des Jenseits schwand augenblicklich und wurde durch meine öde Küche ersetzt.
    Ich starrte Ivy an, die noch immer auf der Platte thronte. Nun konnte ich sie mit der Weisheit der Erde begutachten.
    Manchmal sieht eine Person dann völ ig anders aus und ich war erleichtert, dass Ivy unverändert war. Ihre Aura war von einem Glitzern durchzogen. Sehr seltsam. Sie war offenbar auf der Suche nach irgendetwas.
    »Warum hast du mir nie erzählt, dass wir hier eine Kraftlinie haben?«
    Sie sah mich nicht an, sondern schlug nur mit einem Schulterzucken die Beine übereinander und katapultierte ihre Schuhe unter den Tisch.
    »Hätte das einen Unterschied gemacht?«
    Nein, es machte keinen Unterschied. Ich schloss noch einmal die Augen, um mein bereits nachlassendes zweites Gesicht zu stärken, während ich den Kreis schloss. Durch die berauschende Flut der verborgenen Energie fühlte ich mich unwohl. Mit der Kraft meines Wil ens verschob ich das schmale Band aus Salz von dieser Dimension ins Jenseits und es wurde durch einen identischen Ring der jenseitigen Realität ersetzt. Der Kreis schloss sich mit einem so heftigen Ruck, dass ich zusammenfuhr. »O Mann, viel eicht habe ich doch zu viel Salz genommen.« Ein Großteil der Energie, die ich aus dem Jenseits gezogen hatte, floss nun durch den Kreis. Die wenigen Überreste, die sich noch in meinem Kreislauf befanden, zerrten an meinen Nerven. Sie würden immer stärker werden, bis ich den Kreis aufbrach und mich von der Kraftlinie abkoppelte.
    Die Grenze zur jenseitigen Realität wirkte mit leichtem Druck auf mich ein, doch nichts konnte die verschlungenen Schichten der beiden Realitäten durchdringen. Das zweite Gesicht zeigte mir den schimmernden roten Strom, der vom Boden aufstieg und sich über meinem Kopf zu einer Kuppel formte. Unter mir würde sich noch so eine Sphäre bilden. Ich würde mir das später noch mal näher anschauen müssen, um sicherzugehen, dass ich keine Rohre oder Stromleitungen durchtrennt hatte, die den Kreis schwächen könnten, lal s etwas eindringen wol te.
    Ivy beobachtete mich, als ich die Augen öffnete. Ich schenkte ihr ein freudloses Lächeln und wandte mich ab.
    Langsam schwand das zweite Gesicht, da es durch meine normale Wahrnehmung verdrängt wurde. »Al es gut verschlossen.« Ivys Aura schien sich aufzulösen.
    »Versuch nicht, ihn zu überschreiten«, wiederholte ich, »es würde wehtun.«
    Sie nickte ernst. »Du bist - hexenhafter.«
    Ich lächelte zufrieden. Sol te der Vamp ruhig sehen, dass die Hexe auch beißen konnte. Dann nahm ich die kleinste der kupfernen Mischschalen, die nicht viel größer war als meine Handfläche, und stel te sie auf den brennenden Campingkocher, den Ivy mir besorgt hatte. Für die leichteren Zauber hatte ich den Ofen benutzt, aber die Gasleitung zu aktivieren hätte eine Schwächung des Kreises bedeutet.

    »Wasser. .«, murmelte ich, wobei ich den Messzylinder mit Quel wasser fül te und sorgfältig prüfte, ob die Menge stimmte.

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