Band 2 - Blutspiel
Umständen.
»Lass uns lieber den Kreis in der Küche benutzen«, schlug ich vor. »Es macht mir nichts aus, ihn zu schließen.«
»Du würdest riskieren, dass er denkt, du hättest ihn gerufen?«, fragte Nick überrascht.
Seine Ungeduld war mehr als deutlich, also nahm ich seine Hand und betrat den Wandschrank. Nick ließ mich sofort los und prüfte den Durchmesser des Kreises. Der Schrank war groß genug für uns beide, und im Moment war es noch recht angenehm. Mit einem Dämon, der versuchen würde, zu uns reinzukommen, würde es al erdings ziemlich klaustrophobisch werden. »Viel eicht ist das doch keine so gute Idee, Nick.«
»Es wird schon gehen.« Mit einer abrupten Bewegung trat er aus dem Schrank und streckte sich nach dem obersten Regalbrett, das noch über unseren Köpfen hing. Er holte einen Schuhkarton herunter und öffnete ihn. Darin befanden sich ein Plastikbeutel mit grauer Asche und ungefähr ein Dutzend halb abgebrannter, milchig-grüner Kerzen. Irritiert erkannte ich, dass es dieselben waren, die er benutzt hatte, um in Ivys Badezimmer romantisches Licht zu schaffen, als wir einmal einen, na ja, anregenden Abend in der Badewanne verbracht hatten. Warum waren sie jetzt mit einem Beutel Asche in diesem Karton?
»Hey, das sind meine Kerzen«, beschwerte ich mich. Jetzt wusste ich wenigstens, wohin sie verschwunden waren.
Er stel te den Karton auf sein Bett, nahm den Aschebeutel und die längste Kerze raus und verdrückte sich ins Wohnzimmer. Ich hörte ein dumpfes Geräusch, und als er zurückkam, zog er die Fußbank hinter sich her, auf der normalerweise seine einzige Pflanze stand, die ihm wohl mal jemand zum Einzug geschenkt hatte. Wortlos stel te er die Kerze auf den Platz, den sonst die Blattfahne einnahm.
»Kauf dir zur Dämonenbeschwörung demnächst deine eigenen Kerzen«, motzte ich.
Er runzelte die Stirn, zog die Schublade unter der Fußbank auf und kramte eine Streichholzschachtel hervor. »Sie müssen beim ersten Mal auf heiligem Boden angezündet werden, sonst funktioniert es nicht.«
»Na, du kennst dich ja bestens aus.« Verärgert fragte ich mich, ob diese ganze Nacht nur ein Vorwand gewesen war, um an die Kerzen ranzukommen. Wie lange lief das überhaupt schon mit den Beschwörungen? Schmol end sah ich zu, wie er die Kerze anzündete und mit dem Streichholz durch die Luft wedelte, bis es erlosch. Erst als er eine Hand vol Asche aus dem Beutel nahm, wurde ich nervös.
»Was ist das?«, fragte ich besorgt.
»Das wil st du lieber nicht wissen«, sagte er warnend.
Jetzt wurde ich wütend. Typen wie ihn hatte ich bei der LS.
wegen Grabplünderung hochgenommen. »Und ob ich das wil !«
Er sah mich genervt an. »Die Asche dient als Konzentrationspunkt, damit Algaliarept sich außerhalb des Kreises materialisiert, nicht innen bei uns. Und die Kerze sol sicherstel en, dass seine Aufmerksamkeit wirklich nur der Asche auf dem Tisch gilt. Ich habe sie gekauft, zufrieden?«
Ich murmelte eine Entschuldigung. Anscheinend hatte ich Nicks einzigen wunden Punkt gefunden und mit Schwung darauf herumgetrampelt. Im Gegensatz zu ihm hatte ich eben keine Ahnung von Dämonenbeschwörung. »Ich dachte immer, man müsste nur einen Kreis schließen und sie dann rufen«, meinte ich schockiert. Irgendjemand hatte die Asche seiner Großmutter verkauft, nur damit Nick mit ihren sterblichen Überresten einen Dämon beschwören konnte.
Nick klopfte sich den Staub von den Händen und verschloss die Tüte. »Bei dir mag das funktionieren, bei mir nicht. Der Typ im Zauberladen hat sogar versucht, mir ein unverschämt teures Amulett anzudrehen, weil er nicht glauben wol te, dass ein Mensch einen magischen Kreis schließen kann. Nachdem ich ihn in einen Kreis eingesperrt hatte, den er nicht brechen konnte, hat er mir zehn Prozent Rabatt auf meinen Einkauf gegeben. Wahrscheinlich hat er sich gesagt, dass ich gut genug bin, um zu überleben und dann wiederzukommen.«
Seine Gereiztheit war in dem Moment verschwunden, als ich aufgehört hatte, ihn anzuschnauzen. Das hier war die erste - na gut, die zweite - Gelegenheit für ihn, mir sein Können zu beweisen, auf das er offenbar sehr stolz war.
Menschen mussten sich unglaublich anstrengen, um die Kraftlinien so gut zu beherrschen wie Hexen, deshalb ließen sie sich auch oft auf einen Pakt mit einem Dämon ein, um mithalten zu können. Natürlich überlebten sie das in der Regel nicht lange, da sie irgendwann einen Fehler machten und ins Jenseits gezogen
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