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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Geruch?«
    Jenks erhob sich in die Luft, noch bevor ich fertig war. Die Frage schien ihm unangenehm zu sein. »Ahm, also«, stammelte er, »Ivy stinkt. Entweder ist sie eine Gelegen-heitstrinkerin, die vor einer Woche damit aufgehört hat, oder ein massiver Blutsauger, der vor einem Jahr ausgestiegen ist.
    Ich weiß es nicht. Sie liegt wohl irgendwo dazwischen -
    wahrscheinlich.«
    Ich runzelte, soweit das bei einem Nerz möglich ist, die Stirn. Sie hatte behauptet, es seien drei Jahre. Sie musste sehr, sehr heftig drauf gewesen sein. Na super.
    Ich warf einen Blick auf die Wanduhr: Die Zeit lief uns davon. Ungeduldig wandte ich mich wieder Trents magerer Akte zu. Der I. S. zufolge lebte und arbeitete er auf einem großen Anwesen außerhalb der Stadt. Er züchtete dort Rennpferde, aber das meiste Geld verdiente er mit der Landwirtschaft: Orangen- und Pecannuss-Haine im Süden, Erdbeerplantagen an der Küste, Weizen im Mittleren Westen.
    Ihm gehörte sogar eine Insel vor der Ostküste, auf der Tee angebaut wurde. Das al es wusste ich bereits, es gehörte zum Standardrepertoire der Zeitungen.
    Trent wuchs als Einzelkind auf. Er verlor seine Mutter, als rr zehn war, und seinen Vater während seines ersten Semesters auf dem Col ege. Seine Eltern hatten noch zwei weitere Kinder, die aber schon als Kleinkinder starben. Der zuständige Arzt weigerte sich, die Akten ohne einen Gerichtsbeschluss herauszugeben, und kurz nach der ersten Anfrage brannte sein Büro ab. Tragischerweise hatte er an diesem Abend länger gearbeitet und schaffte es nicht mehr, das brennende Gebäude zu verlassen. Die Kalamacks gehen auf Nummer sicher, dachte ich trocken.
    Ich stand auf und fletschte frustriert die Zähne. Hiervon konnte ich nichts gebrauchen. Ich hatte das Gefühl, dass die FIB-Akten, wenn ich sie wie durch ein Wunder hätte beschaffen können, noch nutzloser gewesen wären. Da hatte sich jemand sehr viel Mühe gemacht sicherzustel en, dass so wenig wie möglich über die Kalamacks bekannt wurde.
    »Sorry«, sagte Jenks. »Ich weiß, dass du dir viel von den Akten erhofft hast.«
    Ich zuckte mit den Schultern und begann damit, die Papiere wieder in den Mül eimer zu schleppen. Ich würde nicht in der Lage sein, den Korb wieder aufzurichten, aber wenigstens würde es so aussehen, als sei er einfach nur umgefal en und nicht systematisch durchsucht worden.
    »Wil st du Francis bei der Befragung zum Tod der Sekretärin begleiten? Sie ist für Montagmittag angesetzt.«
    Mittag also, dachte ich ironisch. Was für eine angenehme Zeit - nicht zu früh für die meisten Inderlander und vol kommen normal für Menschen. Viel eicht sol te ich mich wirklich an Francis' Fersen heften und ihm ein wenig unter die Arme greifen. Meine Nagetierlippen verzogen sich zu einem hinterhältigen Grinsen. Francis würde das bestimmt nichts ausmachen. Und es war viel eicht meine einzige Chance, etwas über Trent auszugraben. Ihn als Brimstone-Dealer festzunageln würde reichen, um mich endlich aus meinem Vertrag rauszukaufen.
    Jenks flog auf den Rand des Papierkorbes und schlug krampfhaft mit den Flügeln, um das Gleichgewicht zu halten.
    »Nimmst du mich mit? Dann kann ich mir Trents Geruch vornehmen. Ich wette, ich finde heraus, was er ist.«
    Meine Schnurhaare zitterten angestrengt, während ich darüber nachdachte. Es wäre nicht schlecht, ein zweites Paar Augen dabei zu haben. Ich könnte bei Francis mitfahren, wenn auch nicht als Nerz. Er würde wahrscheinlich wie ein Mädchen kreischen und Dinge nach mir werfen, wenn er mich auf seinem Rücksitz fände. »Reden später«, buchstabierte ich. »Erst nach Hause.«
    Jenks grinste durchtrieben. »Bevor wir gehen. . wil st du deine Akte sehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte meine Akte schon viel zu oft gesehen. »Nein«, schrieb ich, »ich wil sie zerfetzen.«
    12
    »Ich muss mir unbedingt ein Auto besorgen«, flüsterte ich und sprang die Bustreppe hinunter. Im letzten Moment zog ich den Mantel aus der sich schließenden Tür und hielt die Luft an, als der Dieselmotor aufheulte und sich der Bus entfernte. »Und zwar schnel «, fügte ich hinzu und zog die Tasche näher an meinen Körper.
    Ich hatte schon seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen, das getrocknete Salz auf meinem Körper juckte wie wahnsinnig und ich schien mich keine fünf Minuten bewegen zu können, ohne irgendwie an die Blase in meinem Nacken zu kommen. Jenks hingegen war mies gelaunt, weil sein Karamel rausch langsam nachließ. Um es

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