Band 1 - Blutspur
Dann hielt ich den Atem an, aber in den Büschen regte sich nichts. Schließlich zog ich meine Tasche heran und wühlte hektisch darin herum.
»Bleib unten«, zischte Jenks. Seine Flügel glühten violett vor Anspannung.
Der Stich der Lanzette ging mir durch und durch, aber ich schaffte es, den Schlafzauber in nur viereinhalb Sekunden zu aktivieren - ein neuer Rekord. Nicht, dass mir das etwas helfen würde, solange wer auch immer es war in den Büschen versteckt blieb. Viel eicht konnte ich den Zauber nach ihm werfen. Fal s die I. S. sich diese Angriffe zur Gewohnheit machen sol te, wäre ein Splat-Gewehr eine gute Investition. Obwohl ich mehr der »Tritt ihnen gegenüber und schlag sie in die Fresse«-Typ war. Sich wie ein Heckenschütze in den Büschen zu verstecken war schäbig, aber wenn du in Rom bist. .
Ich packte das Amulett an der Kordel, damit es sich nicht auf mich auswirken konnte, und wartete.
»Steck's weg«, meinte Jenks und entspannte sich, als wir plötzlich von einem Schwarm hin und her flitzender Pixiekinder umgeben waren. Sie wirbelten über uns hinweg und sprachen dabei so schnel und hoch, dass ich kein Wort verstehen konnte. »Sie sind weg«, fügte er hinzu. »Es tut mir leid. Ich wusste, dass sie da sind, aber -«
»Du wusstest, dass sie da sind?«, schrie ich. Mit schmerzendem Nacken schaute ich zu ihm hoch. Der Hund begann wieder zu bel en und ich senkte die Stimme, als ich fortfuhr: »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
Er grinste. »Ich musste sie aus der Reserve locken.«
Stocksauer rappelte ich mich auf. »Na tol . Vielen Dank auch. Viel eicht lässt du es mich beim nächsten Mal wissen, wenn ich den Köder spielen sol .« Ich schüttelte meinen langen Mantel aus und stel te angeekelt fest, dass ich die Schokolade zerquetscht hatte.
»Aber Rachel«, quengelte er, »wenn ich es dir vorher gesagt hätte, hättest du nicht überzeugend reagiert und die Fairies hätten einfach abgewartet, bis meine Wachsamkeit nachlässt.«
Damit hatte er mich eiskalt erwischt. »Fairies?« Denon musste vol kommen außer sich sein. Fairies waren unglaublich teuer. Aber viel eicht hatten sie ihm wegen des Froschzwischenfal s einen Rabatt gegeben.
»Sie sind weg. Ich würde aber an deiner Stel e nicht al zu lange hier draußen bleiben. Ich habe gehört, dass die Tiermenschen es noch einmal versuchen wol en.«
Er nahm sein rotes Halstuch ab und reichte es seinem Sohn. »Jax, du und deine Schwestern können ihr Katapult haben.«
»Danke, Papa!« Der kleine Pixie konnte sich kaum halten vor Freude. Er band sich das rote Tuch um die Hüfte und flitzte mit sechs anderen aus der Gruppe über die Straße.
»Seid vorsichtig«, rief ihnen Jenks nach, »es könnte vermint sein.«
Jetzt also auch noch Fairies, dachte ich, als ich über die ruhige Straße blickte. Scheiße.
Jenks' restliche Kinder drängten sich um ihn und redeten al e gleichzeitig auf ihn ein, während sie versuchten, ihn wegzuziehen.
»Ivy hat Besuch«, meinte er noch, während er langsam in die Höhe stieg. »Ich hab ihn gecheckt, er ist o.k. Hast du was dagegen, wenn ich für heute Schluss mache?«
»Mach ruhig.« Ich betrachtete noch einmal das Motorrad; es war also gar nicht Ivys. »Und, äh, danke.«
Sie stiegen auf wie ein Schwärm Glühwürmchen. Knapp hinter ihnen flogen Jax und seine Schwestern, die sich mit einem Katapult abmühten, das ebenso klein war wie sie. Mit surrenden Flügeln und viel Geschrei verschwanden sie hinter der Kirche und ließen mich in der trostlosen Ruhe der morgendlichen Straße zurück.
Ich drehte mich um und schleppte mich die steinernen Stufen hinauf. Bevor ich hineinging, schaute ich noch einmal über die Straße und sah, wie vor dem einzigen erleuchteten Fenster ein Vorhang wieder in Position fiel. Die Show ist vorbei. Geh schlafen, Keasley. Ich zog die schwere Tür auf, schlich hinein und schob den geölten Riegel an seinen Platz.
Schlagartig fühlte ich mich besser, obwohl ich wusste, dass die Attentäter der L.S.; wohl kaum die Vordertür benutzen würden. Fairies? Denon muss fuchsteufelswild sein.
Mit einem erschöpften Seufzer lehnte ich mich gegen das dicke Fachwerkholz und versuchte, nicht an den nächsten Morgen zu denken. Ich wol te einfach nur noch duschen und dann ins Bett. Als ich langsam durch den leeren Altarraum in die Küche schlich, hörte ich aus dem Wohnzimmer sanfte Jazzklänge, die sich mit Ivys lauter und wütender Stimme vermischten.
»Verdammt noch mal, Kist.
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