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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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in einer Kieswolke auf den unbefestigten Randstreifen. Kurzerhand stel te ich den Motor ab und riss den Schlüssel aus der Zündung. Wir kamen so abrupt zum Stehen, dass mein Kopf gegen die Windschutzscheibe schlug. »Raus.« Ich entriegelte die Türen.
    »Was, hier?« Francis war ein echtes Stadtkind. Er dachte wohl, ich würde ihn zu Fuß nach Hause schicken. Die Idee war verführerisch, aber ich konnte nicht riskieren, dass ihn jemand mitnahm oder dass er ein Telefon fand. Erstaunlich bereitwil ig stieg er aus. Mir wurde klar, warum, als er sich wieder zu kratzen begann.
    Ich öffnete den Kofferraum und Francis' Gesicht erstarrte.

    »Auf keinen Fal «, sagte er und hob abwehrend seine dünnen Ärmchen. »Ich steig da nicht rein.«
    Ich befühlte seelenruhig die neue Beule auf meiner Stirn.
    »Du steigst da jetzt rein oder ich werde dir zeigen, wie ich
    >Nerz< buchstabiere, und danach ein Paar Ohrenschützer aus dir machen.« Man konnte förmlich sehen, wie er darüber nachdachte und sich seine Fluchtchancen ausrechnete. Ich wünschte mir fast, er würde es versuchen. Es wäre so ein gutes Gefühl, ihn noch einmal zu schlagen. Immerhin waren seit dem letzten Mal fast zwei Tage vergangen. Irgendwie würde ich ihn schon in den Kofferraum kriegen.
    »Lauf doch«, sagte Jenks, während er mit der Phiole über seinem Kopf kreiste. »Na los! Trau dich, Stinksack.«
    Francis erkannte, dass er verloren hatte, und sackte in sich zusammen. »Das würde dir gefal en, oder, du Wanze?«, fragte er mit einem schmierigen Grinsen, quetschte sich aber dann in den engen Kofferraum. Er wehrte sich nicht einmal, als ich seine Hände mit dem Klebeband vor seinem Körper fesselte. Wir wussten beide, dass er sich mit genügend Zeit von den Fesseln befreien konnte. Doch sein überheblicher Gesichtsausdruck schwand, als Jenks mit der Phiole auf meiner ausgestreckten Hand landete.
    »Du hast gesagt, du machst es nicht!«, stammelte er. »Du hast gesagt, es verwandelt mich in einen Nerz!«
    »Ich habe gelogen. Beide Male.«
    Francis warf mir einen mörderischen Blick zu. »Das vergesse ich dir nie«, zischte er. Irgendwie wirkten seine Segelschuhe und die Schlaghose jetzt noch lächerlicher als sonst. ».letzt werde ich dich persönlich zur Strecke bringen.«
    »Na, das wil ich doch hoffen.« Lächelnd schüttete ich ihm den Inhalt der Phiole über den Kopf. »Schlaf gut.«
    Er öffnete seinen Mund, um noch etwas zu sagen, aber sobald ihn die duftende Flüssigkeit berührte, erschlafften seine Gesichtszüge. Fasziniert beobachtete ich, wie er einschlief, umgeben von dem Duft nach Lorbeer und Flieder.
    Schließlich schlug ich den Kofferraum zu und hakte die Sache damit ab.
    Dann setzte ich mich unbehaglich hinter das Lenkrad und stel te mir den Sitz und die Spiegel richtig ein. Ich hatte bis jetzt noch nie einen Wagen mit Gangschaltung gefahren, aber wenn Francis das konnte, dann konnte ich das verdammt noch mal auch.
    »Leg zuerst den Gang ein«, sagte Jenks, der sich auf den Innenspiegel gesetzt hatte und mir durch Gesten zu vermitteln versuchte, was zu tun war. »Dann gib mehr Gas, als du glaubst, dass du brauchst, und lass die Kupplung kommen.«
    Behutsam legte ich den Schaltknüppel um und ließ den Wagen an.
    »Na?«, frotzelte Jenks, »wir warten. .«
    Ich drückte auf das Gaspedal und ließ die Kupplung kommen. Der Wagen machte einen Satz nach hinten und knal te gegen einen Baum. Erschrocken hob ich die Füße von den Pedalen und der Motor erstarb. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich Jenks an, der sich kaputtlachte. »Das war der Rückwärtsgang, Hexe«, kicherte er und flitzte aus dem Fenster.
    Im Rückspiegel konnte ich beobachten, wie er um das Heck des Autos flog und den Schaden begutachtete. »Wie schlimm ist es?«, fragte ich ihn, als er zurückkam.
    »Es ist okay«, verkündete er zu meiner Erleichterung. »In ein paar Monaten wird keiner mehr sehen, wo er getroffen wurde. Aber der Wagen ist Schrott. Du hast eine Rückleuchte zertrümmert.«
    »Oh«, meinte ich nur, als ich realisierte, dass er zunächst den Baum und nicht das Auto gemeint hatte. Mit zitternden Händen legte ich diesmal den richtigen Gang ein, kontrol ierte anschließend noch einmal die Stel ung des Schaltknüppels und ließ den Wagen erneut an. Dann holte ich noch einmal tief Luft und wir machten uns schlingernd auf den Weg.
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    Es stel te sich heraus, dass Jenks ein ganz passabler Lehrer war. Er rief mir vol er Enthusiasmus Ratschläge durch das

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