Band 6 - Blutnacht
erklang.
»Dämlicher moosfressender Pixie«, beschimpfte Jenks sich selbst. »Es ist zu kalt, um mein Schwert mitzunehmen«, piepste er gekünstelt. »Ich werde mir den Arsch abfrieren.
Das ist ein Einkaufstrip und kein Auftrag.« Seine Stimme wurde wütend. »Tink rette dich, Rachel. Kannst du nicht mal mit deiner Mutter einkaufen gehen, ohne Dämonen zu rufen?«
»Ich habe ihn nicht gerufen!«, protestierte ich und konnte fühlen, wie meine Handflächen anfingen zu schwitzen.
»Yeah, tja, er ist aber da«, erklärte der Pixie, und ich schluckte schwer, als der Dämon hinter dem Regal hervor spähte. Er hatte genau gewusst, wo ich war.
AI lächelte mit tiefer, spöttischer Wut. Seine roten Augen, mit geschlitzten Pupil en wie die einer Ziege, musterten mich über den Rand einer getönten Bril e hinweg. Er trug seinen üblichen Anzug aus grünem Samt und war so ein Bild europäischer Eleganz, ganz der junge Lord auf dem Weg zu großen Taten. An seinen Ärmeln und am Kragen sah man Spitze. Seine aristokratischen Gesichtszüge, mit einer ausgeprägten Nase und einem starken Kinn, waren schlechtgelaunt verzogen und er fletschte in einem Ausdruck, der von der Vorfreude sprach, mir Schmerzen zuzufügen, seine starken Zähne.
Ich wich weiter zurück und er kam hinter dem Regal hervor. »Oh, in der Tat. Das ist wunderbar!«, verkündete er erfreut. »Zwei Morgans zum Preis von einer.«
Oh Gott. Meine Mutter. Panik riss mich aus meiner Schockstarre. »Du kannst meine Familie nicht anrühren«, sagte ich, während ich mich immer noch bemühte, die Verpackung von der magnetischen Kreide zu lösen. Wenn ich einen Schutzkreis zeichnen könnte, wäre es mir viel eicht möglich, ihn einzufangen. »Du hast es versprochen.«
Das Klappern der Stiefel stoppte und AI posierte, um seine elegante Grazie zu zeigen. Meine Augen maßen den Abstand zwischen uns ab. Zweieinhalb Meter. Nicht gut. Aber solange er mich ansah, beachtete er meine Mom nicht.
»Habe ich tatsächlich, oder?«, fragte er, und als er den Blick zur Decke wandte, entspannte ich mich ein wenig.
»Rache!«, kreischte Jenks.
AI sprang nach vorne. Panisch wich ich zurück. Angst durchschoss mich, als er meine Kehle umfasste. Ich zog an seinen Fingern und grub meine Nägel in seine Haut, während er mich hochhob, so dass ich über dem Boden baumelte. Sein feingeschnittenes Gesicht verzog sich schmerzhaft, aber seine Finger schlossen sich nur fester um meinen Hals. Ich konnte meinen Puls im Kopf fühlen und wurde schlaff, in der Hoffnung, dass er bloß ein wenig angeben wol te, bevor er mich ins Jenseits schleppte, um mich dort hoffentlich nur zu töten.
»Du kannst mich nicht verletzen«, presste ich hervor. Ich war mir nicht sicher, ob das Funkeln am Rand meines Sichtfeldes vom Sauerstoffverlust kam oder ob es Jenks war.
Ich bin tot. Ich bin so tot.
Ein leises, befriedigtes Geräusch entkam AI, ein langes, tiefes zufriedenes Grol en. Mühelos zog er mich näher, bis unser Atem sich vermischte. Seine Augen hinter der Sonnenbril e waren rot, und ich konnte nicht anders, als den Geruch von verbranntem Bernstein einzuatmen.
»Ich habe dich lieb und nett um deine Zeugenaussage gebeten. Du hast abgelehnt. Ich habe keinen Anlass mehr, mich an die Regeln zu halten. Dafür kannst du deiner eigenen Kurzsichtigkeit danken. Ich in einer winzig kleinen Zel e.« Er schüttelte mich, sodass meine Zähne aufeinanderschlugen. »Meiner Flüche beraubt und nackt bis auf das, was ich sagen oder zaubern kann. Aber jemand hat mich aus der Zel e beschworen«, sagte er bösartig. »Und wir haben eine Abmachung, die dich zu einem Leichnam und mich zu einem freien Dämon machen wird.«
»Es war nicht mein Fehler, dass du in den Knast gegangen bist«, quietschte ich. Das Adrenalin in meinem Blut tat mir im Kopf weh. Er konnte mich nicht ins Jenseits schleppen, außer ich ließ es zu, er müsste mich zu einer Kraftlinie schleppen.
Irgendwo in meinem verwirrten Hirn klickte es. Er konnte mich nicht festhalten und gleichzeitig neblig werden. Mit einem Grunzen zog ich mein Knie hoch und rammte es ihm genau zwischen die Beine.
AI stöhnte. Schmerz durchfuhr mich, als er mich von sich warf und ich mit dem Rücken gegen ein Regal knal te. Ich schnappte nach Luft und hielt mir meine gequetschte Kehle, während sich mit leisem Klappern Pakete mit gefriergetrockneten Kräutern über mich ergossen. Ich roch den Gestank von Bernstein, während ich hustete, hob eine Hand, um ihn abzuwehren und
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