Band 2 - Blutspiel
Raum konnte ich unter dem Deo seinen Schweiß riechen. Er drückte kurz meine Hand.
Aus dem Wohnzimmer konnte ich das Ticken der Uhr und den gedämpften Verkehrslärm hören. Es geschah nichts.
»Sol te jetzt nicht was passieren?« Ich kam mir langsam dämlich vor in dem Wandschrank.
»Es kann ein bisschen dauern. Wie ich schon sagte, es ist ein Probevertrag, nicht das vol e Programm.«
Ich atmete möglichst leise und lauschte gespannt. »Und wie lange genau kann das dauern?«
»Seit ich die Kreisgeschichte umgedreht habe, normalerweise fünf bis zehn Minuten.«
Nicks Stimmung besserte sich langsam wieder, und ich spürte die Wärme seines Körpers neben mir. In der Ferne heulte die Sirene eines Rettungswagens auf und verklang wieder.
Ich beäugte kritisch die brennende Kerze. »Und wenn er nicht auftaucht? Wie lange müssen wir warten, bis wir aus dem Schrank kommen können?«
Nick lächelte mich freundlich aber unverbindlich an wie ein Fremder im Fahrstuhl. »Äh, ich würde besser nicht vor Sonnenaufgang aus dem Kreis treten. Solange er nicht erschienen ist und wir ihn dem Ritus entsprechend wieder gebannt haben, kann er die ganze Nacht über auftauchen.«
»Wenn er also nicht kommt, stecken wir bis zum Morgen in diesem Schrank?«
Er nickte, wandte aber den Blick ab, als sich der Geruch von verschmortem Bernstein auszubreiten begann. »Oh, gut, da kommt er«, flüsterte Nick und richtete sich kerzengerade auf.
Oh gut, da kommt er, wiederholte ich in Gedanken sarkastisch. Oh Gott, mein Leben war eine Katastrophe.
Der Aschehaufen war plötzlich von rotem Jenseitsnebel umgeben. Der Nebel verdichtete sich mit rasanter Geschwindigkeit und nahm die groben Umrisse eines Tiers an. Ich hielt die Luft an, als ein Paar rotglühender Augen mit geschlitzten Pupil en auftauchte. Dann formte sich ein brutales Maul, aus dem der Sabber auf den Teppich tropfte, noch bevor die Gestalt fertig model iert war. Schließlich stand der riesige Köter vor uns, den ich damals im Bücherarchiv der Universität das erste Mal gesehen hatte: Nicks personifizierte Angst vor Hunden.
Sein rasselndes Hecheln weckte eine instinktive Angst in mir, von der ich bisher nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Als sich das Tier schüttelte, erschienen kral enbesetzte Pfoten und kräftige Hinterläufe, aus dem letzten Rest des Nebels bildete sich eine dicke blonde Mähne. Nick begann zu zittern. »Al es in Ordnung?«, fragte ich besorgt, und er nickte mit kreidebleichem Gesicht.
»Nicholas Gregory Sparagmos«, knurrte das Biest, hockte sich auf die Hinterläufe und zog die Lefzen hoch. »Schon wieder, kleiner Zauberer? Ich war doch gerade erst hier.«
Gregory? Nick grinste mich verlegen an. Sein zweiter Vorname war Gregory? Und was hatte er wohl von dem Dämon für diese Information bekommen?
»Oder hast du mich nur gerufen, um Rachel Mariana Morgan zu beeindrucken?«, ergänzte er, richtete den Blick auf mich und ließ die lange rote Zunge aus dem Maul hängen. Das sol te wohl ein Grinsen sein.
»Ich habe ein paar Fragen«, sagte Nick wesentlich forscher, als es seine Haltung vermuten ließ. Ihm stockte al erdings der Atem, als der Hund sich erhob und durch den Flur auf uns zu trottete, den er in seiner Breite fast vol ständig ausfül te.
Entsetzt sah ich, wie er prüfend über den Boden vor dem Kreis leckte. Die Jenseitsbarriere zischte, als er mit der Zunge die unsichtbare Schwel e berührte. Heißender Rauch stieg auf, und durch den Dunstschleier konnte ich sehen, wie an Algaliarepts Zunge kleine Flammen aufloderten. Nick erstarrte, und glaubte einen leisen Fluch oder viel eicht auch ein Gebet zu hören. Der Dämon stieß ein irritiertes Knurren aus, und seine Umrisse verschwammen.
Mit klopfendem Herzen beobachtete ich die Verwandlung in den üblichen englischen Gentleman. »Rachel Mariana Morgan«, begrüßte er mich schmeichelnd. »Ich muss dich wirklich beglückwünschen, Liebes, dass du diese Leiche gefunden hast. Das war die geschickteste Anwendung der Kraftlinienmagie, die ich in den letzten zwölf Jahren gesehen habe.« Er lehnte sich ein wenig vor, und ich roch den Duft von Lavendel. »Du hast für ziemlich viel Aufsehen gesorgt«, flüsterte er. »Ich wurde plötzlich zu jeder Party eingeladen, da es meine Hexe war, deren Zauber es bis auf den Marktplatz geschafft und die Glocken zum Klingen gebracht hat. Sie haben al e etwas von der Köstlichkeit abbekommen, wenn auch nicht so viel wie ich.«
Der Dämon schloss die
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