Band 5 - Blutlied
her, und ich stützte eine Hand gegen die Wand, damit ich nicht al ein vom Zuschauen das Gleichgewicht verlor. »Das war der Fluch, nicht ich«, erklärte ich.
»Wie geht es deinen Knien?«, fragte er und ließ sich fal en, um sie zu begutachten, dann musste ich den Kopf nach oben reißen, als er an die Decke schoss. »Du hast sie dir ziemlich angeschlagen, als Ceri dich zu Fal gebracht hat.«
»Daran erinnere ich mich auch nicht«, sagte ich, verschränkte die Beine und betete. »Könntest du aus dem Weg gehen? Ich muss ins Bad.«
»Heilige Scheiße«, sagte Jenks und folgte Ivy und mir. »Ich dachte, du würdest Edden umbringen. Er ist derjenige, der dir das blaue Auge verpasst hat.«
Deswegen fühlt sich mein Gesicht so geschwol en an, dachte ich und schlurfte den Flur entlang. »Was für ein Tag ist heute?«, erkundigte ich mich und fragte mich, wie lange es wohl her war, dass ich das letzte Mal etwas gegessen hatte.
»Montag.« Ivy war direkt hinter mir. »Warte, jetzt ist es Dienstag.«
»Oooooh, die guten Geister haben es al es in einer Nacht erledigt«, sagte ich und blinzelte, als ich das Badezimmerlicht anschaltete. Meine Augen taten weh. Ich drehte mich zu ihnen um und stel te fest, dass sie mich beide anstarrten, als hätte ich etwas Unheimliches gesagt. »Was?«, fragte ich, und Jenks landete auf Ivys Schulter.
»Bist du sicher, dass es dir gutgeht?«
»Ja, aber wenn ich jetzt nicht in dieses Bad gehe, mache ich eine Pfütze.«
Jenks hob ab und Ivy trat drei Schritte zurück. »Wil st du was essen?«, fragte sie, und ich hielt noch mal inne, bevor ich die Tür schloss.
»Al es außer Brimstone«, sagte ich, und auf ihrem Gesicht erschien ein schuldbewusster Ausdruck. Ich schloss die Tür zwischen uns, stemmte beide Hände auf die Waschmaschine und stand zitternd darübergebeugt. Es war nicht der Blutverlust. Und so schlimm war ich auch nicht zusammengeschlagen worden. Ich war unendlich erschöpft.
Etwas - viel eicht jemand - hatte einen Kampf in mir ausgetragen, und ich erinnerte mich überhaupt nicht daran.
Der Fokus war weg, also hatte ich verloren. Ich war diejenige, die sich nach der Schlacht zusammensammelte und zum nächsten Kampf humpelte.
Ich konnte nur hoffen, dass er leichter sein würde als der letzte.
Ich richtete mich auf und ging zum Spiegel. Ich hob die Bandage an meinem Hals an, um darunterschauen zu können, tat es aber dann doch nicht. Ich wol te es noch nicht wissen. Ich drehte meinen Kopf und begutachtete mich selbst, um dann zu entscheiden, dass es nicht so schlimm war. Ein Teintamulett würde mein blaues Auge verschwinden lassen, und die geschwol enen Lippen verliehen mir einen sinnlichen Look. Ich hatte eine Schürfwunde an meinem Schienbein und noch eine an der Hüfte, da, wo das T-Shirt endete. Mein Rücken tat weh, als ich mich vorbeugte, um meine Knie zu kontrol ieren, aber nichts davon würde mehr als ein oder zwei Tage brauchen, bevor ich wieder normal aussah. Es war fast enttäuschend.
Ein Dämonenfluch gewesen zu sein, wie kurzzeitig auch immer, sol te irgendein Mal zurücklassen. Eine silberne Strähne im Haar oder bezaubernde Augen. Viel eicht Krähen auf dem Dach oder einen Höl enhund auf den Fersen. Aber was bekam ich? Ich stieß die Luft aus und starrte mein Spiegelbild an.
Ein blaues Auge. Super.
Ich hörte Ivys murmelnde Stimme am Telefon, und nachdem ich meinem dringendsten Bedürfnis endlich nachgekommen war, entschied ich, dass die Dusche warten konnte, bis ich ein paar Antworten bekommen und meinen Magen gefül t hatte. Im Trockner lag ein Paar Jeans, nicht Kistens Klamotten, und mit einem neuen Anflug von Depression schob ich mir das STAFF-T-Shirt in den Hosenbund, aktivierte einen Teintzauber, bürstete kurz über meine Zähne und ließ es dann gut sein. Ich war so hungrig, dass selbst der Geruch von Kaffee, der durch die Tür drang, dafür sorgte, dass mir leicht schlecht wurde.
Ich ging langsam wieder hinaus, weil ich schlechte Nachrichten erwartete. Das hel e Licht eines neuen Tages fiel durch die Küchentür in den Flur. Das war der dritte Morgen, an dem ich zu Sonnenaufgang aufgestanden war, statt ins Bett zu gehen, und ich war es leid.
»Rachel ist gerade erst aufgewacht«, hörte ich Ivys Stimme, bevor ich auch nur zwei Schritte weit gekommen war, und ich wurde noch langsamer. Sie war nicht am Telefon; es war jemand in der Küche. »Sie redet mit niemandem, bevor sie etwas gegessen hat und die Chance hatte durchzuatmen, und sie redet
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