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Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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hatte. Mit entschlossenen grünen Augen griff sie sich Trents Arm und drehte mir mit zitternden Schultern den Rücken zu. Der heilige Kerl räusperte sich und setzte da wieder ein, wo er aufgehört hatte, sprach über Hingabe, Verständnis und Vergebung. Ich blendete ihn aus. Ich musste mich beruhigen; ich würde viel eicht eine ganze Weile hier sein.
    Die Kathedrale war wunderschön, und in der ruhigen Luft hing der sanfte Geruch von wilden Möhren. Blumen bedeckten jede verfügbare Oberfläche und auch ein paar senkrechte Flächen, wo kleine Sträuße an bunte Bänder gepinnt waren. Es gab exotische Reben und Lilien, aber es waren die einfachen Blütenpflanzen, die ich am liebsten mochte. Die weltbekannten Buntglasfenster wirkten verhalten vor dem Nebel und dem Mondlicht draußen, und die Schatten der umstehenden Bäume bewegten sich über sie wie die Silhouetten kreisender Drachen. Das Kerzenlicht flackerte, und die glatte Stimme des heiligen Kerls war wie Staub, dem man Klang verliehen hatte.
    Ich blinzelte, als mir klar wurde, dass AI mich von jenseits des Brautpaares anschmachtete. Neben ihm hatte Quen eine böse Miene aufgesetzt. Sie trugen wundervol e schwarze Smokings, die wirkten wie die Galauniformen aus irgendeiner Science-Fiction-Reihe der achtziger Jahre.
    Nervös rückte ich mein Kleid zurecht. Ich hatte irgendwie einen Fleck darauf gemacht, und ich wünschte mir, ich hätte einen Blumenstrauß, um ihn zu verdecken, aber so was bekommt man nicht, wenn man zu spät kommt.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Publikum zu und sah Jenks in den Dachbalken leuchten. Er staubte heftig, und Takata nieste in dem künstlichen Sonnenstrahl, den Jenks erzeugte.

    »Gesundheit«, formte ich mit dem Mund, und er hob seine buschigen Augenbrauen. Der Rockstar mittleren Alters sah besorgt aus, aber die vernarbte Tiermenschenfrau neben ihm
    - Ripley, seine Schlagzeugerin - war offensichtlich amüsiert.
    Gott sei Dank trug Takata einen Anzug statt der orangefarbenen Monstrosität, die er einmal angehabt hatte, als ich ihm begegnet war. Er hatte sogar seine blonden Locken gebändigt, und ich konnte das Amulett um seinen Hals sehen, das dafür sorgte.
    Er blickte mich über die versammelten Personen hinweg an und formte mit den Lippen zurück: »Was tust du?«
    »Arbeiten«, erklärte ich ihm lautlos.
    Dann schaute ich zu Mr. Ray und Mrs. Sarong hinter ihm.
    Sie sahen aus wie kleine Kinder, die etwas aushecken. Ich würde mir darum aber keine Sorgen machen. Es würde bald vorbei sein.
    Als Letztes sammelte ich meinen Mut und schaute zu Ivy.
    Angst durchfuhr mich. Sie war betäubt. Leer und ausdruckslos. Ich hatte das schon früher an ihr gesehen, aber niemals so tiefgreifend. Sie hatte sich selbst ausgeschaltet.
    Wunderschön in ihrem eleganten grauen Kleid und dem breitkrempigen Hut, sah sie ihrer Mutter eine Reihe hinter ihr erstaunlich ähnlich. Sie saß steif zwischen Skimmer und Piscary.
    Der blonde lebende Vampir starrte mich eifersüchtig an.
    Sie war jetzt eindeutig Teil von Piscarys Camaril a, trotz des klitzekleinen Details, dass die Stadt Piscary wegen AI freigelassen hatte, nicht wegen ihrer Fähigkeiten im Gerichtssaal. Ich musste daran glauben, dass es Ivy gutgehen würde. Ich konnte sie nicht retten. Sie musste sich selbst retten.
    Als er meine Qual über Ivys Zustand sah, lächelte Piscary mich an, spöttisch und selbstbewusst. Ich stieß den Atem zischend durch die Zähne, als meine Dämonennarbe ein kribbelndes Gefühl durch mich jagte. Verdammt noch mal, damit hatte ich nicht gerechnet. Genervt formte ich mit den Lippen in seine Richtung: »Ich wil mit Ihnen reden!«
    Piscary senkte zustimmend den Kopf. Er sah in seinem original ägyptischen Outfit fabelhaft aus. Anscheinend dachte er, ich wol te über Ivy reden, denn er hob ihre schlaffe Hand und küsste sie kurz.
    Ich versteifte mich, als mir plötzlich auffiel, dass Trent mich aus dem Augenwinkel beobachtete. Tatsächlich beachtete die ganze Kirche mehr Piscary und mich als das Paar am Altar. Und wenn El asbeths zusammengebissene Zähne irgendein Zeichen waren, dann war sie stinkwütend.
    Ich zog eine Grimasse und versuchte, eine kämpferische Pose zu finden, während ich ein Spitzenkleid und Blumen in den Haaren trug. »Nicht Ivy«, formte ich mit den Lippen. »Ich möchte Ihren Schutz. Für Kisten und mich. Es wird sich lohnen.«
    Piscary schien von meinem Wunsch verwirrt, aber er nickte, tief in Gedanken. Als amüsiertes Grinsen wurde säuerlich,

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