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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Geduld. »Du hattest in den letzten sechs Monaten keinen einzigen vernünftigen Fang.«
    »Das war nicht meine Schuld, sondern Denons! Das hat er selbst zugegeben. Wenn du mich für so unfähig hältst, warum hast du mich dann angebettelt, dich mit mir kommen zu lassen?«
    »Das habe ich nicht getan.« Sie kniff die Augen zusammen und auf ihren Wangen erschienen hektische rote Flecken.
    Um weiteren Streit zu vermeiden, schob ich die Pizza in den Ofen. Die heiße Luft brannte auf meinen Wangen und ein paar Haarsträhnen flogen mir in die Augen. »Hast du wohl«, murmelte ich. Ich wusste, dass sie mich hören konnte, und fuhr deshalb lauter fort: »Ich weiß genau, was ich tun werde.«
    »Wirklich?« Sie stand direkt neben mir. Jenks hockte auf dem Fensterbrett, direkt neben Mr. Fish. Sein Gesicht war bleich. »Also dann sag mir, wie lautet dein perfekter Plan?«
    Inzwischen hatte ich Übung darin, meine Angst vor ihr zu verbergen. Ich ging wortlos an ihr vorbei und begann, mit dem großen Messer das Mehl von der Arbeitsplatte zu kratzen. Doch dann stel ten sich meine Nackenhaare auf, und ich drehte mich um. Sie war mir nicht gefolgt, sondern hatte lediglich ihre Arme vor der Brust verschränkt. In ihren Augen tanzten dunkle Schatten. Mein Puls raste. Ich hätte nicht mit ihr streiten sol en.
    Jenks flitzte zwischen uns. »Wie gehen wir rein, Rachel?«, fragte er hastig, während er auf der Arbeitsfläche landete.

    Jetzt, wo er sie im Auge behielt, fühlte ich mich sicherer und wandte ihr wieder den Rücken zu. »Ich werde als Nerz reingehen.« Ivy schnaubte nur. Ich strich das lose Mehl in meine Hand und brachte es zum Mül eimer. »Selbst wenn ich entdeckt werde, können sie mich so nicht erkennen. Das wird ein Kinderspiel.« Trents Bericht über meine Aktivitäten fiel mir wieder ein, und ich wurde nachdenklich.
    »In das Büro eines Abgeordneten einzubrechen ist kein Kinderspiel«, widersprach Ivy verbissen, »sondern ein Kapitalverbrechen.«
    »Mit Jenks' Hilfe brauche ich zwei Minuten in seinem Büro, insgesamt sind wir viel eicht zehn Minuten im Gebäude.«
    »Und für deine Beerdigung im Kel er des I. S.-Gebäudes brauchen sie nur eine Stunde. Ihr seid wahnsinnig. Ihr seid al e beide vol kommen wahnsinnig. Das ist eine verdammte Festung mitten im Wald! Und das ist kein Plan - das ist eine Idee. Pläne fixiert man schriftlich!«
    Ihre Stimme wurde verächtlich und meine Schultern verkrampften sich. »Wenn ich mich auf Pläne verlassen würde, dann wäre ich schon längst tot«, sagte ich. »Ich brauche keinen Plan. Du lernst, so viel du kannst, und dann machst du es einfach. Pläne helfen kein Stück bei bösen Überraschungen!«
    Ivy starrte mich an. Ich schluckte. Die Schwärze in ihren Augen breitete sich aus und mein Magen zog sich zusammen.
    »Ich kenne da einen angenehmeren Weg, wenn du Selbstmord begehen wil st«, hauchte sie.

    Jenks landete auf meinem Ohrring, was mich von Ivy ablenkte. »Das ist das Cleverste, was sie diese Woche gemacht hat. Also verpiss dich, Tamwood!«
    Ivy warf ihm einen wütenden Blick zu, und ich wich schnel einen Schritt zurück, solange sie abgelenkt war. »Du bist genauso bescheuert wie sie, Pixie.« Sie entblößte ihre Zähne.
    Vampirzähne waren wie Waffen. Man zeigte sie erst, wenn man sie auch benutzen wol te.
    »Lass sie ihren Job machen!«, schrie Jenks sie an.
    Ivy erstarrte. Ich spürte einen kalten Luftzug im Nacken, als Jenks seine Flügel für einen Blitzstart positionierte.
    »Genug!«, schrie ich, bevor er abheben konnte. Ich wol te ihn genau da haben, wo er saß. »Ivy, wenn du eine bessere Idee hast, dann sag sie mir. Ansonsten halt die Klappe.«
    Jenks und ich starrten Ivy an, kurzzeitig verblendet genug, um zu glauben, dass wir gemeinsam etwas gegen sie ausrichten könnten. Ihre Augen waren jetzt vol kommen schwarz. In ihrem starren Blick lag ein Versprechen, das sie bisher nur angedeutet hatte. Ein Kribbeln in meinem Bauch wirbelte aufwärts und schnürte mir die Kehle zusammen, und ich konnte nicht sagen, ob es Angst oder Vorfreude war.
    Atemlos fixierte sie meine Augen. Schau nicht auf meinen Hals, dachte ich panisch, o Gott. Schau nicht auf meinen Hals.
    »Verdammte Scheiße«, flüsterte Jenks.
    Auf einmal begann sie zu zittern und stützte sich Halt suchend auf das Spülbecken. Ich war wie ausgelaugt, und ich hätte schwören können, dass Jenks erleichtert aufseufzte.
    Langsam realisierte ich, dass diese Konfrontation wirklich übel hätte enden

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