Band 1 - Blutspur
kurz zu sagen - wir gaben ein ausgezeichnetes Paar ab.
Die ersten Anzeichen der Morgendämmerung erhel ten den Himmel im Osten und ließen sein hel es Blau fast transparent erscheinen. Die Vögel fül ten mit ihrem Gesang die Stil e, die über den Straßen lag. Um diese Zeit war es noch kühl, und ich war froh, einen Mantel anzuhaben. Bis Sonnenaufgang würde vermutlich noch eine Stunde vergehen. Vier Uhr morgens im Juli war die goldene Stunde, in der brave Vampire sich schon zur Ruhe begeben und schlaue Menschen noch nicht die Nase aus der Tür gestreckt hatten, um sich die Morgenzeitung zu holen.
»Ich bin so was von reif fürs Bett«, flüsterte ich.
»Guten Abend, Ms. Morgan«, erklang eine dunkle Stimme.
Ich drehte mich blitzschnel um und ließ mich in die Hocke fal en. Von meinem Ohrring erklang ein kurzes, sarkastisches Gelächter.
»Es ist der Nachbar«, sagte Jenks schließlich trocken. »Du meine Güte, Rachel. Wenigstens das sol test du mir zutrauen.«
Mit klopfendem Herzen stand ich langsam auf. Ich fühlte mich so alt, wie ich laut meines Tarnzaubers sein sol te.
Warum war er nicht im Bett?
»Wohl eher >Guten Morgen<«, erwiderte ich und ging auf Keasleys Tor zu. Er saß unbeweglich in seinem Schaukelstuhl, das Gesicht im Schatten.
»Kleiner Einkaufsbummel?« Er wackelte mit dem Fuß, um zu zeigen, dass er meine neuen Stiefel bemerkt hatte.
Müde lehnte ich mich auf das Gartentor, das mit einer Kette gesichert war. »Möchten Sie Schokolade?« Er signalisierte mir, reinzukommen.
Jenks summte sorgenvol . »Ein Splat Bal reicht weiter als mein Geruchssinn, Rachel.«
»Er ist ein einsamer, alter Mann«, flüsterte ich, während ich das Tor öffnete. »Er möchte einfach ein bisschen Schokolade.
Außerdem sehe ich aus wie eine alte Vettel. Jeder, der uns beobachtet, wird mich für sein Date halten.« Ich ließ das Tor leise hinter mir zufal en und sah, wie Keasley sein Lächeln hinter einem Gähnen zu verstecken versuchte. Jenks entfuhr ein dramatischer Seufzer.
Ich stel te meine Tasche auf die Veranda und setzte mich auf die oberste Stufe. Dabei zog ich eine Papiertasche aus meinem Mantel und reichte sie Keasley.
»Ah. .« Sein Blick viel auf das Firmenlogo von Horse And Rider. »Für manche Dinge lohnt es sich, sein Leben zu riskieren.« Wie ich es erwartet hatte, nahm er sich ein Stück Bitterschokolade. In der Ferne bel te ein Hund. Kauend blickte er über mich hinweg auf die verlassene Straße.
»Du warst im Einkaufszentrum.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Und auch an einigen anderen Orten.«
Jenks' Flügel vibrierten in meinem Nacken. »Rachel. .«
»Entspann dich, Jenks«, erwiderte ich genervt.
Der alte Mann aber erhob sich mühsam. »Nein, er hat schon recht. Es ist spät.«
Keasleys unverständliche Anspielungen und Jenks'
Instinkte begannen mich zu verunsichern. Als der Hund erneut bel te, sprang ich auf. Der Splat Bal -Haufen vor meiner Tür fiel mir wieder ein. Viel eicht hätte ich doch über den Friedhof reingehen sol en, Tarnung hin oder her.
Keasley ging mit angestrengten Bewegungen zu seiner Tür.
»Pass auf dich auf, Ms. Morgan. Wenn sie einmal gemerkt haben, dass du ihnen entwischen kannst, werden sie ihre Taktik ändern.« Er öffnete die Tür, ging hinein und schloss geräuschlos die Fliegengittertür hinter sich. »Vielen Dank für die Schokolade.«
»Gern geschehen«, flüsterte ich, als ich mich abwandte. Ich wusste, dass er mich hören konnte.
»Unheimlicher alter Mann«, sagte Jenks und brachte meinen Ohrring zum Schwingen, als ich über die Straße ging und auf das Motorrad zusteuerte, das vor der Kirche geparkt war. Das frühe Licht spiegelte sich auf dem Chrom. Offenbar hatte Ivy ihr Bike abgeholt.
»Viel eicht darf ich es ja mal benutzen«, grübelte ich laut.
Im Vorbeigehen betrachtete ich es bewundernd: Es war eine schwarze, glänzende Nightwing, ausgestattet mit Goldapplikationen und feinstem Leder. Fantastisch! Neidisch strich ich mit meiner Hand über den Sitz und hinterließ eine Spur in dem Tau, der sich während der Nacht angesammelt hatte.
»Rachel, runter!«
Ich ließ mich fal en und landete mit den Handinnenflächen auf dem Bürgersteig. Etwas fegte über meinen Kopf hinweg; wäre ich stehen geblieben, hätte es mich getroffen.
Adrenalin schoss durch meinen Körper und mein Herz schlug so heftig, dass es wehtat. Ich rol te zur Seite und brachte das Motorrad zwischen mich und das Dickicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
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