Band 1 - Blutspur
hatte mich gewarnt.
Ein weiterer Knal ertönte. Ivy und ich starrten die Tür an.
Ich konnte mein Herz klopfen hören. Ivy auch? Einen endlosen Moment später klopfte es leise an die Tür. Mein Körper spannte sich an, und auch Ivy sammelte sich.
»Papa?«, fragte Jax behutsam. Aus dem Flur kam ein wimmerndes Geräusch. Jax schnel te zur Tür: »Papa!«
Ich schlich geduckt zur Tür, machte das Licht an und blinzelte in den grel en Strahl. Dann sah ich auf die Uhr, die Ivy mir geliehen hatte. Es war erst halb sechs; ich hatte nur eine Stunde geschlafen.
Ivy erhob sich mit beängstigender Schnel igkeit. Sie öffnete die Tür und schritt hinaus, wobei der Saum ihres Morgenmantels über den Boden glitt. Ich zuckte schuldbewusst zusammen, als sie den Raum verließ. Ich hatte sie nicht verletzen wol en. Nein, das war gelogen. Ich hatte es gewol t.
Aber ich hatte gedacht, sie wol te mich zu ihrem Vorfrühstückssnack machen.
Jenks flog taumelnd in den Raum und knal te fast gegen das Fenster, als er zur Landung ansetzte.
»Jenks?« Meine Entschuldigung bei Ivy konnte warten.
»Bist du in Ordnung?«
»Naja«, kam seine schleppende Antwort. »Zumindest müssen wir uns für eine Weile keine Sorgen mehr um Fairies machen.« Überrascht bemerkte ich die Waffe in seiner Hand.
Sie hatte einen hölzernen Griff und war ungefähr so groß wie einer dieser Zahnstocher, auf die man Oliven aufspießt. Jenks setzte sich schwerfäl ig und quetschte dabei versehentlich seine unteren Flügel.
Jax zog seinen Vater auf die Füße. »Papa?« Er klang besorgt. Jenks sah schrecklich aus. Einer seiner oberen Flügel war zerfetzt und er blutete aus mehreren Wunden, eine davon direkt unter seinem Auge. Das andere Auge war komplett zugeschwol en. Er stützte sich schwer auf Jax, der sich al e Mühe gab, seinen Vater aufrechtzuhalten.
»Hier«, sagte ich und schob Jenks behutsam auf meine Handfläche. »Ab in die Küche mit dir, da ist das Licht besser.
Viel eicht können wir deinen Flügel stabilisieren.«
»Da ist kein Licht«, murmelte er erschöpft. »Hab's zerbrochen.« Er blinzelte und versuchte, mich anzusehen.
»Sorry.«
Besorgt bedeckte ich ihn mit der anderen Hand und ignorierte seinen schwachen Protest. »Jax, geh und hol deine Mutter.« Er schnappte sich das Schwert seines Vaters und schoss aus einer Öffnung unter der Decke. »Ivy?« Ich bahnte mir einen Weg durch die dunkle Hal e. »Was weißt du über Pixies?«
»Offensichtlich nicht genug«, sagte sie direkt hinter mir, und ich sprang aufgescheucht zur Seite.
Als ich die Küche betrat, drückte ich mit dem El bogen auf den Lichtschalter. Nichts. Die Lampen waren kaputt.
»Warte«, sagte Ivy, »der Boden ist vol er Glasscherben.«
»Woher weißt du das?«, fragte ich skeptisch, zögerte aber, da ich mir nicht die nackten Füße verletzen wol te. Ivy schob sich dicht an mir vorbei, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Sie wurde wieder vampirisch. Ich hörte das Knirschen von Glas, bevor die Leuchtröhre über dem Ofen aufflackerte und die Küche in kaltes, fluoreszierendes Licht tauchte.
Das dünne Glas der zerschmetterten Birnen war überal auf dem Boden verstreut und ein stechender Geruch hing in der Luft. Verblüfft stel te ich fest, dass es Fairystaub war. Als ich ihn einatmete, begann meine Nase zu jucken, und ich setzte Jenks schnel auf der Tischplatte ab, bevor ich niesen musste und ihn eventuel fal en ließ.
Dann hielt ich die Luft an und ging zum Fenster, um es weiter zu öffnen. Mr. Fish lag hilflos in der Spüle, da sein Glas zerschmettert worden war. Behutsam holte ich ihn zwischen den dicken Scherben hervor, fül te einen Plastikbecher mit Wasser und setzte ihn hinein. Mr. Fish schlingerte ein wenig hin und her, erzitterte, und sank dann auf den Boden. Seine Kiemen bewegten sich langsam. Er war in Ordnung.
»Jenks?« Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er schon wieder aufgestanden war. »Was ist passiert?«
»Wir haben sie fertiggemacht«, wisperte er und geriet ins Taumeln.
Ivy holte inzwischen den Besen aus der Vorratskammer und begann, das Glas auf einen Haufen zu kehren.
»Sie dachten, ich wüsste nicht, wo sie stecken.« Ich suchte nach Verbandszeug und erschrak, als ich einen abgetrennten Fairyflügel fand. Er ähnelte mehr dem Flügel eines Nachtfalters als dem einer Libel e. Ein paar Schuppen blieben an meinen Fingern hängen und färbten sie grün-violett.
Sorgfältig legte ich den Flügel beiseite; für einige komplizierte
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