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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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konnte. Auf jeden Fal war es hier sicher genug, um mich in eine Maus zu verwandeln.
    »Hier, behalte das im Auge und sag mir Bescheid, wenn es rot wird«, wies ich Jenks an, während ich die Scheibe neben ihm auf den Rand des Mül containers legte.
    »Wieso?«
    »Tu es einfach.« Ich setzte mich auf einen Karton, schnürte meine neuen Stiefel auf, zog meine Socken aus und stel te einen nackten Fuß auf den Boden. Der Beton war kalt und feucht vom Regen der letzten Nacht und mir entschlüpfte ein angewidertes Stöhnen. Nach einem kurzen Blick ans Ende der Gasse versteckte ich meine Stiefel und den Wintermantel hinter einer Tonne mit geschreddertem Papier.
    Ich fühlte mich wie ein Brimstone-Junkie, als ich mich in die Gosse hockte und das Fläschchen mit dem Trank hervorzog.
    »Gut gemacht, Rachel«, flüsterte ich, als mir einfiel, dass ich die Reinigungsschale noch nicht vorbereitet hatte.
    Ich war zwar davon überzeugt, dass Ivy wusste, was zu tun war, fal s ich als Maus auftauchte, aber sie würde sich ewig über mich lustig machen. Schnel ließ ich das Salzwasser in die Schale laufen und verstaute die leere Flasche.
    Dann beförderte ich den Verschluss der Phiole in den Mül container und presste noch einmal drei Tropfen Blut aus meinem schmerzenden Finger. Aber die Beschwerden verschwanden schnel , als das Blut sich mit der Flüssigkeit verband und der angenehme Duft einer Sommerwiese in meine Nase stieg.
    Nervös klopfte ich gegen das Glas der Phiole, um die Flüssigkeit noch einmal zu mischen, wischte die Hand an meiner Hose ab und warf Jenks einen unruhigen Blick zu.
    Einen Zauber zu machen ist leicht. Daran zu glauben, dass man al es richtig gemacht hat, ist schon schwieriger. Wenn es darauf ankam, war dieser Mut das Einzige, was eine Hexe von einem einfachen Hexer unterschied. Ich bin eine Hexe, sprach ich mir selbst Mut zu, ich habe das richtig gemacht.
    Ich werde eine Maus sein und ich werde mich zurückverwandeln, sobald ich mich mit Salzwasser gewaschen habe.
    »Versprichst du mir, dass du Ivy nichts davon erzählst, wenn das hier schiefläuft?«, fragte ich Jenks. Er grinste spitzbübisch und zog seine Mütze tiefer in die Stirn. »Was kriege ich dafür?«
    »Ich werde deinen Baumstumpf nicht mit Ameisengift einsprühen.«
    Er seufzte. »Tu es einfach. Ich wäre gerne zu Hause, bevor die Sonne aufgeht. Pixies schlafen nachts, fal s du das noch nicht wusstest.«
    Ich war zu nervös, um mir eine schlagfertige Antwort auszudenken. Das hier war meine erste Transformation. Ich liatte zwar den Kurs besucht, aber mein Stipendium hatte nicht ausgereicht, um einen professionel en Transformationszauber zu bezahlen. Und die Haftpflichtversicherung erlaubte es Studenten nicht, selbst gemachte Tränke auszuprobieren. Typisch.
    Meine Finger umklammerten die Phiole und mein Puls raste. Das würde gleich schrecklich wehtun.

    Schnel schloss ich meine Augen und stürzte das Zeug hinunter. Es war bitter und ich schluckte es, ohne Luft zu holen, wobei ich versuchte, nicht an die drei Mäusehaare zu denken. Igitt!
    Dann setzten die Magenkrämpfe ein und ich krümmte mich vor Schmerzen. Ich keuchte, als ich das Gleichgewicht verlor. Der kalte Beton kam auf mich zu und ich streckte eine Hand aus, um den Sturz abzufangen. Sie war schwarz und pelzig. Es funktioniert!, dachte ich, gleichzeitig begeistert und verstört. Es war gar nicht so schlimm.
    Dann durchdrang ein stechender Schmerz meine Wirbelsäule. Wie eine blaue Flamme zog er sich von meinem Schädel bis zum Steißbein. Ich schrie und geriet in Panik, als ein heiseres Quietschen mir fast das Trommelfel zerriss. In meinen Adern pulsierte flüssiges Feuer.
    Ich glaubte ersticken zu müssen und wand mich vor Schmerzen. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen. Außer mir vor Angst schlug ich um mich, als ein Furcht einflößendes Kratzen ertönte. »Nein!« Die Schmerzen steigerten sich ins Unendliche, bis nichts mehr von mir übrig zu sein schien und sie mich einfach verschluckten.
    11
    »Rachel? Wach auf, Rachel! Ist al es in Ordnung?«
    Eine warme, unbekannte Stimme zog mich aus der Bewusstlosigkeit. Ich streckte mich und merkte, dass sich meine Muskulatur verändert hatte. Als ich die Augen auf-riss, bestand die Welt nur aus Grautönen. Jenks stand direkt vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt. Er schien riesengroß zu sein. »Scheiße!«, fluchte ich, gab aber nur ein raues Quieken von mir. Ich war eine Maus. Ich war eine verdammte Maus!
    Doch dann erinnerte ich

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