Band 5 - Blutlied
einem Aufjaulen ab, aber ich schloss die Augen, als ich Steves Umarmung erwiderte und seinen köstlichen Geruch von Räucherwerk und Vamp-Pheromonen tief in mich einsog. Gott, er roch gut. Fast so gut wie Kisten.
»Hi, Steve«, sagte ich. Als ich ein Kribbeln an meiner Narbe fühlte, brachte ich ein wenig Distanz zwischen ihn und mich.
»Wie sauer ist Kisten, dass ich darum gebeten habe, die Bar für ein paar Stunden benutzen zu dürfen?«
Kistens stel vertretender Manager und Türsteher drückte mich ein letztes Mal und ließ dann los. »Überhaupt nicht«, sagte er mit einem hinterhältigen Glitzern in den Augen. Die Pupil en waren größer, als das Dämmerlicht es rechtfertigte, und das Lächeln mit den blitzenden Zähnen kam wahrscheinlich daher, dass er wusste, dass ich gerne seinen Duft atmete. »Er freut sich schon darauf, dir die Miete für das Hinterzimmer aus dem Kreuz zu leiern.«
»Darauf wette ich«, sagte ich trocken, und meine Hände sanken nach unten. »Ahm, das ist David, mein Alpha«, erklärte ich dann, als ich mich an den Mann neben mir erinnerte. »Und Jenks kennst du.«
David lehnte sich nach vorne und streckte die Hand aus.
»Hue«, erklärte er melancholisch. »David Hue. Schön, Sie kennenzulernen.«
Stevens Blick schoss von ihm zu mir und wieder zurück, in einem wortlosen Kommentar zu Davids depressiver Stimmung. »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Mr.
Hue«, sagte der Vampir ernst. »Ich hatte gehört, dass Rachel ein Rudel gestartet hat. Sie erlaubt nur außergewöhnlichen Männern, einen Anspruch auf sie zu erheben.«
»Hey!«, rief ich und schlug mit dem Handrücken auf Steves Schulter. Aber Steven fing meine Hand ab, und seine Augen wurden völ ig schwarz, als er meine Finger küsste.
Ich vergaß, wie ich ihn hatte beschimpfen wol en, als die harte Kühle seiner Zähne meine Finger berührte. Ein Schaudern überlief mich, und ich blinzelte. Seine Augen unter den tiefen Brauen waren direkt auf mich gerichtet.
»Hör auf damit«, sagte ich und zog meine Hand weg.
Steve lächelte mich an, als wäre ich seine kleine Schwester, und David tauchte aus seinem Loch auf, um mich anzustarren. »Mr. Ray ist bereits hier«, erklärte der Vamp. »Er ist mit sechs Männern hinten und wartet auf dich.«
Sechs Männer? Warum hat er so viele mitgebracht? Er weiß doch nicht, dass Mrs. Sarong kommt, oder?
»Danke«, sagte ich. Als Steven davonschlenderte, legte ich meine Jacke auf die Bar. »Macht es dir was aus, wenn wir hier warten, bis Mrs. Sarong ankommt?«
»Überhaupt nicht.« Er zog einen Stuhl für mich unter der Bar hervor. »Was kann ich dir und Mr. Hue bringen?« Er warf einen kurzen Blick auf den melancholischen Werwolf. »Ich erzähle es der I.S. nicht, wenn ihr es auch nicht tut.«
David lehnte sich gegen die Bar. Seine braunen Augen waren überal , und er sah aus wie ein Revolverheld frisch aus der Prärie. »Wasser, bitte«, meinte er, ohne sich bewusst zu sein, dass ich ihn beobachtete. Es musste ihn innerlich zerreißen, an dem Tod dieser Frauen beteiligt zu sein, wenn auch nur indirekt.
»Eistee?«, fragte ich, weil mir in meinem Lederoutfit richtig heiß war. Dann bereute ich es sofort. Ich würde mich mit zwei von Cincys mächtigsten Werwölfen treffen und währenddessen an einem Eistee nippen? Gott! Kein Wunder, dass niemand mich ernst nahm.
Ich setzte an, die Bestel ung zu einem Glas Wein zu ändern, einem Bier, irgendwas. . aber Steve war schon weg.
Das Klappern von Pixieflügeln ließ mich einladend die Hand heben, und Jenks landete darauf. Seine Flügel glitzerten. »Die Bar sieht gut aus«, meinte er und schüttelte sich die Ponyfransen aus den Augen. »Keine Zauber außer dem üblichen. Ich würde Mr. Ray belauschen, wenn es für dich in Ordnung ist.«
Ich nickte. »Danke, Jenks. Das wäre tol .«
Jenks berührte salutierend seine rote Kappe. »Du hast's erfasst. Ich komme zurück, wenn du mich brauchst.«
Der Wind seiner Flügel war ein kurzer, kühler Wirbel, und dann war er weg.
Vom anderen Ende der Bar kam Steve auf uns zu, mit zwei Drinks in seinen großen Händen. Er stel te sie vor uns ab und verschwand dann durch die großen, lautlosen Schwingtüren in die Küche.
David umfasste sein Wasserglas mit einer Hand. Ohne zu trinken, beugte er sich darüber und brütete. Aus der Küche war ein murmelndes Gespräch zu hören. Meine Augen glitten durch den kühlen, dämmrigen Raum und registrierten die Veränderungen, die Kisten vorgenommen
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