Band 1 - Blutspur
Tisch. Nun musste ich mir auch noch um auserwählte Nachkommen Gedanken machen, die durch die Kraft ihres Meisters in meine Kirche eindringen konnten.
Warum hatte sie mir das nicht früher gesagt? Ich hatte keine Lust, dieses verdammte Spiel mitzuspielen, wenn sich die Regeln ständig änderten.
»Was wil st du von mir?«, fragte ich erneut, obwohl ich mich vor der Antwort fürchtete; viel eicht musste ich doch noch gehen, wenn ich sie gehört hatte.
»Nichts.«
»Lügnerin.« Als ich vom Tisch aufsah, war sie verschwunden.
Vol kommen erschöpft starrte ich auf die leere Arbeitsplatte und die kahlen Wände. Ich hasste es, wenn sie das tat. Mr. Fish auf dem Fensterbrett wand sich in seinem Glas. Kr mochte es auch nicht.
Widerwil ig legte ich die Amulette zurück. Meine Gedanken kreisten um den Angriff der Fairies vor meiner Haustür, die Splat Bal s der Tiermenschen, die auf meiner Veranda aufgestapelt waren, und vor al em um Kists Drohung, dass die Vamps nur darauf warteten, dass ich Ivys Schutz verl eß. Ich saß in der Fal e - und Ivy wusste das.
13
Ich klopfte gegen das Beifahrerfenster von Francis' Wagen, um Jenks auf mich aufmerksam zu machen. »Wie spät ist es?«, flüsterte ich leise, da auf diesem Parkdeck sogar ein Wispern laut hal te. Die Kameras nahmen mich auf, aber die Bänder wurden nur gesichtet, wenn jemand einen Einbruch meldete.
Jenks flog von der Sonnenblende und betätigte den elek-trischen Fensterheber. »Viertel nach elf«, sagte er, als sich die Scheibe senkte. »Meinst du, sie haben das Interview mit Kalamack verschoben?«
Ich schüttelte den Kopf und warf einen Blick über die Au-todächer hinweg zu den Fahrstuhltüren. »Nein, aber wenn ich seinetwegen zu spät komme, werde ich sauer.« Ich zupfte am Saum meines Rocks. Zu meiner großen Erleichterung war Jenks' Freund gestern mit meinen Klamotten und dem Schmuck gekommen. Meine gesamte Kleidung befand sich nun sorgfältig gestapelt und aufgehängt in meinem Wandschrank. Es tat gut, sie da zu sehen. Der Tiermensch hatte die Sachen sogar gewaschen und al es ordentlich zusammengelegt. Ich überlegte bereits, wie viel er wohl dafür verlangen würde, jede Woche meine Wäsche zu machen.
Etwas zum Anziehen zu finden, das sowohl konservativ als auch provozierend war, hatte sich als schwieriger erwiesen als gedacht. Ich hatte mich schließlich für einen kurzen roten Rock, eine farblose Strumpfhose und eine weiße Bluse entschieden, deren Knöpfe ich je nach Bedarf öffnen und schließen konnte. Die Creolen waren zu klein, um Jenks als Sitz zu dienen, worüber sich der Pixie eine halbe Stunde lang lauthals beschwert hatte. Mit meinem hochgesteckten Haar und den schicken modischen Stöckelschuhen sah ich aus wie eine kesse Studentin. Der Tarnzauber unterstützte diesen Eindruck: Ich war wieder eine großnasige Brünette, nur dass ich diesmal stark nach Lavendel roch. Francis würde wissen, wer ich war, aber das lag auch in meiner Absicht.
Nervös kratzte ich mir den Dreck unter den Nägeln weg und machte mir im Geist eine Notiz, sie neu zu lackieren. Der alte Lack war verschwunden, als ich mich in den Nerz verwandelt hatte. »Sehe ich so gut aus?«, fragte ich Jenks und zupfte an meinem Kragen herum.
»Yeah, ausgezeichnet.«
»Du hast noch nicht mal hingeschaut«, beschwerte ich mich. Die Klingel des Fahrstuhls läutete. »Viel eicht ist er das.
Ist der Zaubertrank bereit?«
»Ich brauche den Verschluss nur noch anzustupsen, schon ist er vol davon.« Jenks ließ das Fenster hochfahren und flitzte in sein Versteck. Ich hatte eine Phiole Gute-Nacht-Trank zwischen der Decke des Innenraums und der Sonnenblende eingeklemmt. Francis sol te al erdings denken, dass es sich um etwas wesentlich Schlimmeres handelte. Es sol te ihm als Anreiz dienen, mir seinen Platz bei der Unterredung mit Kalamack zu überlassen. Einen ausgewachsenen Mann zu entführen, Schlappschwanz oder nicht, war eine schwierige Angelegenheit. Es war kaum möglich, ihn k. o. zu schlagen und dann in den Kofferraum zu verfrachten. Und ihn einfach irgendwo bewusstlos liegen zu lassen wo er entdeckt werden könnte, war viel zu riskant.
Jenks und ich waren deshalb bereits seit einer Stunde auf dem Parkdeck und hatten ein paar kleine, aber effektive Änderungen an Francis' Sportwagen vorgenommen. Der Pixie hatte in kürzester Zeit die Alarmanlage überbrückt und die Schlösser an der Fahrertür und an den Fenstern geknackt.
Und während ich nun vor dem Wagen auf Francis
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