Band 1 - Blutspur
können.
»Fein«, sagte Ivy schließlich ausdruckslos. »Geht und lasst euch umbringen. Al e beide.« Sie raffte sich auf und schlich mit schwerfäl igen Bewegungen aus der Küche. Viel zu bald hörte man den Klang der zufal enden Eingangstür. Dann war al es ruhig.
Irgendjemand wird heute Nacht verletzt werden, dachte ich.
Jenks verließ meinen Ohrring und landete auf der Fensterbank.
»Was ist los mit ihr?«, fragte er streitlustig in die plötzliche Stil e hinein. »Man könnte fast meinen, dass sie sich Sorgen um uns macht.«
16
Das entfernte Geräusch von zersplitterndem Glas und der Geruch von Räucherstäbchen weckten mich aus einem tiefen Schlaf. Ruckartig öffnete ich die Augen.
Ivy lehnte über mir, das Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.
»Nein!« Ich schrie und schlug in wilder Panik um mich.
Meine Faust landete in ihrem Magen. Ivy ging zu Boden und rang nach Luft, was mir Zeit gab, mich aufzurappeln und auf mein Bett zu kauern. Mein Blick schnel te vom Fenster, durch das man die ersten Anzeichen des Morgens erkennen konnte, zur Tür. Automatisch begann mein Herz zu rasen und der altbekannte Adrenalinstoß ließ mich frösteln. Ivy befand sich genau zwischen mir und dem einzigen Fluchtweg.
»Warte«, keuchte sie und versuchte, mich festzuhalten.
»Hinterhältiger Blutsauger«, zischte ich.
Mein Atem stockte, als Jenks, nein, es war Jax, vom Fenstersims geflitzt kam und vor mir in der Luft schwebte.
»Ms. Rachel«, rief er verwirrt, »wir werden angegriffen.
Fairies!«, berichtete er mit sich überschlagender Stimme.
Fairies, dachte ich in einem Anflug panischer Angst. Mit meinen Amuletten konnte ich keine Fairies bekämpfen, sie waren viel zu schnel . Bestenfal s könnte ich versuchen, eine zu zerquetschen. Mein Gott. In meinem ganzen Leben hatte ich nie jemanden getötet. Noch nicht einmal aus Versehen.
Verdammt - ich war ein Runner. Sinn und Zweck der Übung war, sie lebend zu fangen, nicht tot. Aber Fairies. .
Ich sah wieder zu Ivy, und als mir endlich klar wurde, was sie in meinem Zimmer machte, wurde ich rot. So würdevol wie möglich stieg ich aus dem Bett.
»Tut mir leid«, flüsterte ich und wol te ihr aufhelfen. Sie neigte den Kopf, um durch ihre langen Haare hindurchsehen zu können; sie war stocksauer. Eine weiße Hand schnel te vor und riss mich runter. Ich schrie, als ich auf den Boden aufschlug, und ich geriet sofort wieder in Panik, als Ivy ihre Hand auf meinen Mund presste. »Halt die Klappe«, keuchte sie. Ich konnte ihren Atem an meiner Wange spüren. »Wil st du uns umbringen? Sie sind schon hier.«
Undeutlich flüsterte ich zwischen ihren Fingern hindurch:
»Sie werden nicht reinkommen. Das hier ist eine Kirche.«
»Fairies erkennen heiligen Boden nicht an. Er ist ihnen völ ig egal.«
Sie sind schon drin. Als sie meine Angst sah, nahm Ivy ihre Hand von meinem Mund. Der Lüftungsschlitz fiel mir ein, und ich schloss ihn vorsichtig. Das quietschende Geräusch ließ mich zusammenzucken. Jax landete auf meinem Knie.
»Sie sind in unseren Garten eingefal en.« Sein mörderischer Blick stand in verstörendem Kontrast zu seinem kindlichen Gesicht. »Dafür werden sie bezahlen. Und ich sitze hier fest, weil ich für euch Idioten den Babysitter spielen muss.«
Angewidert kehrte er auf das Fensterbrett zurück.
Aus der Küche kam ein lauter Knal . Als ich aufzustehen versuchte, drückte mich Ivy wieder runter. »Bleib hier«, sagte sie leise. »Jenks wird sich darum kümmern.«
»Aber -«Ich verkniff mir meinen Protest, als Ivy sich umdrehte. Im trüben Morgenlicht wirkten ihre Augen tiefschwarz. Was konnte Jenks schon gegen Fairy-Attentäter ausrichten? Er hatte eine Ausbildung zum Backup, nicht im Gueril akampf. »Hey, es tut mir leid«, flüsterte ich. »Dass ich dich geschlagen habe, meine ich.«
Ivy bewegte sich nicht. Ihre Augen spiegelten die widersprüchlichsten Gefühle wider. »Wenn ich dich wol te, kleine Hexe, könntest du mich nicht aufhalten.«
Ich musste schlucken. Das klang wie ein Versprechen.
»Irgendetwas ist passiert«, sagte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die geschlossene Tür. »Ich hatte das erst in drei Tagen erwartet.«
Ein Gefühl der Übelkeit überkam mich. Die LS. hatte ihre Taktik geändert. Das hatte ich mir wohl selbst zuzuschreiben.
»Francis ist passiert. Das war mein Fehler. Die I. S. weiß jetzt, dass ich an ihren Wachhunden vorbeikomme.«
Ich presste die Fingerspitzen an meine Schläfen. Keasley
Weitere Kostenlose Bücher