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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Seufzen war nicht mehr als ein merkwürdiges Fiepen und ich beeilte mich, zu dem Fal rohr hinüberzuge-langen. Ich umging die Pfütze, die der Regen der letzen Nacht hinterlassen hatte, und kletterte hinein. Meine Tasthaare berührten das Rohr, während ich mich an den unkomplizierten Aufstieg machte. Meine Kral en waren so scharf, dass ich sogar auf dem glatten Metal Halt fand. Sie waren eine genauso potenziel gefährliche Waffe wie meine Zähne.
    Keuchend erreichte ich das flache Dach. Geschmeidig schlüpfte ich aus dem Rohr und lief in den dunklen Schatten eines Luftschachts, wo ich von Jenks erwartet wurde.
    Günstigerweise war auch mein Gehör schärfer geworden, sonst hätte ich seine leisen Rufe gar nicht wahrgenommen.
    »Hier rüber, Rachel. Jemand hat das Gitter des Luftschachts aufgebogen.«
    Mein seidiger Schwanz zuckte vor Aufregung, als ich die Lüftungsanlage erreichte. An einer Ecke des Gitters fehlten die Schrauben und zudem war es verbogen. Jenks hielt es für mich auf, sodass ich mich ziemlich problemlos hindurchquetschen konnte. Einmal drin, hockte ich mich ein wenig hin, damit sich meine Augen an die größere Dunkelheit gewöhnen konnten. Jenks war mir inzwischen gefolgt und sah sich um. Nach kurzer Zeit konnte ich ein weiteres Drahtgitter erkennen, in dem sich ein Riss befand, den der Pixie geschickt zu einem dreieckigen Loch erweiterte. Offenbar hatten wir die inoffiziel e Hintertür des I.
    S.-Archivs gefunden. Vol er Zuversicht suchten Jenks und ich uns einen Weg durch die Luftschächte des Gebäudes. Jenks plapperte die ganze Zeit, doch seine Ausführungen darüber, wie leicht man sich hier verirren und dann eines qualvol en Hungertodes sterben konnte, waren nicht sonderlich hilfreich. Schnel wurde uns klar, dass dieser Irrgarten von Schächten regelmäßig benutzt wurde: In den steileren Abschnitten gab es eine dünne Halteleine und es hing ein alter, aber immer noch starker Tiergeruch in der Luft. Es gab nur eine Richtung, in die wir gehen konnten - nach unten -, und nachdem wir ein paarmal falsch abgebogen waren, fanden wir schließlich den bekannten, großen Raum des Aktenarchivs.
    Wir spähten durch den Schlitz eines Luftschachts, der direkt über den Computerterminals lag. In dem sanften Lichtschein, der von den Kopierern ausging, zeigte sich keine Bewegung. Auf dem hässlichen roten Teppich standen Plastikstühle und Tische ohne erkennbare Ordnung herum, die Aktenschränke waren in die Wand eingelassen. Dort befanden sich nur die aktiven Akten, ein mickriger Anteil des ganzen Drecks, den die I. S. über die Inderlander und die Menschen, lebende wie tote, gesammelt hatte. Ein Großteil der Informationen wurde elektronisch gespeichert, aber wann immer eine Akte bearbeitet wurde, bewahrte man in den Schränken einen Ausdruck auf; zehn Jahre lang, wenn es um einen Menschen ging, fünfzig bei einem Vampir.
    »Bereit, Jenks?«, fragte ich und vergaß dabei, dass ich ja nur Fiepen konnte. Von dem Tisch bei der Tür drang der Geruch von altem Kaffee und Zucker zu mir herüber und mein Magen begann zu knurren. Ich legte mich hin und streckte meine Tatze durch das Gitter, um an den Entriegelungshebel zu gelangen. Bei dem Versuch, ihn umzulegen, schrammte ich mir den El bogen auf. Ganz plötzlich öffnete sich das Gitter und baumelte laut quietschend hin und her. Ich wartete geduckt im Schatten, bis sich mein Puls wieder beruhigt hatte, dann steckte ich meine Nase durch die Öffnung.
    Doch als ich anschließend das bereitliegende Seil aus dem Schacht werfen wol te, hielt Jenks mich zurück. »Warte«, flüsterte er. »Lass mich erst die Kameras außer Gefecht setzen.« Er zögerte kurz, wobei seine Flügel immer dunkler wurden. »Du, äh, wirst doch niemandem was davon erzählen, oder? Das ist nämlich so ein speziel es Pixie-Ding, weißt du.
    Dadurch können wir, sagen wir mal, unauffäl ig herumkommen.« Er warf mir einen verlegenen Blick zu und ich beruhigte ihn mit einem Kopfschütteln.
    »Danke.« Schon ließ er sich fal en und war einen Moment später bereits zurück. Betont lässig setzte er sich auf den Rand des Lochs und baumelte mit den Füßen.
    »Al es klar, ich habe sie in eine Fünfzehnminutenschleife gelegt. Komm mit runter, ich werde dir zeigen, was sich Francis angeschaut hat.«
    Ich drückte das Seil aus dem Schacht und begann mit dem Abstieg, der mir durch meine Kral en sehr erleichtert wurde.
    »Er hat netterweise von al em eine Kopie zu viel gemacht«, sagte Jenks und

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