Band 1 - Blutspur
auszusteigen. Doch dann blieb sie unvermittelt neben mir stehen, was mich dazu veranlasste, von Ivys Buch aufzublicken. »Tafel 6.1«, sagte sie, als ich sie fragend ansah,
»da findet man al es, was man wissen muss.« Sie schloss die Augen und ein wohliger Schauer durchlief sie.
Es war mir zwar unangenehm, aber ich blätterte trotzdem zum hinteren Teil des Buches. »Heilige Scheiße«, flüsterte ich, als ich das Verzeichnis verschiedenster Accessoires und Anwendungsvorschläge gefunden hatte. Mein Gesicht rötete sich. Ich war sicherlich nicht prüde, aber da gab es Dinge. .
und dann noch mit einem Vampir? Viel eicht mit einem Hexenmeister. Wenn er wirklich zum Niederknien war. Und natürlich ohne das Blut. Und wirklich nur viel eicht.
Ich zuckte zusammen, als sie sich zu mir herunterbeugte und eine schwarze Visitenkarte zwischen die Seiten des Buches gleiten ließ.
»Fal s du Unterstützung brauchst«, hauchte sie und lächelte verschwörerisch. »Neulinge sind immer der Star und bringen sie dazu, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Mir macht es nichts aus, in deiner ersten Nacht in deinem Schatten zu stehen. Und ich werde für dich da sein. .
hinterher. Manchmal vergessen sie das.« Für einen Moment sah ich Angst in ihren Augen.
Mir fiel die Kinnlade herunter und ich sah ihr sprachlos hinterher, als sie aufstand und die Treppe hinabstieg.
Als Jenks sich näherte, schlug ich hastig das Buch zu. Er landete auf meinem Ohrring. »Was liest du da, Rachel? Du hast die Nase in dem Buch, seit wir in diesen Bus gestiegen sind.«
»Nichts«, erwiderte ich, noch immer fassungslos. »Diese Frau gerade. . die war doch menschlich, oder?«
»Die auf dich eingeredet hat? Yeah. Dem Geruch nach ist sie ein Vampirlakai. Warum?«
»Nur so.« Ich verstaute das Buch in meiner Tasche. Nie wieder würde ich das Ding in der Öffentlichkeit lesen. Gott sei Dank hatten wir inzwischen meine Haltestel e erreicht.
Ohne Jenks' anhaltende Fragerei zu beachten, schlenderte ich durch die Fressmeile des Einkaufszentrums. Mein Mantel wehte mir um die Knöchel, als ich in das Gedränge der nächtlichen Einkäufer eintauchte. In einem der Waschräume beschwor ich das Amulett, das mich in eine ältere Dame verwandeln sol te. Fal s mich jemand erkannt hatte, würde ihn das von der Spur abbringen. Sicherheitshalber tauchte ich noch einmal in der Menge unter, bevor ich mich auf den Weg zur LS. machte. So konnte ich auch noch ein wenig Zeit totschlagen, meinen Mut zusammennehmen und eine neue Kappe besorgen, nachdem ich Ivys heute verloren hatte. O ja, und Seife kaufen, um eventuel e Geruchsreste von ihr loszuwerden.
Ohne das übliche wehmütige Zögern passierte ich den Laden für Amulette. Die konnte ich jetzt schließlich al e selber machen. Außerdem rechneten eventuel e Verfolger dort bestimmt mit mir. Aber niemand rechnet damit, dass ich ein Paar Stiefel kaufe, dachte ich, während ich vor einem Schaufenster stehen blieb. Die ledernen Vorhänge und das gedämpfte Licht machten deutlich, dass es sich um einen Vampladen handelte, auch wenn das Geschäft einen neutralen Namen führte.
Was sol 's?, dachte ich. Ich lebe mit einem Vamp zusammen. Der Verkäufer konnte nicht schlimmer sein als Ivy und ich würde es ja wohl gerade noch schaffen, etwas zu kaufen, ohne mein Blut zurückzulassen. Jenks' Beschwerden ignorierend, ging ich hinein. Ich musste unwil kürlich an Tafel 6.1 denken, als ich den gut aussehenden Verkäufer bemerkte, der nach einem Blick durch seine modische Bril e seine Kol egen verscheucht hatte, um sich mir selbst widmen zu können. Sein Namensschild gab ihn als »Valentine« aus, und ich genoss seine Aufmerksamkeit in vol en Zügen, als er mir bei der Auswahl der Stiefel half, meine Seidenstrümpfe bewunderte und mit seinen starken und kühlen Fingern über meine Füße strich. Jenks wartete so lange schmol end in einer Topfpflanze.
Gott hilf mir, aber Valentine war wirklich zum Anbeißen.
Gutes Aussehen gehörte wohl zum Jobprofil eines Vamps, zusammen mit den schwarzen Klamotten und den subtilen Flirtkünsten. Und ein bisschen schauen war schließlich erlaubt; deswegen musste ich ja nicht gleich ihrem Club beitreten.
Aber als ich den Laden in meinen neuen, viel zu teuren Stiefeln verließ, wunderte ich mich über meine plötzliche Neugier. Ivy hatte zugegeben, dass sie auf Gerüche ansprang. Viel eicht verströmten aber auch die Vamps Phero-inone, um die Ahnungslosen unterbewusst einzulul en und anzulocken.
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