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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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kenne, als von jemandem kaltmachen, während ich ahnungslos in meinem Bett liege.« Das war wohl das Dümmste, was ich jemals gesagt hatte. Und es ergab noch nicht mal einen Sinn.
    Ich blieb ruckartig stehen, als sie vor mir auftauchte und die Schranktür schloss. »Geh mir aus dem Weg«, drohte ich leise und hoffte dabei, dass sie nicht merkte, wie zittrig meine Stimme klang.
    Inzwischen wirkte sie ernsthaft bestürzt. Sie sah wieder absolut menschlich aus, und genau das ängstigte mich zu Tode. Immer wenn ich glaubte, sie zu verstehen, machte sie so etwas.
    Mit meinen Amuletten und der Lanzette außer Reichweite war ich hilflos. Sie konnte mich durch den Raum schleudern und mir am Ofen den Kopf zu Brei schlagen. Sie konnte mir die Beine brechen, damit ich nicht weglaufen konnte. Sie konnte mich auch einfach an einen Stuhl fesseln und mich beißen. Aber sie stand einfach nur da. Ihr perfektes, blasses Gesicht war schmerzerfül t. »Ich kann es erklären«, bat sie leise.
    Ich versuchte, das Zittern in den Griff zu kriegen, und sah sie an. »Was wil st du von mir?«, flüsterte ich.
    »Ich habe dich nicht angelogen«, erklärte sie, ohne auf meine Frage einzugehen. »Kist ist Piscarys auserwählter Nachkomme. Die meiste Zeit ist Kist einfach Kist, aber Piscary kann -« Sie zögerte. Ich starrte sie an, jederzeit bereit, die Flucht zu ergreifen. Aber wenn ich mich bewegte, würde sie sich auch bewegen. »Piscary ist älter als Dreck.
    Und er ist mächtig genug, Kist dazu zu benutzen, an Orte zu kommen, zu denen er selbst keinen Zugang mehr hat.«
    »Er ist also ein Dienstbote«, stieß ich hervor, »ein elender Lakai für einen toten Vamp. Macht am Tag seine Einkäufe und besorgt Papa Piscary seine menschlichen Snacks für zwischendurch.«
    Ivy zuckte zusammen, nahm aber eine etwas entspanntere Haltung ein; sie stand jedoch immer noch zwischen mir und meinen Amuletten. »Es ist eine große Ehre, wenn man von einem Vampir wie Piscary als Nachfolger erwählt wird. Und es ist nicht vol kommen einseitig. Aufgrund seiner Stel ung hat Kist mehr Macht, als ein lebender Vamp haben sol te.
    Deswegen konnte er dich gefügig machen. Aber, Rachel«, fügte sie hastig hinzu, als ich ein hilfloses Gerausch von mir gab, »ich hätte dich ihm niemals überlassen.« Und darüber sol ich mich jetzt freuen? Dass du mich nicht mit jemandem teilen wil st? Mein Puls hatte sich normalisiert und ich ließ mich auf einen Stuhl sinken, da ich mir nicht sicher war, ob meine Beine mich noch lange tragen würden. Ich fragte mich, wie viel von meiner Schwäche ich der ausgestandenen Aufregung zu verdanken hatte und wie viel sich auf Ivys beruhigende Pheromone zurückführen ließ, mit denen sie die Luft vol pumpte. Scheiße, scheiße, scheiße! Das war al es zu viel für mich, besonders wenn Piscary involviert war.
    Piscary galt als der älteste Vampir von Cincinnati. Er machte keinen Ärger und hatte seine wenigen Leute gut im Griff. Dabei nutzte er das System für seine Zwecke, kümmerte sich genauestens um den Papierkram und stel te sicher, dass jeder Fang, den seine Leute machten, auch legal war. Aber er war weitaus mehr als der einfache Restaurantbesitzer, der er zu sein vorgab. Die I. S. praktizierte bezüglich des Meistervampirs eine Politik des Stil schweigens. Er war einer der bereits erwähnten Puppenspieler hinter den Kulissen.
    Und solange er seine Steuern bezahlte und seine Alkohol izenz erneuerte, gab es nichts, was man gegen ihn tun konnte - oder jemanden, der es wol te. Aber wenn ein Vampir so harmlos wirkte, bedeutete das nur, dass er schlauer war als die meisten.
    Ivy stand noch immer vor mir und hatte die Arme verschränkt, als müsste sie sich selbst beruhigen. O Gott.
    Was machte ich hier eigentlich?
    »Was bedeutet dir Piscary?«, fragte ich unsicher.
    »Nichts.« Ich machte ein verächtliches Geräusch. »Wirklich.
    Er ist ein Freund der Familie.«
    »Onkel Piscary, was?«

    »Tatsächlich bist du näher dran, als du denkst. Piscary hat im 18. Jahrhundert die Vampirblutlinie meiner Mutter gegründet.«
    »Und hat euch seitdem schön langsam ausgesaugt.«
    »So ist das nicht.« Sie klang verletzt. »Piscary hat mich nie angerührt. Er war immer wie ein zweiter Vater für mich.«
    »Viel eicht lässt er das Blut reifen wie einen guten Wein?«
    In einer ungewöhnlichen Zurschaustel ung von Sorge fuhr sich Ivy durchs Haar. »So ist es nicht, ehrlich.«
    »Großartig.« Ich sank in mich zusammen und stützte die El bogen auf den

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